Uranophan
Uranophan | |
Uranophan-alpha aus der Rössing Mine, Erongo, Namibia | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
Ca[UO2|SiO3OH]2 • 5H2O [1] |
Mineralklasse | Silicate und Germanate 9.AK.15 (8. Auflage: VIII/B.34) nach Strunz 53.03.01.02 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-sphenoidisch; 2[2] |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | P21 (Raumgruppen-Nr. 4) |
Farbe | Hellgelb bis Gelbgrün |
Strichfarbe | Hellgelb |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | 3,81 bis 3,90 |
Glanz | Glasglanz, Perlglanz auf Spaltflächen; erdige Formen Wachsglanz bis matt |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | spröde |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {100} |
Habitus | Kristalle, erdige, feinst sphärolithische und radialstrahlige Aggregate |
Häufige Kristallflächen | nadelige, radialstrahlig |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,643 ; nβ = 1,666 ;nγ = 1,669 [3] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,026 [3] ; zweiachsig negativ |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 32° bis 45° [3] |
Pleochroismus | schwach: x = Farblos; y und z = hell Kanariengelb
canary-yellow |
Weitere Eigenschaften | |
Ähnliche Minerale | Uranophan-Beta |
Radioaktivität | sehr stark |
Besondere Kennzeichen | gelegentlich Fluoreszenz |
Das Mineral Uranophan, auch als Uranophan-Alpha oder Uranotil bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Inselsilikat mit der chemischen Zusammensetzung Ca[UO2|SiO3OH]2 • 5H2O [1]. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist nadelige Kristalle bis etwa 1 cm Größe und radialstrahlige, aber auch körnige bis massige Mineral-Aggregate oder krustige Überzüge von gelber bis brauner Farbe.
Besondere Eigenschaften
Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 40,6 % als sehr stark radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 72,7 kBq/g [2] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 31 Bq/g).
Gelegentlich kann Uranophan unter UV-Licht eine schwachgrüne Fluoreszenz zeigen. Üblicherweise ist das Mineral aber nicht-fluoreszierend.
Uranophan kann durch Säuren leicht zersetzt werden.
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Uranophan 1853 bei Kupferberg (Tarnau) in Oberschlesien (Polen) und beschrieben durch Martin Websky[4], der das Mineral nach seinem Urangehalt und dem griechischen Wort φαίνω [sprich: "phanos"] für scheinen oder erscheinen, zusammengesetzt also "wie Uran erscheinen", benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Uranophan zur allgemeinen Abteilung der „Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen“, wo er als Namensgeber die „Uranophangruppe“ mit der System-Nr. VIII/B.34 und den weiteren Mitgliedern Boltwoodit, Cuprosklodowskit, Kasolit, Natroboltwoodit, Oursinit, Sklodowskit und Uranophan-Beta bildete.
Seit der vollständigen Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage (2001) ist diese Abteilung präziser unterteilt nach der Ab- oder Anwesenheit weiterer Anionen, der Struktur oder dem Stoffmengenverhältnis Uran : Silicium. Der Uranophan ist entsprechend in der Abteilung der „Uranyl Insel- und Schichtsilikate mit dem Stoffmengenverhältnis U : Si = 2 : 1“ zu finden, wo er zusammen mit Boltwoodit, Kasolit, Natroboltwoodit und Uranophan-Beta die unbenannte Gruppe 9.AK.15 bildet.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Uranophan ebenfalls in die Abteilung der Inselsilicate, dort allerdings in die Abteilung der „Inselsilikate mit SiO4-Gruppen und anderen Anionen sowie komplexer Kationen mit (UO2)“, wo er als namensgebendes Mineral die „Uranophangruppe“ mit der System-Nr. 53.03.01 bildet.
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung Ca[UO2|SiO3OH]2 • 5H2O ist dimorph mit Uranophan-Beta, der ebenfalls im monoklinen Kristallsystem kristallisiert, allerdings in einer anderen Raumgruppe (siehe auch Strukturdaten).
Bildung und Fundorte
Uranophan zählt zu den am häufigsten vorkommenden Uransilicaten. Als typisches Sekundärmineral bildet er sich in Uran-Lagerstätten und Pegmatiten durch Verwitterung aus Uraninit. Begleitminerale sind neben Uranophan-Beta unter anderem noch Kasolit, Autunit und Meta-Autunit, Phosphuranylit, Torbernit und verschiedene Uranoxide, aber auch Calcit, Malachit, Almandin und Muskovit[5].
Weltweit konnte Uranophan bisher (Stand: 2010) an mehr als 700 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Ägypten, Algerien, Argentinien, Australien, Brasilien, China, Finnland, Deutschland, Frankreich, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Demokratische Republik Kongo, Madagaskar, Mexiko, Namibia, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Südafrika, Tadschikistan, Tansania, Tschechien, Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).
Erwähnenswert sind vor allem die Fundorte „Musonoi Mine“ bei Kolwezi und „Shinkolobwe Mine (Kasolo Mine)“ bei Shinkolobwe in der kongolesischen Provinz Katanga, wo Kristalle bis etwa 1 cm Größe gefunden wurden. Schöne, radialstrahlige Aggregate konnten aus der „Madawaska Mine (Faraday Mine)“ bei Bancroft im Hastings County (Kanada) geborgen werden.
Verwendung
Uranophan wird als Uran-Erz verwendet.
Kristallstruktur
Uranophan-Alpha kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21 (Raumgruppen-Nr. 4) mit den Gitterparametern a = 15,91 Å; b = 7,00 Å; c = 6,67 Å und β = 97,3° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Uranophan-Beta (bzw. β-Uranophan) kristallisiert ebenfalls monoklin in der Raumgruppe P21/a mit den Gitterparametern a = 13,97 Å; b = 15,44 Å; c = 6,63 Å und β = 91,4° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Vorsichtsmaßnahmen
Beim Umgang mit dem radioaktiven Uranophan ist auf ausreichenden Strahlenschutz zu achten. Um eine Inkorporation (Aufnahme in den Körper) zu verhindern, empfiehlt sich gründliches Händewaschen nach dem Umgang mit bloßen Händen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 565.
- ↑ 2,0 2,1 Webmineral - Uranophane (englisch)
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Mindat - Uranophane (englisch)
- ↑ Webarchiv - "A dictionary of the names of minerals including their history and etymology"
- ↑ Datei:Uranophane, Muscovite, Almandine - Pine Mountain, North Carolina, USA.jpg
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 687.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 211.
Weblinks
- Mineralienatlas:Uranophan (Wiki)
- Handbook of Mineralogy - Uranophane (englisch, PDF 73,6 kB)