Maxwell-Gleichungen
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Die Maxwell-Gleichungen von James Clerk Maxwell beschreiben die Phänomene des Elektromagnetismus. Sie sind damit ein wichtiger Teil des modernen physikalischen Weltbilds.
Die Maxwell-Gleichungen sind ein spezielles System von linearen partiellen Differentialgleichungen erster Ordnung. Die Gleichungen beschreiben den Zusammenhang von elektrischen und magnetischen Feldern mit elektrischen Ladungen und elektrischem Strom unter gegebenen Randbedingungen. Zusammen mit der Lorentzkraft erklären sie damit alle Phänomene der klassischen Elektrodynamik. Sie bilden daher auch die theoretische Grundlage der Optik und der Elektrotechnik.
Der schottische Physiker James Clerk Maxwell erarbeitete die nach ihm benannten Gleichungen von 1861 bis 1864. Er kombinierte dabei das Durchflutungsgesetz und das Gaußsche Gesetz mit dem Induktionsgesetz. Zusätzlich forderte er, um die Kontinuitätsgleichung nicht zu verletzen, den maxwellschen Verschiebungsstrom.
Neben der Formulierung als Differentialgleichungen lassen sich die Maxwell-Gleichungen auch in integraler Form, in differentialgeometrischer Form und in kovarianter Form darstellen.
Maxwell-Gleichungen im Feldlinienbild
Das elektrische und das magnetische Feld können durch Feldlinien repräsentiert werden. Das elektrische Feld wird durch die Felder der elektrischen Feldstärke
Die elektrische Feldstärke
In der folgenden Abbildung wird das Feldlinienbild anhand einer positiven und einer negativen Ladung verdeutlicht. Das elektrische Feld ist an den Ladungsträgern am stärksten und nimmt mit größerer Entfernung ab:
In Quellenfeldern zeichnen sich die Feldlinien durch einen Anfang und ein Ende aus (oder verschwinden im Unendlichen). In Wirbelfeldern sind die Feldlinien geschlossene Kurven.
- Das Gaußsche Gesetz für elektrische Felder besagt, dass elektrische Ladungen Quellen und Senken des Feldes der elektrischen Flussdichte
sind, also Anfang und Ende der zugehörigen Feldlinien darstellen. Elektrische Felder ohne Quellen und Senken, sogenannte Wirbelfelder, treten hingegen bei Induktionsvorgängen auf.
- Das Gaußsche Gesetz für den Magnetismus besagt, dass das Feld der magnetischen Flussdichte
keine Quellen aufweist. Die magnetische Flussdichte hat demzufolge nur geschlossene Feldlinien. Im Gegensatz dazu kann das Feld der magnetische Feldstärke allerdings schon Quellen und Senken aufweisen. Ein bekanntes Beispiel ist die Oberfläche eines Permanentmagneten.
- Induktionsgesetz von Faraday: Zeitliche Änderungen des magnetischen Flusses führen zu einem elektrischen Wirbelfeld.
- Erweitertes Durchflutungsgesetz: Elektrische Ströme - einschließlich einer zeitlichen Änderung der elektrischen Flussdichte - führen zu einem magnetischen Wirbelfeld.
Gleichungen
Im engeren Sinne sind die Maxwell-Gleichungen die mathematische Beschreibung dieser Gesetze. Direkt analog zu den Gesetzen kann man sie mit vier[1] gekoppelten Differentialgleichungen beschreiben, es gibt jedoch auch weitere äquivalente Formulierungen.
Mikroskopische Maxwell-Gleichungen
Die mikroskopischen Maxwell-Gleichungen verknüpfen die elektrische Feldstärke
Name | SI | Physikalischer Inhalt |
---|---|---|
Gaußsches Gesetz |
|
Elektrische Feldlinien divergieren voneinander unter Anwesenheit elektrischer Ladung, die Ladung ist Quelle des elektrischen Feldes. |
Gaußsches Gesetz für Magnetfelder |
|
Magnetische Feldlinien divergieren nicht, das Feld der magnetischen Flussdichte ist quellenfrei; es gibt keine magnetischen Monopole. |
Induktionsgesetz |
|
Änderungen der magnetischen Flussdichte führen zu einem elektrischen Wirbelfeld. |
Erweitertes Durchflutungsgesetz |
|
Elektrische Ströme – einschließlich des Verschiebungsstroms – führen zu einem magnetischen Wirbelfeld. |
Makroskopische Maxwell-Gleichungen
Bei Anwesenheit von Materie sind die mikroskopischen Maxwell-Gleichungen einerseits unhandlich, da schließlich jeder Ladungsträger in jedem Atom des Mediums berücksichtigt werden muss. Andererseits können die magnetischen Eigenschaften (beispielsweise von einem Permanentmagneten) prinzipiell nicht ohne zusätzliche physikalische Erkenntnisse der Quantenmechanik aus den mikroskopischen Maxwell-Gleichungen abgeleitet werden.
