Grossular
Grossular | |
„Stachelbeerfarbiger“ Grossular aus Sibinndi, Nioro du Sahel, Region Kayes, Mali (Größe: 4.9 x 3.4 x 2.9 cm) | |
Chemische Formel |
Ca3Al2[SiO4]3[1] |
Mineralklasse | Silikate und Germanate 9.AD.25 (8. Auflage: VIII/A.08) nach Strunz 51.04.03b.02 nach Dana |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | kubisch-hexakisoktaedrisch 4/m 3 2/m[2] |
Farbe | Farblos, Gelbgrün bis Dunkelgrün, Goldgelb, Rosa, Rot, Orange, Gelblichbraun bis Rötlichbraun[3] |
Strichfarbe | Weiß |
Mohshärte | 6,5 bis 7 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,594 ; berechnet: 3,594[3] |
Glanz | Glasglanz bis Harzglanz |
Transparenz | durchsichtig bis undurchsichtig |
Bruch | uneben bis muschelig, spröde |
Spaltbarkeit | selten Absonderungen nach {110}[3] |
Habitus | dodekaedrische, trapezoedrische Kristalle; körnige, massige Aggregate |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n = 1,731 bis 1,754[4] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
keine, da optisch isotrop |
Weitere Eigenschaften | |
Ähnliche Minerale | Hessonit, Uwarowit, Demantoid, Smaragd, Turmalin |
Grossular ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Gruppe der Granate innerhalb der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der idealisierten Zusammensetzung Ca3Al2[SiO4]3[1], ist also chemisch gesehen ein Calcium-Aluminium-Inselsilikat.
Grossular entwickelt meist dodekaedrische oder trapezoedrische Kristalle, aber auch körnige bis massige Mineral-Aggregate. In reiner Form ist das Mineral farblos und durchsichtig. Da er aber einerseits mit Andradit und Uwarowit eine lückenlose Mischkristallreihe bildet und andererseits verschiedene Fremdbeimengungen enthalten kann, kommt er meist in verschiedenen Farben vor, wobei allerdings eine gelbgrüne bis dunkelgrün Farbe vorherrscht, die dem Grossular auch seinen Namen eingebracht hat. Daneben finden sich aber auch goldgelbe, rosa bis rote, orange und gelblichbraune bis rötlichbraune Grossulare, die teilweise verschiedene Eigennamen erhalten haben.
Etymologie und Geschichte
Benannt wurde Grossular 1811 von Abraham Gottlob Werner, der das Mineral aufgrund seiner häufig grünen Farbe nach dem lateinischen Wort für Stachelbeere (ribes grossularia) benannte.[5]
Als Typlokalität gilt Tschernyschewsk (Chernyshevsk) im Wiljui-Becken in der fernöstlichen Republik Sacha (Jakutien).[6]
Klassifikation
Bereits in der mittlerweile veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Grossular zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“, wo er zusammen mit Andradit, Goldmanit und Uwarowit die eigenständige „Granatgruppe - Ugrandit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/A.08 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Grossular ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen sowie der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung der „Inselsilikate ohne weitere Anionen; Kationen in oktahedraler [6] und gewöhnlich größerer Koordination“ zu finden ist, wo es zusammen mit Almandin, Andradit, Blythit, Calderit, Goldmanit, Henritermierit, Hibschit, Holtstamit, Hydroandradit, Katoit, Kimzeyit, Knorringit, Majorit, Morimotoit, Pyrop, Schorlomit, Spessartin, Skiagit, Uwarovit und Wadalit die „Granatgruppe“ mit der System-Nr. 9.AD.25 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Grossular in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Andradit, Goldmanit, Uwarovit und Yamatoit in der „Granatgruppe (Ugrandit-Reihe)“ mit der System-Nr. 51.04.03b innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen nur mit Kationen in [6] und >[6]-Koordination“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Von Grossular sind mehrere Varietäten bekannt:
- Hessonit: Durch Beimengungen von Fe3+-Ionen orangerot bis hyazinthrot gefärbter Grossular. Eine veraltete und nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für den Hessonit war Zimtstein bzw. Kaneelstein (nach Abraham Gottlob Werner). René-Just Haüy benannte die Varietät nach dem griechischen Wort hesson für geringer, in Anlehnung an seinen im Gegensatz zum „echten“ Hyazinth (Zirkonvarietät) geringeren Wert.[7]
- Leukogranat (von altgriechisch λευκός leukós „weiß“) ist die farblose Variante des Grossular.
