Zeunerit

Zeunerit

Zeunerit
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Zeuneritkristalls aus dem Bergwerk „Adam Heber“, Neustädtel (Schneeberg), Erzgebirge (Sichtfeld: 4 mm)
Andere Namen
  • Kupferarsenuranit
Chemische Formel

Cu[UO2|AsO4]2 · 10-12H2O [1]

Mineralklasse Phosphate, Arsenate und Vanadate
8.EB.05 (8. Auflage: VII/E.01) nach Strunz
40.02a.14.01 nach Dana
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin 4/mmm
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) P4/nnc (Raumgruppen-Nr. 126)
Farbe gelbgrün, smaragdgrün
Strichfarbe blass grün
Mohshärte 2,5
Dichte (g/cm3) 3,39
Glanz Glasglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}, deutlich nach {100}
Habitus flach tafelig nach {001}
Häufige Kristallflächen {001}
Kristalloptik
Brechungsindex 1,582 bis 1,613
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
0,028 ; einachsig negativ
Pleochroismus blau - grün
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten häufig Entwässerung zu Metazeunerit
Radioaktivität stark radioaktiv
Besondere Kennzeichen hochgiftig, keine Lumineszenz

Zeunerit (Kupferarsenuranit) ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und hat die chemische Zusammensetzung Cu[UO2|AsO4]2 · 10-12H2O [1]. Die Kristalle sind meist flach tafelig und ihre Form wird von der Basisfläche {001} dominiert.

Zeunerit ist smaragdgrün durchsichtig bis durchscheinend und besitzt Glasglanz. Die Strichfarbe ist blass grün. Die Dichte beträgt 3,2 bis 3,4 g/cm3 und die Mohshärte liegt bei der eines Fingernagels (2,5).

Besondere Eigenschaften

Aufgrund des im Mineral enthaltenen Arsens und Urans wirkt es auf den menschlichen Körper stark toxisch. Die ausgesandte Alphastrahlung des Urans schädigt kontinuierlich den Organismus und wirkt zudem krebserregend.

Zeunerit ist, im Gegensatz zu vielen anderen Uranglimmern, bei UV-Strahlung nicht fluoreszierend. Das Mineral dehydriert leicht zu Metazeunerit und Fundstücke aus reinem Zeunerit mit maximalem Gehalt an Kristallwasser sind selten.

Etymologie und Geschichte

Eine erste Beschreibung der „mica viridis“ oder „Grüne Glimmer“ (Torbernit in diesem Fall) stammt von Born aus dem Jahr 1772. Um 1800 herum, nur wenige Jahre nach der Entdeckung des Elementes Uran konnte Martin Heinrich Klaproth dieses neue Element in den Uranglimmern nachweisen. Rund 70 weitere Jahre später (1872) beschrieb Albin Weisbach das Mineral Zeunerit, das Arsenatanalog zum Torbernit, in Proben aus der Grube „Weißer Hirsch“ in Neustädtel, einem Ortsteil von Schneeberg (Erzgebirge, Sachsen). Er benannte es nach dem damaligen Direktor der Bergakademie Freiberg Gustav Anton Zeuner (1828 - 1907).

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Zeunerit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Uranylphosphate und Uranylvanadate“, wo er zusammen mit Autunit, Fritzscheit, Heinrichit, Kahlerit, Metanatroautunit, Nováčekit, Sabugalit, Saléeit, Torbernit, Trögerit, Uranocircit, Uranospinit und Xiangjiangit die unbenannte Gruppe VII/E.01 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Zeunerit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach dem Verhältnis von Uranoxidkomplex (UO2) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2 : RO4 = 1 : 1, Autunit-Familie: [(UO2)-RO4]-Lagen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Autunit, Heinrichit, Kahlerit, Kirchheimerit, Nováčekit-I, Nováčekit-II, Saléeit, Torbernit, Uranocircit-I, Uranocircit-II, Uranospinit und Xiangjiangit die „Autunitgruppe“ mit der System-Nr. 8.EB.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „“ ein. Hier ist er zusammen mit Metazeunerit in der unbenannten Gruppe 40.02a.14 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) × x(H2O), mit (UO2)2+“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Zeunerittäfelchen aus Cínovec (Zinnwald), Erzgebirge (Sichtfeld: 7 mm)

Zeunerit bildet sich sekundär in der Oxidationszone von arsenhaltigen Uranlagerstätten, wo es zusammen mit Olivenit, Mansfeldit, Scorodit, Azurit und Malachit auftritt.