Die makroskopischen Maxwell-Gleichungen berücksichtigen die Eigenschaften der Materie in Form von Materialparametern, wobei dem leeren Raum die Parameter Permittivität
Die Anwesenheit von Materie erfordert, dass das elektrische und das magnetische Feld jeweils durch zwei zusätzliche Vektorfelder beschrieben werden, der elektrischen Flussdichte
Gaußsches Gesetz |
|
Die Ladung ist Quelle des elektrischen Feldes. |
---|---|---|
Gaußsches Gesetz für Magnetfelder |
|
Das Feld der magnetischen Flussdichte ist quellenfrei; es gibt keine magnetischen Monopole. |
Induktionsgesetz |
|
Änderungen des magnetischen Feldes führen zu einem elektrischen Wirbelfeld. |
Erweitertes Durchflutungsgesetz |
|
Elektrische Ströme – einschließlich des Verschiebungsstroms – führen zu einem magnetischen Wirbelfeld. |
In den Formeln bezeichnen die fett gesetzten Symbole vektorielle Größen und die kursiv gesetzten Symbole Skalare.
Die Differentialoperatoren bedeuten:
bezeichnet die Divergenz von bezeichnet die Rotation von
und es ist z. B.
Differentielle und integrale Formulierung
In den folgenden Abschnitten bzw. Tabellen wird bezüglich der Indizierung von Ladung und Strom eine semantisch äquivalente Konvention benutzt: Und zwar werden
Übersicht
Hier werden z. B. die Maxwell-Gleichungen in SI-Einheiten angegeben. Formulierungen in anderen Einheitensystemen sind am Schluss aufgeführt bzw. werden durch Bemerkungen im Text erläutert.
Die im Folgenden in der rechten Spalte im Zentrum von einfachen oder zweifachen Integralen angegebenen Symbole betonen, dass man es mit geschlossenen Kurven bzw. Flächen zu tun hat.
differentielle Form | verknüpfender Integralsatz | Integralform |
---|---|---|
Physikalisches gaußsches Gesetz: Das |
Gauß | Der (elektrische) Fluss durch die geschlossene Oberfläche |
Das |
Gauß | Der magnetische Fluss durch die geschlossene Oberfläche eines Volumens ist gleich der magnetischen Ladung in seinem Inneren, nämlich Null, da es keine magnetischen Monopole gibt. |
Induktionsgesetz
Jede Änderung des |
Stokes | Die (elektrische) Zirkulation über der Randkurve |
Durchflutungsgesetz:
Die Wirbel des Magnetfeldes hängen von der elektrischen Leitungsstromdichte |
Stokes | (A ist eine Fläche mit Orientierung, Die magnetische Zirkulation über der Randkurve |
Erläuterungen
In den Formeln bezeichnen die fett gesetzten Symbole vektorielle Größen und die kursiv gesetzten Symbole Skalare. Zu beachten ist, dass alle Größen aus einem beliebigen, aber für alle Größen gleichen Inertialsystem, gemessen werden müssen. Soll mithilfe der o. g. Gleichungen beispielsweise die induzierte Spannung in einer bewegten Leiterschleife betrachtet werden, so ist es günstig, die Größen in den bewegten Teilen des Systems mithilfe der Lorentztransformation in das Ruhesystem umzurechnen.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass viele Lehrbücher anstelle des Induktionsgesetzes fälschlich folgende Näherung als das "allgemeine Induktionsgesetz" oder "das Induktionsgesetz für bewegte Körper" notieren:
Die Gleichung misst die Feldstärke
Soll bei der Formulierung des Induktionsgesetzes der magnetische Fluss benutzt werden, so bietet sich stattdessen die folgende Formel an:
Die Gleichung ist wegen
Elektrischer Strom
In der elektrischen Stromdichte
Elektrisches Feld
Magnetisches Feld
Die magnetische Polarisation
Erläuterung zu den Maxwell-Gleichungen mit Materie
Die in allen drei Bereichen auftretenden Materialgleichungen werden nicht direkt zu den Maxwell-Gleichungen gezählt, sondern die drei Gleichungssätze:
- Maxwell-Gleichungen
- Materialgleichungen der Elektrodynamik
- Kontinuitätsgleichungen der Elektrodynamik
stellen gemeinsam und unter gegenseitiger Ergänzung das Fundament der elektrodynamischen Feldtheorie dar. Die Materialgleichungen gelten in der allgemeinen Form sowohl für den leeren Raum als auch für mit Materie ausgefüllte Raumbereiche.
Aus historischen Gründen und manchmal auch um bestimmte Berechnungsvorgänge spezifisch darzustellen, werden die Materiegleichungen und die darin auftretenden drei Leitfähigkeiten jeweils in den Anteil des leeren Raumes
Für das elektrische Feld ergibt sich durch die Aufspaltung der dielektrischen Leitfähigkeit die Möglichkeit zur Einführung eines weiteren Vektorfeldes, der elektrischen Polarisation
Analog dazu beschreibt die magnetische Polarisation
Grundsätzlich kann ohne Verlust auf die Einführung der Vektorfelder der elektrischen Polarisation
In Materie gilt allgemein
sowie
bzw.
mit der oben eingeführten „magnetischen Polarisation“ ),
wobei sich im Spezialfall der Linearität bei Isotropie oder bei kubischen Systemen noch folgende Vereinfachung ergibt:
und
.
In homogenen isotropen Materialien (d. h. die Größen
.
In anisotroper nicht-kubischer linearer Materie werden die Skalare
Die dielektrische Polarisation ist dann mit der elektrischen Suszeptibilität
,
mit
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Für die magnetische Polarisation
,
mit
.
(Vorsicht: im cgs-System sind
Weiter ergibt sich die Definition des Brechungsindex mit
und der Zusammenhang zwischen Lichtgeschwindigkeit elektrischen und magnetischer Feldkonstante
.
Dies bringt die Ausbreitung von Licht in Materie mit den Konstanten des Mediums in Verbindung. So ist die Phasengeschwindigkeit im Medium
,
die ohne Dispersion gleich der Gruppengeschwindigkeit ist.
Zusammenfassung
Durchflutungsgesetz | |
Induktionsgesetz | |
Gaußsches Gesetz | |
Gaußsches Gesetz des Magnetismus | |
Siehe Erläuterung! | |
Siehe Erläuterung! |
Erläuterung: Die zuletzt angegebenen, eingeklammerten Beziehungen gelten nur bei linearem Zusammenhang. Die davor angegebenen Definitionen von
Traditionell werden die beiden zuletzt angegebenen sogenannten Materialgesetze und das Ohm'sche Gesetz
Die elektrischen Feldstärken
Der Zusammenhang zwischen Feldstärken und Potenzialen ist zwar nur bis auf Eichtransformationen definiert, den Potentialen kommt aber in der Quantentheorie eine fundamentale Bedeutung zu.[7].
Maxwell-Gleichungen mit Differentialformen (differentialgeometrische Formulierung)
Die Beschreibung durch die Vektoranalysis hat den großen Nachteil, dass sie
- auf den flachen
bzw. beschränkt ist - prinzipiell „metrisch verseucht“ ist, da entweder die euklidische oder die Minkowski-Metrik in den Operatoren verbaut ist, obwohl die Maxwell-Gleichungen metrikfrei definiert sind
- die Wahl einer Karte der zugrundeliegenden Mannigfaltigkeit unphysikalisch ist, da Naturgesetze unabhängig von den gewählten Koordinaten richtig sein müssen.
Es ist deshalb besser, die Gleichungen mit alternierenden Differentialformen zu schreiben und somit konsequent die Methoden der Differentialgeometrie zu benutzen.[8]
Der dreidimensionale Ansatz
In diesem dreidimensionalen Ansatz wird die Zeit als äußerer Parameter behandelt, wie aus der klassischen Mechanik gewohnt.
Die inhomogenen Maxwell-Gleichungen
Sei
weil es keine von 0 verschiedene Differentialform vom Grad 4 auf einer dreidimensionalen Mannigfaltigkeit geben kann. Auf einem sternförmigen Gebiet sichert das Lemma von Poincaré, dass eine Potentialform
(Gesetz von Gauß).
