Groschen

Groschen

Barile (Schwerer Groschen), Florenz 1506

Groschen ist die Bezeichnung für verschiedene Münzen. Das Wort ist dem italienischen „denaro grosso“ oder der lateinischen Bezeichnung des Turnosen entlehnt: dem „grossos denarius Turnosus“, zu Deutsch dem „dicken Denar (von Tours)“.[1] Häufig wurde der Groschen in älteren Dokumenten als gl abgekürzt.

Geschichte der Groschen-Prägung

Mittelalter

Tiroler Groschen ca. 1280

Die ersten deutschen Groschen wurden 1271 vom Grafen Meinhard II. von Tirol in Meran geprägt. Der Groschen war ursprünglich eine massive Münze aus reinem Silber, die größer als der entwertete Denar war. Seinem Charakter nach stellt er ein Mehrfaches des vormaligen, sich über die Jahrhunderte inflationär im Silberfeingehalt verminderten Pfennigs dar. Nach einer Quelle soll die Stadt Trier sogar schon 1104 groschenähnliche Dickpfennige geschlagen haben, denen dann 1300 die böhmischen Groschen aus Kuttenberg folgten. Die neue Münze inspirierte bald andere Münzstätten und war, auch der wirtschaftlichen Notwendigkeit nach, einem höheren Münznominal in der beginnenden Frührenaissance geschuldet. Oberitalienische Mehrfachpfennige des Hochmittelalters wurden analog „Grossini“ genannt (vgl. dazu auch Schilling). Nach anderen Quellen[2] kann die Bezeichnung auch auf das Doppelkreuz = Crossus der Ursprungsprägung zurückgeführt werden, das auf sehr vielen Münzen dieses Typs bis etwa 1500 abgebildet war und dann später bis ins 18. Jahrhundert durch den Reichsapfel mit der Zahl „24“ abgelöst wurde.

1328 gestattete Kaiser Ludwig IV. der Bayer dem Grafen Adolf VI. von Berg die Prägung von Turnosen in Wipperfürth. Dort wurden bis 1346 die ältesten Groschen auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland gemünzt.

Nach dem Vorbild des Tourser Grossus wurden auch 1300 der Prager Groschen in Kuttenberg und um 1338/39 der Meißner Groschen in der Landeshauptmünzstätte Freiberg der Markgrafschaft Meißen gemünzt. Beide Münzen erlangten überregionale Bedeutung und beeinflussten das deutsche Münzwesen stark. Der Groschen zu 12 Pfennigen war weit verbreitet. Nur die Hälfte wert war der polnische Groschen oder Grosz zu sechs Pfennigen, der auch in Schlesien als Grösch(e)l oder Gresch(e)l im Werte von 2½ bis 3 Pfennig verbreitet war.

Neuzeit

Deutsche Länder

Unter anderem gab es in Preußen des 19. Jahrhunderts den Silbergroschen (Sgr.) zu 12 Pfenningen oder in Sachsen den Neugroschen (Ngr.) zu 10 Neu-Pfennigen. Der Groschen sank ebenso wie der Pfennig von einer Kurantmünze zur Scheidemünze herab. Der letzte deutsche Kurantgroschen (bezüglich des einfachen Nennwertes) wurde in Sachsen bis 1827 nach dem Konventionsfuß ausgebracht, wonach das in 320 Groschen enthaltene Silber dem Gewicht einer Kölner Mark (233,856 Gramm) zu entsprechen hatte. In Preußen war der Groschen schon im 18. Jahrhundert zur Scheidemünze geworden. Der Groschen galt im deutschen Sprachraum meist 12 Pfennig; viele regionale (Klein-)Groschen, z. B. Neugroschen, Groten (Plural: Grote) in Norddeutschland, engl. Groat, Mariengroschen, Grösch(e)l galten zwischen 2½ und 10 Pfennig. Auch das spätere Münznominal „Kreuzer“ zu 4 Pfennig entstand aus der sprachlichen Verkürzung des kleinen Kreuzgroschens.

Nach der Einführung der Mark = 100 Pfennige im Jahr 1871 in Deutschland fiel der Groschen als eigenständiges Münznominal weg (siehe → Goldmark).