- der smaragdgrüne Tsavorit bzw. Tsavolith wurde erst 1974 entdeckt.[8]
Bildung und Fundorte
Grossular bildet sich häufig in kontakt- und regionalmetamorphen, calciumreichen Gesteinen wie beispielsweise Skarn oder Rodingit, kann aber auch durch hydrothermale Vorgänge auf Klüften dieser Gesteine[9] entstehen sowie in mergeligen Kalksilikathornfelsen[10] und gelegentlich in Schiefern und Serpentiniten[3].
Begleitminerale sind unter anderem Calcit, Clinozoisit, Diopsid, Dolomit, Epidot, Quarz, Skapolith, Tremolit, Vesuvianit und Wollastonit. Besonders mit Vesuvianit, dem der Grossular oft sehr ähnlich sieht, kann er aufgrund der engen Paragenese leicht verwechselt werden.
Als relativ häufige Mineralbildung konnte Grossular bereits an vielen Fundorten nachgewiesen werden, von denen bisher (Stand: 2011) rund 1200 Fundorte als bekannt gelten.[4]
In Deutschland trat das Mineral bisher an mehreren Fundorten im Schwarzwald in Baden-Württemberg, an vielen Fundorten in Bayern (Franken, Ober- und Niederbayern), bei Hirzenhain und mehreren Fundpunkten im Odenwald in Hessen, bei Bad Harzburg und Sankt Andreasberg in Niedersachsen, an vielen Orten in der Eifel, bei Rammelsbach und Wolfstein in Rheinland-Pfalz, im Erzgebirge und im Vogtland in Sachsen, an mehreren Orten in Schleswig-Holstein sowie bei Unterbreizbach in Thüringen auf.
In Österreich fand sich Grossular vor allem in Kärnten, Salzburg und der Steiermark. Des Weiteren konnte er auch am Kanitzriegel bei Bernstein im Burgenland; bei Schwallenbach, am Arzberg und dem Siebenhandl-Steinbruch bei Felbring (Maria Laach am Jauerling) in Niederösterreich; an mehreren Fundpunkten im Hinterbichler Dorfertal und im Zillertal in Tirol; in der oberösterreichischen Gemeinde Aigen im Mühlkreis sowie auf der Putzkammer Alp in der Verwallgruppe im Vorarlberg nachgewiesen werden.
In der Schweiz wurde das Mineral unter anderem im Kreis Bergell und Vorderrheintal im Graubünden, im Mattertal und Saastal im Wallis sowie bei Santa Maria di Claro (Claro TI) im Kanton Tessin gefunden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Ägypten, der Antarktis, Argentinien, Australien, Brasilien, Bulgarien, China, Ecuador, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Guinea, Honduras, Indien, Irak, Iran, Irland, Israel, Italien, Jamaika, Japan, Kambodscha, Kanada, Kenia, Kolumbien, Korea, Madagaskar, Mali, Marokko, Mexiko, der Mongolei, Namibia, Neuseeland, Norwegen, Pakistan, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, der Slowakei, Spanien, Sri Lanka, Schweden, Südafrika, Taiwan, Tansania, Tschechien, der Türkei, der Ukraine, Ungarn, den U.S. Virgin Islands, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[11]
Kristallstruktur
Grossular kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Ia3d (Raumgruppen-Nr. 230) mit dem Gitterparameter a = 11,87 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Verwendung
Grossulare sind wie viele andere Granate geschätzte und wertvolle Schmucksteine, die je nach Qualität entweder in verschiedenen Facettenschliffen oder zu Cabochonen verarbeitet werden.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 541.
- ↑ Webmineral - Grossular
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Grossular, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 70,9 kB)
- ↑ 4,0 4,1 Mindat - Grossular
- ↑ C. A. S. Hoffmann: Grossular, in: Handbuch der Mineralogie, Band 1, Craz und Gerlach, Freiberg 1811, S. 479-481 (PDF 197,4 kB)
- ↑ Mineralienatlas:Chernyshevsk
- ↑ Thomas Fehr, Maximilian Glas, Joachim Zang: Granat. Die Mineralien der Granat-Gruppe: Edelsteine, Schmuck und Laser. Weise, München 1995, ISBN 3-921656-35-4 Kommentar=ExtraLapis. Nr. 9, S. 17.
- ↑ Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags-GmbH., München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 122.
- ↑ Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 197 (Dörfler Natur).
- ↑ Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 668.
- ↑ Mindat - Localities for Grossular
Weblinks
- Commons: Grossular – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Mineralienatlas:Grossular
- Eintrag bei minerals.net (engl.)