Weiterhin wird postuliert, dass die zeitliche Ableitung der Ladung
Diese Aussage entspricht also dem zur Kontinuitätsgleichung gehörigen Erhaltungssatz für die Gesamtladung (die Beliebigkeit der Mannigfaltigkeit
Diese mathematische Aussage impliziert aber nach dem Lemma von Poincaré, dass auf einem sternförmigen Gebiet eine Differentialform vom Grad 1
Anzumerken ist, dass das Gesetz von Gauß rein aus der Geometrie des Problems folgt, also letztlich keine physikalische Bedeutung hat: Der einzige physikalische Input ist die Existenz elektrischer Ladungen bzw. die Kontinuitätsgleichung, welche im Maxwell-Ampère-Gesetz mündet. Die inhomogenen Gleichungen sind also Folge der Ladungserhaltung. Nichtbetroffen ist im Grunde nur der sogenannte Spinmagnetismus, d. h. derjenigen magnetischen Phänomene, die nicht von den hier ausschließlich behandelten Ampèreschen Kreisströmen (den Wirbeln von j ) herrühren (siehe Mathematische Struktur der Quantenmechanik, speziell den Abschnitt über den Spin, sowie den Artikel über das sogenannte gyromagnetische Verhältnis). Das betrifft den dominierenden Teil des sogenannte Permanent-Magnetismus. Das zeigt aber im Grunde nur, dass die klassische Elektrodynamik nicht in sich selbst abgeschlossen ist, obwohl es mathematisch und theoretisch-physikalisch so scheint.
Die homogenen Maxwell-Gleichungen
Ähnlich der Kontinuitätsgleichung wird das Induktionsgesetz postuliert. Die zeitliche Änderung des magnetischen Flusses durch eine Fläche
Dabei ist
Man erkennt also, dass
Wieder geht lediglich ein Postulat ein, das Induktionsgesetz; die Quellfreiheit ist dann eine rein mathematische Konsequenz.
Die Materialgleichungen
Weil die Einsformen E und H nicht kompatibel mit den Zweiformen D und B sind, muss man eine Beziehung zwischen ihnen herstellen. Das geschieht mit dem Hodge-Operator
Hier wird offensichtlich, warum H und B bzw. E und D schon aus mathematischen Gründen nicht einfach (bis auf einen Faktor) identifiziert werden können. H ist ja eine Einsform und wird über eine Kurve integriert, B ist eine Zweiform und braucht eine (2-dimensionale) Fläche zur Integration. (Zudem sind in polarisierbaren Medien die zugehörigen Vektorfelder auch physikalisch wesentlich verschieden.) Es kann also schon von der Mathematik her keine Proportionalität zwischen diesen Größen bestehen, wie es die Beschreibung durch die Vektoranalysis suggeriert. Gleiches gilt für E und D: Die erste Größe beschreibt eine Differentialform vom Grade 1, braucht zur Integration also eine Kurve, wie bei einem Kraft-Integral; die zweite Größe ist eine Zweiform, braucht also eine Fläche wie bei einem Fluss-Integral. Dieser Unterschied scheint pedantisch, ist aber fundamental.
Es sei bemerkt, dass erst mit dem Hodgeoperator die Metrik eine Rolle in den Gleichungen spielt. Die Maxwell-Gleichungen ohne die Materialgleichungen sind unabhängig von der Wahl der Metrik und sogar unabhängig von der Beschaffenheit der Mannigfaltigkeit, solange
Der vierdimensionale Ansatz
(Es gibt viele äquivalente Formen, die man z.B. durch Multiplikation mit einer Zahl vom Betrag 1 erhalten kann.) )
Die Metrik muss lediglich festgelegt werden, damit man das nun folgende Viererpotential
.
Die Festlegung auf den Minkowskiraum, die man u.a. benötigt um „raumartige“ und „zeitartige“ Vektor- bzw. Tensorkomponenten zu unterscheiden, oder bei der Definition der Dualitätsoperation (siehe unten), ist also hier nicht erforderlich. Man könnte die Metrik auch frei wählen, dann sehen die Komponenten der Einsform
nur anders aus, denn
.
Sei also ab hier die Mannigfaltigkeit der flache Minkowskiraum, das heißt o.B.d.A.
für das Vektorfeld .
Die homogenen Maxwell-Gleichungen
Sei nun die äußere Ableitung von A gegeben durch
.
