Almandin
Almandin | |
Almandin auf graugrünem Schiefer vom Granatenkogel, Ötztaler Alpen, Tirol (Größe: 19 × 11 × 7cm) | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
Fe3Al2[SiO4]3[1] |
Mineralklasse | Inselsilikate (Nesosilikate) 9.AD.25 (8. Auflage: VIII/A.08) nach Strunz 51.04.03a.02 nach Dana |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | kubisch-hexakisoktaedrisch; 4/m 3 2/m |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | Ia3d (Raumgruppen-Nr. 230) |
Farbe | rot bis rotviolett, schwarzbraun |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 7 bis 7,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,318 ; berechnet: 4,313[2] |
Glanz | Glasglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | schwach muschelig; spröde |
Spaltbarkeit | keine, Absonderungen nach {110} möglich[2] |
Habitus | körnige bis große Kristalle und Aggregate |
Häufige Kristallflächen | Ikositetraeder, Rhombendodekaeder |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | 1,83 (abhängig von der chem. Zusammensetzung) |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
keine |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | durch Mineralsäuren angreifbar |
Ähnliche Minerale | Pyrop (Mg3Al2[SiO4]3) |
Almandin, auch als Eisentongranat oder Eisen-Tonerdegranat bezeichnet, ist ein Mineral aus der Gruppe der Granate innerhalb der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Er kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der idealisierten Zusammensetzung Fe3Al2[SiO4]3[1], ist also chemisch gesehen ein Eisen-Aluminium-Silikat, das strukturell zu den Inselsilikaten gehört.
Almandin ist das Eisen-Analogon zu Spessartin (Mn3Al2[SiO4]3[1]) und Pyrop (Mg3Al2[SiO4]3[1]) und bildet mit diesen eine Mischkristallreihe, die sogenannte „Pyralspit-Reihe“. Da Almandin zudem mit Grossular (Ca3Al2[SiO4]3[1]) Mischkristalle bildet, weist natürlicher Almandin ein entsprechend weites Spektrum der Zusammensetzung mit je nach Bildungsbedingungen mehr oder weniger großen Anteilen von Mangan, Magnesium und Calcium auf. Zusätzlich können noch Spuren von Natrium, Kalium, Chrom und Vanadium, seltener auch Scandium, Yttrium, Europium, Ytterbium, Hafnium, Thorium und Uran vorhanden sein.[3]
Das Mineral ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt typischerweise Rhombendodekaeder oder Ikositetraeder sowie Kombinationen dieser Kristallformen, die fast kugelig wirken. Ebenfalls oft zu finden sind körnige bis massige Mineral-Aggregate. Im Allgemeinen können Almandinkristalle eine Größe von mehreren Zentimetern Durchmesser erreichen. Es wurden jedoch auch Riesenkristalle von bis zu einem Meter Durchmesser bekannt.[4] Die Farbe von Almandin variiert meist zwischen dunkelrot und rotviolett, kann aber auch bräunlichrot bis fast schwarz sein.
Almandin ist die weltweit am häufigsten auftretende Granatart und kommt oft in schleifwürdigen Qualitäten mit starkem, glasähnlichem Glanz vor, was ihn zu einem begehrten Schmuckstein macht.
Etymologie und Geschichte
Almandin war bereits Plinius dem Älteren (ca. 23–79 n.Chr.) unter dem namen Alabandicus bekannt und gehörte allgemein zu den „Karfunkelsteinen“ (Carbunculus), das heißt roten Edelsteinen. Benannt wurde er nach der antiken Stadt Alabanda in Karien (Kleinasien, heute in der türkischen Provinz Aydın), wo der Stein bearbeitet worden sein soll.[5] Alabanda gilt daher auch als Typlokalität für Almandin.[6]
Im Mittelalter waren verschiedene Abwandlungen des Namens im Umlauf wie unter anderem alabandina, Alabandra und Alabanda. Albertus Magnus (um 1200–1280) führte die Bezeichnung Alamandina ein, die fast der heutigen Form entsprach.[5]
Um 1800 wurde die Bezeichnung Almandin schließlich endgültig von Dietrich Ludwig Gustav Karsten (1768–1810) auf den Eisentongranat festgelegt.[7][5]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Almandin zur Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“, wo er zusammen mit Andradit, Calderit, Goldmanit, Grossular, Henritermierit, Hibschit, Holtstamit, Hydrougrandit, Katoit, Kimzeyit, Knorringit, Majorit, Morimotoit, Pyrop, Schorlomit, Spessartin, Uwarowit, Wadalit, Yamatoit die „Granatgruppe“ mit der System-Nr. VIII/A.08 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Almandin ebenfalls in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Inselsilikate ohne weitere Anionen; Kationen in oktahedraler [6] und gewöhnlich größerer Koordination“ zu finden ist, wo es zusammen mit Andradit, Blythit, Calderit, Goldmanit, Grossular, Henritermierit, Hibschit, Holtstamit, Hydroandradit, Katoit, Kimzeyit, Knorringit, Majorit, Morimotoit, Pyrop, Schorlomit, Skiagit, Spessartin, Uwarowit und Wadalit die „Granatgruppe“ mit der System-Nr. 9.AD.25 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Almandin in die Abteilung der „Inselsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Pyrop, Spessartin, Knorringit, Majorit und Calderit in der „Granatgruppe (Pyralspit-Reihe)“ mit der System-Nr. 51.04.03a innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen nur mit Kationen in [6] und >[6]-Koordination“ zu finden.
Varietäten und Modifikationen
Rhodolithe, allgemein auch als orientalische Granate bekannt, sind rosa- bis rotviolette Almandin-Varietäten, die genau genommen Almandin-Pyrop-Mischkristalle mit einem Mischungsverhältnis von Magnesium : Eisen ≈ 2 : 1 und einer Dichte von ≈ 3,84 g/cm³[8] sind. Bekannte Vorkommen für Rhodolith sind unter anderem Brasilien, Indien, Kenia, Madagaskar, Mexiko, Sambia und Tansania.[9]
Auch der Malaya-Granat ist ein Almandin-Pyrop-Mischkristall mit den gleichen Fundgebieten wie Rhodolith, allerdings von eher rötlich oranger Farbe. Benannt wurde er nach dem Suaheli-Wort malaya für „außerhalb der Familie stehend“.[10]
Bildung und Fundorte
Almandin ist ein charakteristisches Mineral metamorpher Gesteine wie unter anderem Glimmerschiefer, Amphibolit, Granulit und Gneis. Almandinreiche Granate können sich aber auch in magmatischen Gesteinen wie Granit und Granit-Pegmatit bilden. Die Kristalle sind normalerweise im Mutter-Gestein eingebettet und von anderen Almandin-Kristallen getrennt. Granate mit den bisher höchsten bekannten Almandingehalten von 86,7 % (Stand: 1995) fand man bei Kayove in Ruanda, aber auch in Deutschland traten schon almandinreiche Kristalle von rund 76 % auf, so unter anderem bei Bodenmais.[3]
Als Begleitminerale treten unter anderem verschiedene Amphibole, Chlorite, Plagioklase und Pyroxene, Andalusit, Biotit, Cordierit, Hämatit, Kyanit, Sillimanit und Staurolith auf.[2]
Insgesamt konnte Almandin bisher (Stand: 2012) an rund 2000 Fundorten nachgewiesen werden[11]. Außer an seiner Typlokalität Alabanda konnte das Mineral in der Türkei bisher nur noch in den Granat-Amphiboliten nahe Çamlıca auf der asiatischen Seite Istanbuls gefunden werden.
In Deutschland trat Almandin an mehreren Orten im Schwarzwald (Freiburg im Breisgau, Grube Clara in Oberwolfach) in Baden-Württemberg, an vielen Orten in Bayern (Bayerischer Wald, Oberpfälzer Wald, Spessart), bei Ruhlsdorf/Eberswalde-Finow in Brandenburg, an einigen Orten im Odenwald (Erlenbach, Lindenfels), bei Bad Harzburg in Niedersachsen, bei Bad Doberan in Mecklenburg-Vorpommern, bei Perlenhardt und am Drachenfels (Königswinter) in Nordrhein-Westfalen, an vielen Orten in der Eifel in Rheinland-Pfalz, in der Grube „Gottesbelohnung“ bei Schmelz im Saarland, im Steinbruch Diethensdorf und bei Penig sowie an vielen Orten im Erzgebirge in Sachsen und an einigen Orten in Schleswig-Holstein (Barmstedt, Kiel, Schleswig, Travemünde) auf.
In Österreich fand sich das Mineral bisher vor allem in Kärnten in den Gurktaler Alpen und der Saualpe, der Koralpe von Kärnten bis zur Steiermark, aber auch an mehreren Orten in Niederösterreich (Wachau, Waldviertel), Salzburg (Hohe Tauern), im tiroler Gurgler Tal und Zillertal sowie an einigen Fundpunkten in Oberösterreich und Vorarlberg.
