Malachit
Malachit | |
Nieriger Malachit im Muttergestein aus der Demokratischen Republik Kongo | |
Chemische Formel |
Cu2[(OH)2|CO3][1] |
Mineralklasse | Carbonate und Nitrate 5.BA.10 (8. Auflage: V/C.01) nach Strunz 16a.03.02.01 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch $ \ 2/m $ [2] |
Farbe | blass- bis dunkelgrün |
Strichfarbe | hellgrün |
Mohshärte | 3,5 bis 4 |
Dichte (g/cm3) | 3,6 bis 4,05 |
Glanz | Diamantglanz, Glasglanz, Seidenglanz; matt, erdig |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Bruch | muschelig, uneben, spröde |
Spaltbarkeit | vollkommen |
Habitus | gebänderte, massige, traubige Aggregate; nadelige, prismatische Kristalle |
Zwillingsbildung | überwiegend nach (100) |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,655 ; nβ = 1,875 ; nγ = 1,909[3] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,254[3] ; zweiachsig negativ |
Optischer Achsenwinkel | 2V = gemessen: 43° ; Berechnet: 38°[3] |
Pleochroismus | fast farblos - gelbgrün - tiefgrün |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | in Säuren und Ammoniak löslich |
Ähnliche Minerale | Azurit, Chrysokoll |
Besondere Kennzeichen | Auffällige, meist wellenförmige Bänderungen, Pleochroismus |
Malachit ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Carbonate. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu2[(OH)2|CO3][1] und entwickelt meist massige oder traubige, gebänderte Aggregate, seltener nadelige, prismatische Kristalle in ausschließlich grüner Farbe in allen Variationen von blass- bis dunkelgrün.
Besondere Eigenschaften
Charakteristisch für Malachit ist seine ausschließlich grüne Farbe, die in gebänderten Lagen zwischen Hellgrün bis Schwarzgrün auftritt.[4] Malachit zeigt allgemein einen sehr starken Pleochroismus (Mehrfarbigkeit), der sich je nach Richtung des Lichteinfalls in einer Farbänderung von fast farblos über gelbgrün bis tiefgrün äußert.[5]
Die Mohshärte des Minerals beträgt etwa 3,5 und 4 und seine Dichte 3,6 bis 4,05 g/cm³, abhängig von Reinheitsgrad der Verbindung. Sein Kupfer-Gehalt liegt bei etwa 57 Prozent.
Aufgrund seiner geringen Härte und seiner nicht sonderlich hohen Dichte neigt der Malachit dazu zu brechen. Sonneneinstrahlung lässt ihn erblassen, Wasser kann ihm den Glanz nehmen und in manchen Fällen auch eine Farbveränderung zur Folge haben.
Etymologie und Geschichte
Bereits Plinius der Ältere (23-79) beschrieb den Malachit in seinem Werk Naturalis historia. Der Name leitet über das lateinische molochitis wohl vom griechischen Wort μαλάχη, in altgriechischer Aussprache maláchē für „Malve“ ab. Die Farbe des Steines soll an das kräftige Grün der Blätter erinnern.
Schon im Antiken Griechenland, im Alten Ägypten und Römischen Reich sowie den Maya war das Mineral außerordentlich beliebt. Die Ägypter schnitzten aus dem Malachit beispielsweise allerlei Kunstobjekte wie etwa Amulette und Skarabäen und verarbeiteten das fein zermahlene Mineral zu ausdrucksstarken Lidschatten. Dass Malachit entgegen früheren Annahmen nicht als Grundlage der grünen Farbe bei Wandmalereien in altägyptischen Grabkammern dient, erscheint aufgrund neuerer Forschungen sehr wahrscheinlich.
Auch im Chinesischen Altertum war Malachit ein beliebtes Mineral. So wurden Reste der Farbüberzüge auf der Terrakottaarmee im Mausoleum Qin Shihuangdis als Malachit-Pigment identifiziert [6] und im Carnegie Museum of Natural History sind unter anderem fein gearbeitete Malachit-Figuren zu finden.
