Autunit

Autunit

Autunit
Autunite-142365.jpg
Autunit-Stufe aus der Daybreak Mine bei Mount Kit Carson (Washington), USA
Größe: 6,7 x 4,2 x 3,8 cm
Chemische Formel

Ca[UO2|PO4]2 · 10 H2O[1]

Mineralklasse Phosphate, Arsenate, Vanadate - Uranylphosphate und Arsenate mit UO2:RO4 = 1:1
8.EB.05 (8. Auflage: VII/E.01) nach Strunz
40.02a.01.01 nach Dana
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin ditetragonal-dipyramidal, $ 4/m\ 2/m\ 2/m $ [2]
Farbe verschiedene Gelbtöne, gelbgrün, grün
Strichfarbe hellgelb
Mohshärte 2 bis 2,5
Dichte (g/cm3) 3,1
Glanz Glasglanz bis matt
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch uneben
Spaltbarkeit vollkommen
Habitus tafelige Kristalle, blättrig, schuppig
Kristalloptik
Brechungsindex α=1,553 β=1,575 γ=1,577 [3]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,003 [3] ; zweiachsig negativ
Optischer Achsenwinkel 2V = 10° bis 53° [3]
Pleochroismus nicht vorhanden
Weitere Eigenschaften
Radioaktivität sehr stark radioaktiv
Besondere Kennzeichen starke gelbgrüne Fluoreszenz

Autunit (auch Kalkuranglimmer) ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“, das zur Gruppe der Uranglimmer gehört. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca[UO2|PO4]2 · 10 H2O[1] und entwickelt meist tafelige, buchförmige Kristalle, aber auch blättrige oder schuppige Aggregate in leuchtend gelblicher, gelbgrüner oder grüner Farbe bei hellgelber Strichfarbe.

Besondere Eigenschaften

Autunit unter UV-Licht

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt als sehr stark radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 86 kBq/g [2] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Unter UV-Licht zeigt Autunit eine starke, gelblichgrüne Fluoreszenz, ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern.

Etymologie und Geschichte

Erstmals gefunden wurde Autunit 1852 in der französischen Gemeinde Saint-Symphorien-de-Marmagne nahe der Stadt Autun. Wissenschaftlich beschrieben wurde das Mineral durch die beiden englischen Kristallographen und Mineralogen Henry James Brooke (1771–1857) sowie William Hallowes Miller (1801–1880), die es nach seiner Typlokalität benannten.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Autunit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Uranylphosphate und Uranylvanadate“, wo er zusammen mit Fritzscheit, Heinrichit, Kahlerit, Metanatroautunit, Nováčekit, Sabugalit, Saléeit, Torbernit, Trögerit, Uranocircit, Uranospinit und Zeunerit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Autunit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach dem Verhältnis von Uranoxidkomplex (UO2) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2:RO4 = 1:1, Autunit-Familie: [(UO2)-RO4]-Lagen“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Autunitgruppe“ mit der System-Nr. 8.EB.05 und den weiteren Mitgliedern Heinrichit, Kahlerit, Kirchheimerit (H), Nováčekit-I, Nováčekit-II, Saléeit, Torbernit, Uranocircit-I, Uranocircit-II, Uranospinit, Xiangjiangit und Zeunerit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Autunit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc.“ ein. Hier ist er ebenfalls als Namensgeber der „Autunitgruppe“ mit der System-Nr. 40.02a.01 und den weiteren Mitgliedern Meta-Autunit, Pseudo-Autunit und Metanatroautunit innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) × x(H2O), mit (UO2)2+“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Autunit aus einem Steinbruch am Streuberg in Bergen (Vogtland) (Deutschland)

Autunit entsteht durch Oxidation in Uranlagerstätten und in Pegmatit. Ebenso kann es sich sedimentär oder hydrothermal in verschiedenen anderen Uranerzen bilden.

Weltweit konnte Autunit bisher (Stand: 2011) an knapp 1100 Fundorten nachgewiesen werden[3]. Neben seiner Typlokalität Autun in Burgund wurde das Mineral in Frankreich unter anderem noch in Aquitanien, im Elsass, der Auvergne, der Bretagne, Languedoc-Roussillon, Limousin, Lothringen, Midi-Pyrénées, Pays de la Loire, Poitou-Charentes, der Provence-Alpes-Côte d’Azur und der Rhône-Alpes gefunden.

In Deutschland wurde Autunit bisher an mehreren Orten im Schwarzwald in Baden-Württemberg, an der Hartkoppe bei Sailauf im Spessart, bei Schwandorf sowie an mehreren Orten im Fichtelgebirge, im Bayerischen und Oberpfälzer Wald in Bayern, im Erzgebirge und Vogtland in Sachsen sowie bei Wurzbach und der ehemaligen Absetzerhalde bei Ronneburg in Thüringen gefunden. Ungewöhnlich große Kristalle mit bis zu 3 cm Durchmesser wurden hier vor allem aus den Fundgebieten Johanngeorgenstadt und Schneeberg bekannt.[4]

In Österreich fand sich das Mineral bisher am Millstätter See und bei Villach in Kärnten; im Raurisertal und am Mitterberg in den Berchtesgadener Alpen in Salzburg sowie in den Fischbacher Alpen und der Koralpe in der Steiermark.

In der Schweiz konnte Autunit bisher nur an einem Fundort in der Gemeinde Sementina im Kanton Tessin nachgewiesen werden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Chile, China, Finnland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Madagaskar, Neuseeland, Pakistan, Polen, Portugal, Ruanda, Rumänien, Russland, Spanien, Slowakei, Slowenien, Südafrika, Tadschikistan, Tschechien, Ungarn, Usbekistan sowie im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[5]

Kristallstruktur

Autunit kristallisiert im ditetragonal-dipyramidalen Kristallsystem in der Raumgruppe I4/m mm mit den Gitterparametern a = 7,009 Å und c = 20,736 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle. [2]

Sicherheitsmaßnahmen

Aufgrund der starken Radioaktivität des Minerals sollten Proben nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 524.
  2. 2,0 2,1 2,2 Webmineral - Autunite (engl.)
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Mindat - Autunite (engl.)
  4. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 190.
  5. Mindat - Localities for Autunite

Literatur

  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 654-655.

Weblinks

Commons: Autunite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Wiktionary Wiktionary: Autunit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen