47. Eigenschaften der verdünnten Schwefelsäure
Die stufenweise Protonenabgabe der Schwefelsäure
Im Gegensatz zu HCl und HNO3 kann ein Molekül der Schwefelsäure, H2SO4, zwei Protonen (=Wasserstoffionen) abgeben. Säuren, die zwei oder drei Protonen aus einem Molekül abgeben können, nennt man zwei- bzw. dreiprotonige Säuren. Die Protonenabgabe (vgl. Kapitel 41) der Schwefelsäure in Wasser kann stufenweise erfolgen.
1. Stufe | $ \mathrm { \underbrace {H_{2}SO_{4}}_{Schwefelsäure} \quad \xrightarrow{H_{2}O} \quad \underbrace {H^{+}_{(aq)} + HSO^{-}_{4(aq)}}_{Hydrogensulfat-Ion} } $ |
2. Stufe | $ \mathrm { \underbrace {HSO^{-}_{4(aq)}}_{Hydrogensulfat-Ion} \ \xrightarrow{H_{2}O} \quad \underbrace { H^{+}_{(aq)} + SO^{2-}_{4(aq)}}_{Sulfat-Ion} } $ |
Reaktionen der verdünnten Schwefelsäure mit Metallen
Verdünnte Schwefelsäure löst wie Salzsäure unedle Metalle in einer Redoxreaktion unter Wasserstoffentwicklung auf. Dabei können zwei Reihen von Salzen entstehen: Hydrogensulfate und Sulfate.
Bildung eines Hydrogensulfats:
Lösen:
$ \mathrm { 4 \ H^{+}_{aq} + SO^{-}_{4 \ (aq)} + Mg \quad \longrightarrow \quad Mg^{2+}_{(aq)} + 2 \ HSO^{-}_{4 \ (aq)} + H_{2} \ \uparrow } $
Auskristallisieren:
$ \mathrm { Mg^{2+}_{(aq)} + 2 \ HSO^{-}_{4 \ (aq)} \quad \xrightarrow{-H_{2}O} \quad \underbrace {Mg(HSO_{4})_{2}}_{Magnesiumhydrogensulfat} } $
Bildung eines Sulfats:
Lösen:
$ \mathrm { 2 \ H^{+}_{aq} + SO^{-}_{4 \ (aq)} + Mg \quad \longrightarrow \quad Mg^{2+}_{(aq)} + SO^{-}_{4 \ (aq)} + H_{2} \ \uparrow } $
Auskristallisieren:
$ \mathrm { Mg^{2+}_{(aq)} + SO^{-}_{4 \ (aq)} \quad \xrightarrow{-H_{2}O} \quad \underbrace {MgSO_{4}}_{Magnesiumsulfat} } $
Nach der in Kapitel 43 beschriebenen vereinfachten Schreibweise lassen sich die Reaktionen so formulieren:
$ \mathrm { Mg + 2 \ H_{2}SO_{4} \quad \longrightarrow \quad Mg(HSO_{4})_{2} + H_{2} \ \uparrow } $
$ \mathrm { Mg + \ \ \ H_{2}SO_{4} \quad \longrightarrow \quad MgSO_{4} + H_{2} \ \uparrow } $
Neutralisation der Schwefelsäure
In Versuch 3, Kapitel 46, wurde verd. Schwefelsäure mit einer Lösung von Bariumhydroxid, Ba(OH)2, neutralisiert. Dabei entstand das wasserunlösliche Salz Bariumsulfat, BaSO4.
Den Vorgang können wir jetzt formulieren:
$ \mathrm { \underbrace { Ba^{2+}_{(aq)} + 2 \ OH^{-}_{(aq)} }_{Barytwasser } + \underbrace { 2 \ H^{+}_{(aq)} + SO^{-}_{4 \ (aq)} }_{Schwefelsäure} \ \longrightarrow \ \underbrace {BaSO_{4} \ \downarrow}_{Bariumsulfat} + H_{2}O } $
Die Reaktion der Bariumionen mit Sulfationen zu weißem, wasserunlöslichem Bariumsulfat dient zum Nachweis von Sulfationen. Dazu versetzt man die Probelösung mit einer wässrigen Lösung von Bariumchlorid BaCl2.
$ \mathrm {\qquad Ba^{2+}_{(aq)} + SO^{2-}_{4 \ (aq)} \xrightarrow{-H_{2}O} \ BaSO_{4} \ \downarrow } $