Beeindruckend ist die Tatsache, dass die äußere Ableitung von F immer verschwindet, unabhängig davon, wie A aussieht. Das ergibt die sogenannte Eichfreiheit und begründet auch, warum die Einschränkung auf den Minkowskiraum die Allgemeinheit nicht verletzt. Da die Gleichungen jedoch ohne jeden physikalischen Input auskommen, folgt unmittelbar, dass die homogenen Maxwell-Gleichungen lediglich Folge der Geometrie des Raumes und des benutzten Formalismus sind (gleiches gilt ja auch für die Beziehung
Die Materialgleichungen
Die Faradayzweiform lässt sich auch in den bereits bekannten Größen schreiben:
.
Die zu F duale[9] Zweiform G heißt Maxwellzweiform und ist gegeben durch schon bekannten Größen, nämlich:
.
In physikalischen Theorien entspricht F dem Feldstärketensor und G dessen dualem Tensor (siehe unten).
Die gesamten Maxwell-Gleichungen mit nur zwei Differentialformen
Definiert man nun eine Dreiform
Das entspricht dem schon erwähnten Erhaltungssatz für die Gesamtladung.
Während nun die beiden homogenen Maxwell-Gleichungen (Maxwell I und II) durch die Aussage zusammengefasst werden können, dass die elektrischen bzw. magnetischen Felder
.
Damit ist die Gesamtheit aller vier Maxwell-Gleichungen in mathematischer Kurzform durch nur zwei Differentialformen,
Erneut spielt die Metrik keine direkte Rolle (indirekt ist sie sehr wichtig, z. B. bei der Definition der Dualität, die bei der Berechnung der Ladungen und Ströme aus den Feldern benötigt wird sowie bei der Angabe der expliziten Form der Lorentzinvarianz). Auch die Mannigfaltigkeit
Abstrakte Integralformulierung und Interpretation
Diese abstrakte differentielle Formulierung der Maxwell-Gleichungen benutzt die Theorie der sogenannten alternierenden Differentialformen, insbesondere das sogenannte äußere Differential. Die zugehörige abstrakte Integralformulierung ergibt sich durch Anwendung des verallgemeinerten Stokesschen Satzes aus dieser mathematischen Theorie: Man konzentriert sich dazu in der angegebenen Drei-Mannigfaltigkeit V mit Minkowski-Metrik (z. B. eingebettet in den Raum
für alle V, sowie (mit
Dabei steht der eigentlich interessierende Teil hinter der Klammer und es wird durch das Zeichen
Die angegebene Eichfreiheit ergibt sich geometrisch daraus, dass man zu vorgegebenem Rand
Besondere Formulierungen und Spezialfälle
Maxwell-Gleichungen für konstante Frequenzen in komplexer Schreibweise
Die in den Maxwell-Gleichungen auftretenden Feldvektoren sind im allgemeinen nicht nur Funktionen des Ortes, sondern auch der Zeit, beispielsweise
Mit Hilfe der komplexen Schreibweise lässt sich die Zeitabhängigkeit bei harmonischen Vorgängen vermeiden, da sich der komplexe Zeitfaktor
Wie in der Elektrotechnik üblich, wird die imaginäre Einheit mit j bezeichnet (sie sollte nicht mit der häufig für die Stromdichte verwendeten Variable j verwechselt werden) – in der Mathematik und theoretischen Physik wird sie meist i geschrieben.
In komplexer Form – komplexe Größen sind zur Unterscheidung unterstrichen – lauten die Maxwell-Gleichungen in Differentialform:
Kovariante Formulierung der Maxwell-Gleichungen
- In diesem Absatz wird, wie im übrigen Artikel, das SI-Einheitensystem verwendet. Dieses und die damit verbundenen Faktoren
, etc. empfinden viele Theoretiker gerade bei der kovarianten Formulierung der Elektrodynamik als unnatürlich und verwenden andere Systeme, etwa Gauß-Einheiten oder Heaviside-Lorentz-Einheiten, in denen die Grundgrößen der Elektrodynamik anders definiert werden. In der Literatur können deshalb, verglichen mit dieser Darstellung, Vorfaktoren wegfallen, hinzukommen oder an andere Stellen rücken.
Die Elektrodynamik, wie sie durch die Maxwell-Gleichungen beschrieben wird, ist im Gegensatz zur Newtonschen Mechanik verträglich mit der speziellen Relativitätstheorie. Dazu gehört, dass die Maxwell-Gleichungen in jedem Inertialsystem gelten, ohne dass sich beim Wechsel des Bezugssystems ihre Form ändert. Das spielte historisch für die Entwicklung der Relativitätstheorie durch Albert Einstein eine wichtige Rolle.[11].