Malachit war bis ins Mittelalter hinein zum Löten von Goldschmiedearbeiten weit verbreitet. Dazu wurde es zu Staub zermahlen und mit Hilfe von Fischleim und Wasser zu einer Emulsion verarbeitet, dem so genannten „Goldleim“ (griech. crysocolla; crysos: Gold, colla Leim; siehe auch Chrysokoll). In einem Holzkohlefeuer kann der Goldleim durch das anwesende Kohlenmonoxid zu Kupfer reduziert werden, wobei eine lötfähige Kupferlegierung entsteht. Damit war es möglich, feine Drähte und Goldkügelchen auf eine Oberfläche zu löten. Die Etrusker waren Meister in der Anwendung dieses Verfahrens und auch die antiken Ägypter kannten diese Methode. Ein Beispiel für die Anwendung durch die Ägypter sind die Totenmaske und andere Gegenstände aus dem Grab des Pharao Tutanchamun.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber immer noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Malachit noch zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Carbonate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit den namensgebenden Mineralen Azurit und Rosasit sowie den weiteren Mitgliedern Aurichalcit, Brianyoungit, Georgeit, Glaukosphärit, Kolwezit, Loseyit, McGuinnessit, Nullaginit, Pokrovskit, Sclarit und Zinkrosasit die „Azurit-Rosasit-Reihe“ bildet.
Seit der vollständigen Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage (2001) ist die Mineralklasse der Carbonate (und Verwandte) neu aufgeteilt und die Borate bilden eine eigene Klasse. Der Malachit ist daher jetzt in der Mineralklasse der „Carbonate und Nitrate“ und dort in der Abteilung der „Carbonate mit weiteren Anionen, ohne H2O“ zu finden. Diese ist allerdings inzwischen präziser unterteilt nach den beteiligten Kationen und das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Cu, Co, Ni, Zn, Mg, Mn“ einsortiert, wo er als namensgebendes Mineral die „Malachitgruppe“ mit der System-Nr. 5.BA.10 und den weiteren Mitgliedern Chukanovit, Georgeit, Glaukosphärit, Kolwezit, Mcguinnessit, Nullaginit, Pokrovskit, Rosasit und Zinkrosasit bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana bilden die Carbonate, Nitrate und Borate wie in der veralteten Strunz'schen Systematik eine gemeinsame Mineralklasse. Der Malachit ist dort allerdings in der Abteilung der „Carbonate mit Hydroxyl oder Halogen und der allgemeinen Formel (AB)2(XO)3Zq“ zu finden, wo er als namensgebendes Mineral die „Malachitgruppe“ mit der System-Nr. 16a.03.01 und den weiteren Mitgliedern Nullaginit, Pokrovskit und Chukanovit bildet.
Bildung und Fundorte
Malachit ist ein typisches Sekundärmineral, das sich als Verwitterungsprodukt in der Oxidationszone von Kupfer-Lagerstätten bildet. Es tritt dort vor allem in enger Paragenese mit Azurit auf, aus dem es durch Wasseraufnahme entsteht, kann aber auch mit vielen anderen Mineralen vergesellschaftet sein, wie unter anderem Baryt, Bornit, Calcit, Cerussit, Chrysokoll, Cuprit, Dolomit, Goethit, Linarit und Quarz. Malachit kann zudem Bestandteil von Kupferpecherz und Limonit sein.
Weltweit konnte Malachit bisher (Stand: 2010) an fast 8800 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Afghanistan, Ägypten, Algerien, Angola, der Antarktis, Argentinien, Armenien, Aruba, Australien, Aserbaidschan, Belgien, Bolivien, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Costa Rica, Demokratische Republik Kongo, Deutschland, Dominikanische Republik, Ecuador, auf den Fidschiinseln, in Finnland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Guatemala, Indien, Indonesien, Iran, Irland, auf der Isle of Man, in Israel, Italien, Jamaika, Japan, am Jordan, auf den Jungferninseln, in Kambodscha, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Kolumbien, auf Kuba, Laos, Luxemburg, auf Madagaskar, in Malaysia, Marokko, Mazedonien, Mexiko, der Mongolei, Namibia, den Niederlanden, Neukaledonien, Neuseeland, Norwegen, Österreich, Pakistan, Panama, Papua-Neuguinea, Paraguay, Peru, auf den Philippinen, in Polen, Portugal, Rumänien, Russland, auf den Salomonen, Sambia, in Schweden, der Schweiz, Serbien, Simbabwe, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Südkorea, Swasiland, Tadschikistan, Taiwan, Thailand, Tschechien, Tunesien, der Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (Großbritannien), den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Vietnam.[7]
Kristallstruktur
Malachit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a mit den Gitterparametern a = 9,50 Å; b = 11,97 Å; c = 3,24 Å und β = 98,7° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Verwendung
als Schmuckstein
Malachit wird hauptsächlich als Schmuckstein im Kunstgewerbe verwendet. Im Kreml in Moskau sind ganze Säulen aus Malachit gefertigt, der aus dem Ural stammt. Besonders schön und entsprechend bewertet ist die in diversen Grüntönungen vorkommende Bänderung, die ähnlich einer Holzmaserung sichtbar ist. Aufgrund seines giftigen Staubes und Schleifwassers ist er in der Verarbeitung jedoch aufwendig und dementsprechend teuer.