Österreich

Von 1924 bis 1938 und von 1945 bis 2001 war der Groschen der hundertste Teil des österreichischen Schillings. In der Mehrzahl "die Groschen" war ein Geld(teil)betrag kleiner als ein Schilling oder eine Anzahl von Münzen mit Groschen-Nominalen gemeint. Zuletzt im Umlauf waren nur 50-, 10- und (selten) 5-Groschen-Münzen. Die 2- und 1-Groschen-Stücke wurden praktisch schon seit 1970 nicht mehr verwendet. 20-Groschen-Münzen gingen 1959 außer Kurs. Liebevoll bis geringschätzig gab es auch die Verkleinerungsform (das) "Groscherl" für die "Zehnerln" und noch kleineren Münzen, so z.B. "drei Zehn-Groscherln".

Polen

Die unter August III., König von Polen und als Kurfürst von Sachsen, Friedrich August II. (1733–1763) in der Münzstätte Grünthal und in Guben geprägten Grosze (Kupfergroschern) hatten einen Wert von drei Szelągi (Kupferschillinge). Zwischen 1815 und 1860 war und seit 1924 ist der Groschen (Grosz, Mehrzahl: Groszy) der hundertste Teil des polnischen Złoty.

Groschen in der Umgangssprache

Deutschsprachiger Raum

Auch nach der Dezimalisierung des deutschen Münzsystems war es bis zur Einführung von Euro und Cent weiterhin üblich, die 10-Pfennig-Münze mit Groschen zu bezeichnen. Seit der Euroeinführung ist diese Bezeichnung in Deutschland für die 10-Cent-Münze gebräuchlich, noch heute mit deutlichem Schwerpunkt in Gebieten, wo vor 1871 der in Groschen geteilte Taler galt[3]. Der Groschen war derart weit verbreitet, dass er in viele Redewendungen und Gegenstandsbezeichnungen Eingang gefunden hat. So sagt man Der Groschen ist gefallen, wenn jemand etwas „endlich begriffen“ hat. Die häufige Verwendung für einen bestimmten Zweck führte auch zu Bezeichnungen, die ein eigenständiges Objekt suggerieren, wie beispielsweise Parkgroschen, sowie zu rein sinngemäßen Übertragungen wie dem Notgroschen. Besonders billig zu erhaltende Gegenstände waren Groschenware oder Groschenhefte; diese Bedeutung klingt auch an im Titel Dreigroschenoper von Bertolt Brecht.

Russland

Im Russischen ist das Wort Grosch ein Synonym für Kleingeld. In Russland gab es die Groschen (eine Kupfermünze im Wert von 2 Kopeken) schon seit dem 17. Jahrhundert. Obwohl es sie nicht mehr gibt, existiert immer noch ein Sprichwort: „Das kostet keinen gebrochenen Grosch“, was heißt: „Das Ding hat keinen Wert". Im Albanischen bezieht sich „grosh“ auf die alte türkische Münze „kuruş“, auch nur 1/20 Lira wert, daneben gibt es aber auch „groshë“ (Bohne), von dem der Ausspruch stammt, „das ist keine Bohne wert“.

Ukraine und Türkei

Гроші (Hroschi), das ukrainische Wort für Geld, und Kuruş, die kleinere Einheit der Türkischen Lira sind ebenfalls von „Groschen“ abgeleitet.

Siehe auch

  • Groat
  • Groten
  • Kreuzer kleiner Kreuzgroschen zu 4 Pfennig, der sich im süddeutschen Sprachraum als Münzbezeichnung lange erhalten hat.
  • Schilling
  • Sechsling oder Sechser, vormals die Hälfte eines Groschens
  • Silbergroschen

Literatur

  • F. A. Brockhaus, "Conversations-Lexikon", Leipzig 1830, Vierter Band, S. 889

Weblinks

Commons: Groschen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

  • Groschen im Historischen Lexikon der Schweiz

Einzelnachweise

  1. Arthur Suhle: Kulturgeschichte der Münzen, Battenberg Verlag: München 1969, S. 117.
  2. Arthur Suhle: Deutsche Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, Battenberg, München, 1964, p. 157
  3. | Verbreitungskarte im "Atlas zur deutschen Alltagssprache"