In der Schweiz sind Almandinfunde bisher nur von einigen Orten in den Kantonen Tessin (Gotthardmassiv) und Wallis (Binntal) bekannt geworden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Algerien, Angola, der Antarktis, Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Finnland, Frankreich, Griechenland, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Korea, Madagaskar, Mexiko, Namibia, Norwegen, der Mongolei, Myanmar, Neuseeland, Pakistan, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, der Slowakei, Slowenien, Spanien, Sri Lanka, Südafrika, Tschechien, Ukraine, Ungarn im Vereinigten Königreich (UK) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[12]
Auch in Gesteinsproben vom Mond wurde Almandin nachgewiesen.[12]
Kristallstruktur
Almandin kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Ia3d (Raumgruppen-Nr. 230) mit dem Gitterparameter a = 11,53 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Verwendung
Almandin wird wie die meisten anderen Minerale der Granatfamilie vor allem als Schmuckstein verwendet, die je nach Reinheit und Klarheit in Facettenform oder zu Cabochonen geschliffen werden. Weniger edle, das heißt zu dunkle und undurchsichtige Varietäten werden auch als Schleifmittel genutzt.
Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit den verschiedenen Granatvarietäten aufgrund der überwiegenden Mischkristallbildung zwischen den einzelnen Endgliedern. Daneben kann Almandin aber auch mit Rubin, Spinell und roten Turmalinen.[13] Aufgrund der schwierigen Unterscheidung werden die verschiedenen Granatnamen im Edelsteinhandel inzwischen häufig als Farbbezeichnung genutzt, wobei Almandin und Rhodolith die rosa bis violetten Granate vertreten.[14]
Der bisher größte bekannte und geschliffene Almandin-Edelstein ist ein Cabochon von 175 ct, der im Smithsonian Institution in Washington, D.C aufbewahrt wird.[15]
Siehe auch
Literatur
- Maximilian Glas et al.: Granat. In: Christian Weise (Hrsg.): extraLapis. 9, Christian Weise Verlag, München 1995, ISBN 3-921656-35-4, ISSN 0945-8492, S. 3, 24–25.
- Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 460, 465.
- Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 675–678.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: (Klockmanns) Lehrbuch der Mineralogie (16. Aufl.), Ferdinand Enke Verlag (1978), ISBN 3-432-82986-8
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 196 (Dörfler Natur).
Weblinks
- Mineralienatlas:Almandin (Wiki)
- Database-of-Raman-spectroscopy - Almandine
- Mineralien-Lexikon - Almandin
- Webmineral - Almandine (engl.)
- Institut für Edelsteinprüfung - Namenssuche (Rhodolith)
- Edelsteinknigge - Almandin
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 541.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Almandine, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 69,2 kB)
- ↑ 3,0 3,1 Maximilian Glas et al.: Granat. In: Christian Weise (Hrsg.): extraLapis. 9, Christian Weise Verlag, München 1995, ISBN 3-921656-35-4, ISSN 0945-8492, S. 24.
- ↑ Maximilian Glas et al.: Granat. In: Christian Weise (Hrsg.): extraLapis. 9, Christian Weise Verlag, München 1995, ISBN 3-921656-35-4, ISSN 0945-8492, S. 3.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 168.
- ↑ Mindat - Typlokalität Alabanda, Aydin Province, Aegean Region, Turkey
- ↑ Ludwig August Emmerling: Lehrbuch der Mineralogie, Band 1,Ausgabe 2, Gießen 1802 in der Google Buchsuche
- ↑ Friedrich Klockmann, Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Hrsg.): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978 (Erstausgabe: 1891), ISBN 3-432-82986-8, S. 668.
- ↑ Maximilian Glas et al.: Granat. In: Christian Weise (Hrsg.): extraLapis. 9, Christian Weise Verlag, München 1995, ISBN 3-921656-35-4, ISSN 0945-8492, S. 13.
- ↑ Maximilian Glas et al.: Granat. In: Christian Weise (Hrsg.): extraLapis. 9, Christian Weise Verlag, München 1995, ISBN 3-921656-35-4, ISSN 0945-8492, S. 9.
- ↑ Mindat - Almandine
- ↑ 12,0 12,1 Mindat - Fundorte für Almandin
- ↑ Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags-GmbH., München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 120.
- ↑ Bernhard Bruder: Geschönte Steine. Neue Erde Verlag, 2005, ISBN 3-89060-025-5, S. 68.
- ↑ Jaroslav Bauer, Vladimír Bouška, František Tvrz: Edelsteinführer. Verlag Werner Dausien, Hanau/Main 1993, ISBN 3-7684-2206-2, S. 102.