Relativ einfach, wenn auch zeitaufwendig, lassen sich die calciumcarbonathaltigen Gehäuse von Muscheln und Schnecken, aber auch Gegenstände aus Marmor zu Schmuckzwecken mit einem Überzug aus Malachit versehen. Nach einigen Wochen der Lagerung in konzentrierter, wässriger Kupfersulfat-Lösung bildet sich auf der Oberfläche unter Entwicklung von Kohlendioxid (CO2) eine mehr oder weniger dicke Schicht Malachit. Der Muschelkalk wird dabei nach und nach aufgelöst.
als Pigment
Fein zermahlener Malachit ist bereits seit der Antike als Pigment mit der Bezeichnung „Kaltes Grün“ für Wandmalereien im Gebrauch.
Auf ähnliche Weise wie Malachitüberzüge bei Schalentieren lässt sich auch die Mineralfarbe Malachitgrün aus Marmorpulver erzeugen, indem man es mit Kupfersulfat mischt. Die Feinheit des Pulvers bestimmt dabei die Qualität des entstehenden Pigments, das vor allem in der Ölmalerei verwendet wird.
Manipulationen und Imitationen
Da Malachit ein begehrter, allerdings auch recht weicher (Härte 3,5 bis 4 gegenüber Glas 5 bis 5,5), poröser und seiner vollkommenen Spaltbarkeit wegen empfindlicher Schmuckstein ist, werden Rohsteine durch Einbringen eines Malachitstaub-Kunstharz-Gemisches stabilisiert. Mit der gleichen Behandlungsmethode werden aber auch aus kleinen Bruchstücken größere, verwendungsfähige Malachite rekonstruiert. Bei Trommelsteinen und „Donuts“ sind diese Methoden der Manipulation weit verbreitet und bei der Umwandlungsphase Azurit-Malachit oft zu beobachten. Erkennbar sind stabilisierte und rekonstruierte Steine an ihrem körnig-fleckigen Erscheinungsbild aufgrund der Auffüllung der Lücken mit Spachtelmasse. Oft wird Malachit auch durch gefärbten Jaspis, Achat oder Marmor imitiert. Der „Rote Malachit“ (Handelsname) ist tatsächlich roter Jaspis. Malachit kommt in der Natur ausschließlich in grünen Farbtönungen vor.[4]
Mittlerweile wird Malachit auch synthetisch hergestellt.
Vorsichtsmaßnahmen
Als Kupfermineral hat Malachit auch giftige Eigenschaften. Wasser, in dem ein Malachit gelegen hat, sollte daher niemals getrunken werden. Ebenso gefährlich ist das Zersägen oder Zerstoßen eines Malachits ohne geeignete Schutzmaßnahmen (Staubmaske, Staubsauger), da der feine Staub beträchtliche Mengen an löslichem Kupfer freisetzt und entsprechend giftig ist.
Um Dellen, Risse und Farbveränderungen zu vermindern, sollte das Mineral mit Vorsicht behandelt werden. Eine Lagerung in der Dunkelheit ist zwar übertrieben, aber eine direkte, langanhaltende Sonneneinstrahlung kann ein sichtbares Ausbleichen hervorrufen. Auch der kurze Kontakt mit Wasser ist keineswegs schlimm. Ein langanhaltendes Bad nimmt dem Stein in der Regel jedoch den Glanz.
Esoterik
In der Esoterik wird der Malachit dem Planeten Venus und dem Element Erde zugeordnet. Er soll als Heilstein allerlei Frauenleiden zu heilen wissen und wird wegen der ihm nachgesagten Eigenschaft, die Wehen zu erleichtern, auch „Hebammenstein“ genannt. Er soll aber auch hellhörig für die Sprache der Tiere machen. Wissenschaftlich ist hiervon nichts belegt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 294.
- ↑ Webmineral - Malachite (englisch)
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Mindat - Malachite (englisch)
- ↑ 4,0 4,1 Bernhard Bruder: Geschönte Steine. Neue Erde Verlag, 1998, ISBN 3-89060-025-5, S. 79-80.
- ↑ Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3
- ↑ China intern - Malachit
- ↑ Mindat - Localities for Malachite
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 578.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 122.
Weblinks
- Mineralienatlas:Malachit u. Mineralienatlas:Mineralienportrait/Malachit (Wiki); lange Ladezeit - sehr umfangreich
- Handbook of Mineralogy - Malachite (englisch, PDF 65,7 kB)
- Kremer-Pigmente - Malachit