Zhoukoudian
- Archäologischer Fundplatz in Peking
- Fundstätte homininer Fossilien in Asien
- Welterbe in China
- Nationales Kulturdenkmal der Volksrepublik China
- Ort in Peking
Zhōukǒudiàn (chinesisch 周口店地区) oder Choukoutien oder Chou Kou Tien ist ein Stadtunterbezirk des Stadtbezirks Fangshan (房山区) der chinesischen Hauptstadt Peking. Er liegt etwa 42 km südwestlich des Stadtzentrums. Zhoukoudian ist bekannt für das dort befindliche Höhlensystem.
Bedeutung erlangten mehrere Höhlen durch die Entdeckung von fossilen Frühmenschen und von nahezu 100 Tierarten. Unter anderem wurden hier bis 1966 die Reste von etwa 45 sogenannten Peking-Menschen (Homo erectus), die Fossilien des Shandingdong-Menschen („Upper Cave Man“) sowie zehntausende Steinwerkzeuge gefunden.
Der Name des Hügels Longgushan über den Höhlen kann mit Drachenknochen-Hügel übersetzt werden. Dies ist eine Bezeichnung für die Verwendung von Fossilien in der Chinesischen Medizin.
Geschichte der wissenschaftlichen Entdeckung
Lange als Quelle für „Drachenknochen“ bekannt, ahnte der Schwede Johan Gunnar Andersson, Bergbauberater der chinesischen Regierung, die mögliche Bedeutung der Höhlen und führte selbst 1918 sowie 1921 mit dem Österreicher Otto Zdansky (auch: Otto Stausky) Ausgrabungen durch.
Die geologische Behörde Chinas begann 1921 mit Ausgrabungen in der Unteren Höhle, unter der Leitung von Otto Zdansky. 1921 und im Sommer 1926 entdeckte sein Team einen oberen Molaren und einen unteren Prämolaren. 1927 beschrieb Zdansky diese fossilen Zähne im Bulletin of the Geological Survey, China als zugehörig zur Gattung Homo. Daraufhin warb der kanadische Arzt Davidson Black, der in Peking als Professor für Neuroanatomie und Embryologie tätig war, eine großzügige Zuwendung der Rockefeller-Stiftung ein und begann 1927 mit eigenen Ausgrabungen. Nachdem auch er einen Zahn gefunden und als nicht dem Homo sapiens zugehörig identifiziert hatte, benannte er eine neue Gattung und Art, die er Sinanthropus pekinensis („Peking-Mensch“) nannte (heute wie der „Java-Mensch“ bei Homo erectus eingeordnet). 1929 fanden Pei Wenzhong (1904–1982) und andere aus Blacks Team einen gut erhaltenen Schädel, bei dem bis auf die Gesichtsknochen und den Oberkiefer fast alle Knochen erhalten geblieben waren.
Klüfte im Kalkstein enthielten Ablagerungen des mittleren Pleistozän mit den Resten von vermutlich mehr als 40 Individuen, sowie fossile Knochen von Tieren, frühe Werkzeuge (Chopping Tools) und Abschläge, die bei ihrer Herstellung angefallen waren. Die ältesten waren vermutlich mehr als 400.000 Jahre alt.[1] Im Jungpaläolithikum wurde das Höhlensystem durch Homo sapiens wieder genutzt; ihn zugeschrieben wird beispielsweise ein rund 40.000 Jahre altes Unterkieferfragment aus der Tianyuan-Höhle.
Im Dezember 1941 wurden während der Kriegswirren alle bisher gefundenen Teile der altsteinzeitlichen Fossilien der Peking-Menschen in Kisten verpackt, um in die USA transportiert zu werden. Nur zwei Zähne waren schon früher nach Schweden geschickt worden. Zum Abtransport kam es wegen der japanischen Invasion Chinas nicht mehr. Eine Theorie geht davon aus, dass Japaner die Holzkisten nach Japan bringen wollten, diese jedoch bei einem Angriff zerstört wurden. Als eine andere Hypothese wird genannt, dass die Fossilien als „Drachenknochen“ auf dem lokalen Markt gelandet sind. Von den damaligen Funden existieren nur noch Gips-Abgüsse und genaue Zeichnungen der Funde.
In der Umgebung sind auch heute noch weiterhin wissenschaftliche Teams beschäftigt, wobei neue Höhlen mit derzeit noch nicht identifizierten Funden entdeckt wurden.
Die Höhlen als Lebensort
Die Höhlen von Zhoukoudian werden häufig als einer der ersten Belege für die Benutzung des Feuers durch Menschen genannt. Während inzwischen ältere Feuerstätten gefunden wurden, bezweifeln Noel Boaz und Russel Ciochon die Kontrolle über das Feuer in den Höhlen von Zhoukoudian. Sie stellen die Altsteinzeit-Bewohner als Aasfresser dar, die – ihrer Theorie nach – nicht dort gelebt haben, sondern von Hyänen als Futter in die Höhle verschleppt wurden. Eine regelmäßige Feuernutzung konnte von Brandspur-Experten des Teams nicht festgestellt werden.
Aufnahme in das Weltkulturerbe
In den 1960er-Jahren wurde Zhoukoudian durch den chinesischen Staatsrat als bedeutendes kulturelles Relikt aufgeführt. 1987 wurde der Fundort von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Der Ort sei nicht nur ein Gedenkort für die prähistorische Geschichte Asiens, sondern illustriere auch den Prozess der Evolution.
Weiteres
Der Krater Choukoutien auf dem Asteroiden (243) Ida wurde nach der Höhle benannt.
Einzelnachweise
- ↑ Peter Brown: Chinese Middle Pleistocene hominids and modern human origins in east Asia. In: Lawrence Barham und Kate Robson Brown (Hrsg.): Human Roots. Africa and Asia in the Middle Pleistocene. Western Academic & Specialist Publishers, Bristol 2001, S. 140–141, ISBN 978-0-9535418-4-3, Volltext (PDF)
Literatur
- Noel T. Boaz, Russell L. Ciochon: Dragon Bone Hill: An Ice-Age Saga of Homo erectus Oxford University Press, New York 2004 ISBN 0-19-515291-3
- Deborah A. Bakken: Taphonomic Parameters of Pleistocene Hominid Sites in China (Online)
- Franz Weidenreich: The Skull of Sinanthropus pekinensis; A Comparative Study on a Primitive Hominid Skull. 1943 (archive.org)
Belletristik
- Nivole Mones: Die Jadefrau. Blanvalet Verlag, ISBN 3-442-35388-2
- Robert Stuart Nathan: "Der Weisse Tiger" . Fischer, ISBN 3-596-28370-1
Weblinks
- Zhoukoudian - eine der frühesten Heimstätten der Menschheit (China Internet Information Center)
- Bilder, Zeittafel und 14½ Minuten-Film über die Entdeckung des Peking-Menschen (schaetze-der-welt.de)
- „Die ZEIT“-Artikel über Höhle und Pekingmensch aus dem Jahr 2004
- Zhoukoudian Site (englisch)
- Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch
- New findings from Peking Man site (20-06-2005) (englisch)
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