Die Typlokalität ist die Grube "Weißer Hirsch" in Neustädtel, einem Ortsteil von Schneeberg (Erzgebirge, Sachsen). Das dort gefundene Material hat sich allerdings – wie in vielen anderen Fundstellen auch – zum Großteil in Metazeunerit umgesetzt. Weitere Fundstellen in Deutschland sind vor allem im Schwarzwald (Baden-Württemberg) und im Erzgebirge (Sachsen). Darüber hinaus findet man Zeunerit weltweit als Verwitterungsprodukt in arsenhaltigen Uranlagerstätten.

Morphologie

Zeunerit bildet meist quadratisch blättrige bis tafelige Kristalle sowie schuppige Aggregate. Von der Typlokalität (Grube "Weißer Hirsch" bei Schneeberg, Sachsen) ist auch das Auftreten von pyramidale Kristallen sowie spitzten, tetragonalen Pyramiden belegt.

Kristallstruktur

Kristallographische Daten[1]
Kristallsystem tetragonal
Raumgruppe P4/nnc
Gitterparameter
a = 7,18 Å
c = 20,79 Å
Zahl (Z) der Formeleinheiten Z = 2

Zeunerit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4/nnc (Raumgruppen-Nr. 126) mit den Gitterparametern a = 7,18 Å und c = 20,79 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Die Struktur zeichnet sich durch Uranyl-Arsenat-Schichten aus, die parallel zur (001)-Ebene liegen. Arsen ist tetraedrisch von 4 Sauerstoffatomen umgeben, das U6+ oktaedrisch von 6 Sauerstoffatomen. Die AsO4-Tetraeder sind über alle 4 Ecken mit UO6-Oktaedern verknüpft, die UO6-Oktaeder über 4 Ecken mit AsO4-Tetraedern.

Verbunden werden diese Schichten durch Kupferionen (Cu2+), die in c-Richtung an Sauerstoffe der Uranylgruppen gebunden sind. Parallel zur (001)-Ebene sind die Cu-Ionen planar quadratisch von 4 H2O- Molekülen umgeben. Weitere H2O- Moleküle befinden sich zwischen den Uranyl-Arsenat-Schichten und tragen dort mit einem komplexen System von Wasserstoffbrückenbindungen zu einer ausgeglichenen Verteilung der Ladungen bei.

Vorsichtsmaßnahmen

Aufgrund der Giftigkeit und ionisierenden Strahlung müssen nach dem Umgang mit dem Stoff sofort die Hände gewaschen werden, um eine orale Aufnahme in den Organismus zu vermeiden.


Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 523.

Literatur

  • Andrew J. Locock, Peter C. Burns: Crystal structures and synthesis of the copper-dominant members of the autunite and meta-autunite groups: Torbernite, zeunerite, metatorbernite and metazeunerite. Canadian Mineralogist 41 (2003) 489-502 PDF (2,4 MB)
  • Judith Weiss Frondel: Studies of Uranium Minerals (VII): Zeunerite. American Mineralogist Vol. 36 (1951), pp. 249-255, PDF (439 kB)
  • John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, and Monte C. Nichols: Zeunerite. Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 PDF (63 kB)
  • Chester, A.H. (1896): A Dictionary of the Names of Minerals Including Their History and Etymology, New York, J. Wiley & Sons; London, Chapman and Hall, limited (Text (811 kB), archive.org)
  • A. Weisbach (1872): Mittheilungen an Professor H.B. Geinitz, Freiberg 9. Februar 1872, Neues Jahrbuch für Mineralogie, pp. 206-208 (PDF (278 kB))
  • A. Weisbach (1873): Neue Uranerze von Neustädtel bei Schneeberg, Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, Abhandlungen, pp. 119-121 (PDF (423 kB))

Weblinks

Commons: Zeunerite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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  • Mineralienatlas: Zeunerit (Wiki)
  • mindat.org Mineraldatenbank (engl.)