Technischer formuliert sind die Maxwell-Gleichungen relativistisch kovariant oder forminvariant, das heißt, dass sie ihre Gestalt unter Lorentz-Transformationen nicht ändern.
Diese Eigenschaft ist den Maxwell-Gleichungen in der oben beschriebenen Form jedoch nicht ohne weiteres anzusehen. Es kann deshalb nützlich sein, durch eine Umformulierung der Theorie die Forminvarianz herauszuarbeiten, anders ausgedrückt: die Theorie „manifest kovariant“ zu schreiben.
Dazu ist es zweckmäßig, die oben auftretenden Größen
Ausgangspunkt für diese Umformulierung bilden die elektromagnetischen Potentiale
erhält (siehe auch Elektrodynamik). Diese Größen lassen sich zu einem Vierervektor, dem Viererpotential
zusammenfassen. Ebenso kann man aus Ladungsdichte
.
Aus dem Viererpotential wird der elektrodynamische Feldstärketensor abgeleitet, dessen Komponenten bis auf Vorzeichen und konstante Vorfaktoren, die vom Einheitensystem abhängen, gerade die der elektrischen und magnetischen Felder sind. Er hat die Form
.
Man definiert nun den Vierergradienten, die relativistische Form der Ableitung, als
, also , sowie die Differentiale , die bei der Behandlung der Maxwell-Gleichungen im Artikel Differentialformen benötigt werden, der an dieser Stelle auch empfohlen wird.
Mit diesen Größen kann man die beiden inhomogenen Maxwell-Gleichungen im Vakuum durch die kovariante Gleichung
ersetzen. Dabei wird, wie üblich, die einsteinsche Summenkonvention benutzt, das heißt, über doppelt auftretende Indizes in Produkten (hier
.
Man beachte, dass wegen der Antisymmetrie des Feldstärketensors auch die Kontinuitätsgleichung (Verschwinden der Vierer-Divergenz) folgt
.
Die beiden homogenen Maxwell-Gleichungen erhalten im Vakuum die manifest kovariante Form
Das wird auch häufig mit dem Levi-Civita-Symbol kompakter geschrieben als
oder
mit dem dualen Feldstärketensor
dessen Komponenten man auch aus denen von
.
Differentialformen ermöglichen eine besonders übersichtliche Darstellung der Maxwell-Gleichungen, die zudem automatisch kovariant ist. Dabei werden Viererpotential und Viererstromdichte durch die 1-Formen
und
.
Maxwell-Gleichungen unter Berücksichtigung hypothetischer magnetischer Monopole
Magnetische Monopole treten in einigen GUT-Theorien als mögliche oder notwendige Bestandteile auf. Mit ihnen ließe sich die Quantelung der elektrischen Ladung erklären, wie Paul Dirac schon 1931 erkannte. Bislang wurden magnetische Monopole nur als Quasiteilchen beobachtet. Reale Teilchen als Monopole wurden noch nicht gefunden. Daher wird in den oben genannten Maxwell-Gleichungen auch angenommen, dass keine magnetischen Monopole (magnetische Ladungen) existieren.
Sollten in der Zukunft dennoch solche magnetischen Ladungen gefunden werden, so lassen sich diese in den Maxwell-Gleichungen problemlos berücksichtigen.
Setzt man
Interpretation: Die Feldlinien der magnetischen Flussdichte beginnen und enden in einer magnetischen Ladung.
Interpretation: Sich zeitlich ändernde magnetische Flussdichten oder das Vorhandensein von magnetischen Stromdichten führen zu elektrischen Wirbelfeldern.
Die anderen beiden Gleichungen bleiben unverändert, während sich aber natürlich für die beiden neuen differentiellen (d. h. lokalen) Gleichungen auch neue integrale (d. h. globalen) Darstellungen ergeben, die aber ohne weiteres mit den Integralsätzen von Gauß und Stokes berechnet werden können.
Der Fall der verschwindenden Monopole
Maxwell-Gleichungen und Photonmasse
Die Photonmasse verschwindet gemäß der Maxwell-Gleichungen. Diese Gleichungen sind der Grenzfall
Historische Bemerkungen
Maxwell veröffentlichte seine Gleichungen 1865[6]. Im Jahr 1873 brachte Maxwell seine Gleichungen in eine quaternionische Darstellung[12]. Im Zuge dessen hat Maxwell auch das magnetische Potenzialfeld
Die heute gängigen Notationen wurden erst später von Oliver Heaviside[13] und Josiah Willard Gibbs[14] auf der Grundlage der ursprünglichen Maxwell-Gleichungen von 1865 formuliert. Diese sind einfacher zu lesen und in den meisten Fällen auch einfacher anzuwenden, weshalb sie auch heute noch üblich sind. Es handelt sich jedoch um eine Untermenge der ursprünglichen Gleichungen.
Maxwell-Gleichungen in cgs-Systemen
In einer verbreiteten Version des gaußschen cgs-Systems lauten die Maxwell-Gleichungen[15]:
Durchflutungsgesetz | |
Induktionsgesetz | |
Gaußsches Gesetz | |
Gaußsches Gesetz des Magnetismus |
So werden die Maxwell-Gleichungen zum Beispiel im bekannten Lehrbuch von Jackson (das daneben noch das SI-System benutzt) geschrieben. Daneben gibt es auch Versionen des gaußschen Cgs-Systems, die eine andere Definition der Stromstärke benutzen und in denen das Durchflutungsgesetz lautet (z. B. im verbreiteten Lehrbuch von Panofsky und Phillips[16]):
Für die Potenziale wird im Cgs-System gesetzt:
sowie
Ferner gilt
und
Bei der Formulierung der Maxwell-Gleichungen im Cgs-System von Heaviside-Lorentz entfallen die Faktoren
Systematisches Transformationsverhalten (SI ↔ cgs)
Man kann in wenigen Zeilen das Transformationsverhalten zwischen SI- und Cgs-Systemen systematisch beschreiben, obwohl die Transformationen schon deshalb nicht ganz trivial sind, weil das letztgenannte System drei Basisgrößen („Länge“, „Masse“, „Zeit“), das erstgenannte System aber vier davon hat (zusätzlich noch die „elektrische Stromstärke“). [17] In der Tat, im cgs-System üben zwei gleich geladene Punktmassen, deren Abstand r beträgt, aufeinander die Coulomb-Kraft
- Es gilt also erstens:
Nach einem ganz analogen Gesetz transformiert sich auch das elektrische Moment p bzw. die elektrische Polarisation (elektrisches Moment pro Volumen) P sowie die elektrische Stromdichte j (= Die elektrische Feldstärke dagegen transformiert sich komplementär zu q, weil das Produkt „Ladung mal Feldstärke“ invariant sein muss. Also: - Zweitens gilt:
- Drittens ist:
(weil im Vakuum aber ist [18]).
Für die entsprechenden magnetischen Größen (erstens: das magnetische Moment m bzw. die magnetische Polarisation J=μ0 M (Zusammenhang: m=JΔV=μ0MΔV), zweitens: die magnetische Feldstärke H, drittens: die magnetische Induktion B) gelten ähnliche Gesetze, in denen
Sowohl das Durchflutungsgesetz als auch Faradays Induktionsgesetz koppeln aber elektrische und magnetische Größen. An dieser Stelle kommt die Lichtgeschwindigkeit c ins Spiel, und zwar durch die fundamentale Beziehung
Wenn man z. B. das Durchflutungsgesetz betrachtet, das im SI-System folgendermaßen lautet:
Literatur
- Richard Becker, Fritz Sauter: Theorie der Elektrizität. Band 1 (Einführung in die Maxwellsche Theorie, Elektronentheorie, Relativitätstheorie). Teubner, Stuttgart 1969.
- Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands: The Feynman Lectures on Physics. Band 2. Definitive edition. Pearson Addison-Wesley, San Francisco CA u. a. 2006, ISBN 0-8053-9047-2.
- John David Jackson: Classical Electrodynamics. John Wiley, New York NY 1962 (3. edition. ebenda 1999, ISBN 0-471-30932-X; deutsch: 4. überarbeitete Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 2006, ISBN 3-11-018970-4).
- Uwe Krey, Anthony Owen: Basic Theoretical Physics. A Concise Overview. Springer, Berlin u. a. 2007, ISBN 978-3-5403-6804-5.
- Lew Landau, Jewgeni Lifschitz: Theoretische Physik. Band 2: Klassische Feldtheorie. 12. überarbeitete Auflage. Deutsch, Thun u. a. 1997, ISBN 3-8171-1327-7.
