Nováčekit

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Nováčekit
Novacekite-I-222339.jpg
Hellgelber Nováčekit-I aus der Pedra Preta Grube, Serra das Éguas, Brumado, Bahia, Brasilien
Größe: 2.1 x 2.0 x 0.4 cm.
Andere Namen
  • Nováčekit-I
Chemische Formel

Mg(UO2)2(AsO4)2•10 - 12H2O

Mineralklasse Phosphate, Arsenate und Vanadate
8.EB.05 (8. Auflage: VII/E.01) nach Strunz
40.02a.11.01 nach Dana
Kristallsystem triklin (dodecahydrat)
monoklin (decahydrat)[1]
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin triklin-pinakoidal; 1
monoklin-prismatisch 2/m
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) P1 (Raumgruppen-Nr. 2)
P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)
Farbe strohgelb bis zitronengelb
Strichfarbe gelbweiß
Mohshärte 2,5
Dichte (g/cm3) 3,25 bis 3,7
Glanz Wachsglanz
Transparenz durchscheinend
Bruch
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}
Habitus tafelig, plattig
Kristalloptik
Brechungsindex 1,548 bis 1,578
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
0,03 ; einachsig negativ
Optischer Achsenwinkel 2V = 0° bis 40°
Pleochroismus farblos, blass gelb
Weitere Eigenschaften
Radioaktivität schwach alphastrahlend

Nováčekit ist eine Sammelbezeichnung für die beiden eigenständigen Minerale Nováčekit-I und Nováčekit-II (siehe auch Struktur). Sie gehören zur Autunitgruppe innerhalb der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“.

Die Kristalle sind meist flach tafelig und ihre Form wird von der Basisfläche {001} dominiert. Verbreitet sind lamellare und subparallele Aggregate plattiger Kristalle. Nováčekit ist strohgelb bis zitronengelb durchsichtig mit Wachsglanz. Die Strichfarbe ist gelbweiß. Die Dichte beträgt 3,25 – 3,7 g/cm3 und die Mohshärte liegt zwischen 2 und 3.[2]

Besondere Eigenschaften

Nováčekit ist aufgrund seines Urangehaltes von bis zu 45 % als sehr stark radioaktiv radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 80,5 kBq/g[3] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Unter ultraviolettem Licht zeigt Nováčekit eine matt grüne bis kräftige zitronengelbe Fluoreszenz.

Ebenso wie bei den strukturell verwandten Mineralen Saléeit, Torbernit und Zeunerit schwankt der Wassergehalt zwischen 12 H20 (Nováčekit I) und 10 H20 (Nováčekit II), das sich leicht in das wasserärmere Mineral Metanováčekit mit 8 H20 umwandelt.[1]

Etymologie und Geschichte

Entdeckt wurde Nováčekit 1951 von Clifford Frondel bei der Untersuchung sekundärer Uranminerale aus der Grube „Weißer Hirsch“ bei Schneeberg in Sachsen, die zuvor für Uranospinit gehalten worden waren. Er benannte das neue Mineral nach dem tschechischen Mineralogen Radim Nováček in Anerkennung von dessen Beiträgen zur Mineralogie des Urans.[4]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Nováčekit zur Abteilung der „Uranylphosphate/Arsenate und Uranylvanadate“, wo er zusammen mit Autunit, Fritzscheit, Heinrichit, Kahlerit, Torbernit, Trögerit, Sabugalit, Saléeit, Uranocircit, Uranospinit und Zeunerit die „Autunit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/E.01 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Nováčekit ebenfalls in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem Verhältnis von Uranoxidkomplex (UO2) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2:RO4 = 1:1, Autunit-Familie: [(UO2)-RO4]-Lagen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Autunit, Heinrichit, Kahlerit, Kirchheimerit, Saléeit, Torbernit, Uranocircit-I, Uranocircit-II, Uranospinit, Xiangjiangit, Zeunerit die „Autunit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.EB.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nováčekit in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc.“ ein. Hier ist er zusammen mit Metanovácekit in der unbenannten Gruppe 40.02a.10 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) × x(H2O), mit (UO2)2+“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Nováčekit bildet sich sekundär bei der Verwitterung von Uranmineralen in der Oxidationszone von uranhaltigen hydrothermalen und sedimentären Lagerstätten.

In der Uranlagerstätte bei Schneeberg in Sachsen ist Nováčekit vergesellschaftet mit Uranophan und Zeunerit.

Zahlreiche weitere Vorkommen sind dokumentiert. In der Lagerstätte Cherkasar in Usbekistan tritt Nováčekit zusammen mit Schoepit, Paraschoepit, Arsenuranylit, Metazeunerit und Uranospinit auf. In Wheal Owles, England findet sich Nováčekit vergesellschaftet mit Chalkopyrit, Arsenopyrit und Sphalerit.[2]

Morphologie

Nováčekit bildet rechteckige bis quadratische Kristalle mit tafeligen bis blättrigen Habitus.

Kristallstruktur

Kristallographische Daten [1] Nováčekit I Nováčekit II
Kristallsystem triklin monoklin
Raumgruppe P1 P21/c
Gitterparameter
a = 7,1594 Å
b = 7,1610 Å
c = 11.3146 Å
α = 81,391°
β = 81,177°
γ = 88,884°
a = 7,1328 Å
b = 20,085 Å
c = 7,1569 Å
β  = 90,585°
Zahl (Z) der Formeleinheiten Z = 1 Z = 2

Die Struktur zeichnet sich durch Uranyl-Phosphat-Schichten aus, die parallel zur (001)-Ebene liegen. Arsen5+ ist tetraedrisch von 4 Sauerstoffatomen umgeben, das U6+ oktaedrisch von 6 Sauerstoffatomen. Die AsO4-Tetraeder sind über alle 4 Ecken mit UO6-Oktaedern verknüpft, die UO6-Oktaeder über 4 Ecken mit PO4-Tetraedern.

Zwischen den Uranyl-Arsenat-Schichten befinden sich die Wassermoleküle und die Mg-Ionen. Jedes Mg2+ ist von 6 Wassermolekülen oktaedrisch koordiniert. Die übrigen 4 - 6 Wassermoleküle sind an kein Kation direkt gebunden. Sie tragen aber mit einem komplexen System von Wasserstoffbrückenbindungen zu einer ausgeglichenen Verteilung der Ladungen und somit zur Stabilisierung der Struktur bei.

Nováčekit zeigt eine tetragonale Pseudosymmetrie, die sich aus der Struktur der Uranyarsenatschicht ergibt. Die Verteilung der zweiwertigen Kationen und Wassermoleküle zwischen diesen Schichten erniedrigen die Symmetrie. Nováčekit II mit 10 H2O kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c und Nováčekit I mit 12 H2O triklin in der Raumgruppe P-1.[1]

Vorsichtsmaßnahmen

Aufgrund des enthaltenen Arsens und Urans ist das Mineral hochgiftig und krebserregend. Da sich die beiden Gefahrstoffe im Körper im Falle einer Aufnahme anreichern, schädigen sie ihn kontinuierlich. Insbesondere die Alphastrahlung des Urans ist sehr gefährlich. Aufgrund der Giftigkeit und des Krebsrisikos sollte das Mineral nicht in den Körper gelangen. Deswegen sollte man jeglichen direkten Kontakt vermeiden und nach Berührung des Materials sofort die Hände waschen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 A. Locock, P.C. Burns, T.M. Flynn. (2004)
  2. 2,0 2,1 Handbook of Mineralogy
  3. Webmineral - Novacekite (englisch)
  4. C. Frondel (1951)

Literatur

  • A. Locock, P.C. Burns, T.M. Flynn. (2004). Divalent Transition Metals And Magnesium in Structures That Contain the Autunite-Type Sheet Canadian Mineralogist: 42: pp. 1699-1718. (PDF 2,38 MB)
  • C. Frondel (1951): Studies on uranium minerals (IX): Saleeite and Novacekite, Am. Min. 36, pp. 525-530 (PDF 473 KB)
  • Anthony, J.W., Bideaux, R.A., Bladh, K.W., and Nichols, M.C. (2000): Nováčekite , In: Handbook of Mineralogy, American Mineralogical Society (PDF (68 KB))

Weblinks

 Commons: Nováčekite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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  • Mineralienatlas: Novácekit I und Mineralienatlas:Novácekit II (Wiki)
  • mindat.org: Mineraldatenbank (engl.)

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