- Günther Lehner: Elektromagnetische Feldtheorie für Ingenieure und Physiker. 5. Auflage. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2006, ISBN 3-540-26550-3.
- Wolfgang Panofsky, Melba Phillips: Classical Electricity and Magnetism. Addison-Wesley, Reading MA 1955 (2. edition. Dover, Mineola NY 2005, ISBN 0-486-43924-0).
- Károly Simonyi: Theoretische Elektrotechnik. 10. Auflage. Barth, Leipzig u. a. 1993, ISBN 3-335-00375-6.
Referenzen
- ↑ Wolfgang Nolting: Grundkurs Theoretische Physik 3, Kap. 4.1.3, Link; darin ist von vier Gleichungen die Rede
- ↑ Diese mikroskopischen Prozesse werden im Allg. durch die Quantenmechanik beschrieben, wobei im Falle des Spinmagnetismus sogar die relativistische Form der Quantenmechanik, die sog. Dirac-Gleichung, herangezogen werden muss.
- ↑ 3,0 3,1 Diese Änderung kann entweder durch Änderung der magnetischen (bzw. elektrischen) Induktion
(bzw. oder durch Änderung der Integrationsfläche zustande kommen, oder durch beides. - ↑ In der Physikliteratur, und wenn aus dem Zusammenhang eindeutig erkennbar, wird die Leitungsstromdichte
meist als bezeichnet. In der Elektrotechnik ist die Bezeichnung üblich. - ↑ Klaus W. Kark: Antennen und Strahlungsfelder -- Elektromagnetische Wellen auf Leitungen im Freiraum und ihre Abstrahlung, 3. Auflage, Vieweg+Teubner, Wiesbaden, 2010, Kap. 3.7.1, S.46ff
- ↑ 6,0 6,1 James Clerk Maxwell, A Dynamical Theory of the Electromagnetic Field, Royal Society Transactions 155, 1865, Seiten 459–512, eingereicht 1864
- ↑ Yakir Aharonov, David Bohm; „Significance of Electromagnetic Potentials in the Quantum Theory, Physical Review 115/3, 1959
- ↑ Die Darstellung der Maxwell-Gleichungen im Differentialformenkalkül ist (ähnlich wie hier) zum Beispiel in den Vorlesungen von Martin R. Zirnbauer (Universität Köln) dargestellt, die beim Springer Verlag in Buchform erscheinen sollen, oder zum Beispiel in Friedrich W. Hehl, Yuri Oboukhov Foundations of classical electrodynamics: charge, flux and metric, Birkhäuser 2003, Hehl, Oboukhov, Rubilar Classical Electrodynamics- a tutorial on its foundations 1999, Hehl, Oboukhov A gentle introduction to the foundations of classical electrodynamics 2000
- ↑ Die Dualitätsoperation vertauscht u.a. kovariante und kontravariante Vektor-Komponenten, sie hängt somit vom metrischen Tensor ab.
- ↑ An dieser Stelle wird in Kauf genommen, dass
mit der gleich benannten Größe „magnetische Polarisation“ verwechselt werden kann (siehe oben) - ↑ Albert Einstein, Zur Elektrodynamik bewegter Körper, Annalen der Physik und Chemie 17, 30. Juni 1905, Seiten 891-921
- ↑ James Clerk Maxwell, A Treatise on Electricity & Magnetism, Dover Publications, New York 1873, ISBN 0-486-60636-8 und ISBN 0-486-60637-6
- ↑ Oliver Heaviside, On the Forces, Stresses and Fluxes of Energy in the Electromagnetic Field, Philosophical Transactions of the Royal Society 183A, 1892, Seite 423
- ↑ E. B. Wilson, Vector Analysis of Josiah Willard Gibbs – The History of a Great Mind, Charles Scribner’s Sons New York, 1901
- ↑ Jackson Classical Electrodynamics
- ↑ z. B. Panofsky, Phillips, 2. Auflage 1978, S. 466. Dort sind im Anhang auch Erläuterungen zu den Maßeinheiten. Zu den Zweideutigkeiten der verwendeten gaußschen Cgs-Systeme siehe auch Fussnote in Jackson, S. 817
- ↑ Besonders durchsichtig ist der Zusammenhang von SI- und Cgs-Systemen in einem speziellen Kapitel der dritten und folgenden Auflagen des „Jackson“ (siehe oben) dargestellt.
- ↑ Die angegebenen Transformationsgleichungen gelten aber nicht nur im Vakuum.
Weblinks