Schilling

Schilling

Dieser Artikel behandelt die Währungseinheit Schilling, zu weiteren gleichnamigen Bedeutungen siehe Schilling (Begriffsklärung)

Schilling (englisch: shilling) ist der Name von Währungseinheiten in verschiedenen Ländern.

Offizielle Währungen namens Schilling gibt es heute in Kenia (Kenia-Schilling), Somalia (Somalia-Schilling), Tansania (Tansania-Schilling) sowie in Uganda (Uganda-Schilling). In einigen anderen Ländern gab es früher den Schilling als Währung oder Münze, wie in Österreich (Österreichischer Schilling), Großbritannien, Norddeutschland, Litauen[1] und Dänemark (Skilling).[2]

Historie und Herkunft des Wortes

Der Schilling war ursprünglich der gemünzte antike Goldsolidus, der spätantike Nachfolger des Aureus. Nach der Münzreform unter Karl dem Großen im Jahre 794 war der Schilling, d.h. der Solidus, nur noch eine reine Rechnungsmünze, sowie Gewichtseinheit bzw. das nichtgemünzte Goldäquivalent für 12 Silberdenare. Es galt:

1 karolingisches Silberpfund (gleich etwa 406½ Gramm) = 20 Schilling (Solidi) = 240 Pfennig (Denarii).

Nach der Quelle Hermann Brosien:

„Durch eine Verordnung von 780 wurde bestimmt, dass aus einem Pfund Silber zwanzig Solidi zu je zwölf Denaren geprägt werden sollten. Gesetzlich enthielt der Denar bei einem Pfunde von 367 Gramm 1,52 Gramm Feinsilber und hatte etwa den Wert von 25 Pfennigen.“

Hermann Brosien[3]

Im Frankenreich galt ab etwa 800 nur noch eine reine Silberwährung, deren Münzgewicht auf dem Pfund beruhte. Goldsolidi (Goldschillinge) waren die absolute seltene Ausnahme und hatten wohl keine Währungsfunktion mehr. Die später, ab etwa 1150 in Oberitalien begonnenen silbernen, neuen Schillingmünzausprägungen, wogen das Mehrfache des inzwischen im Silbergehalt inflationär geminderten „normalen“ Denars (denar piccolo). Sie waren nicht mehr der alte – nur jetzt in Silberform – wiederbelebte ursprüngliche Goldschilling. Es gab fortan silberne (mehrfache, schwere) Denarii (denarii grossi) – nun wiederum als Schilling bezeichnet, de facto entsprachen sie jedoch etwa dem frühen antiken halben Denar. Sie galten gewöhnlich 4 bis 12 (auch bis zu 20) einfache, verminderte Denarii oder Pfennige. Aus dem italienischen „Grossino“ (denarius grossus) entstand der Name Groschen. In einigen deutschen Städten und Regionen, wo der Schilling (bzw. Groschen) als Pfennigmehrfaches im 14. Jahrhundert anfangs noch nicht geprägt wurde, war er als Zählmaß im Werte von seltener 6 schweren oder meist 12 leichten Pfennigen jedoch schon gebräuchlich.

Die ebenfalls zuerst wieder im italienischen Raum ab etwa 1250 in Florenz, Genua, Venedig und anderen oberitalienischen Stadtstaaten begonnenen Goldmünzprägungen, die später als Florin, Dukat oder Zechine bezeichnet wurden, waren eine Reaktion auf das nach dem Untergang des Weströmischen Reiches wieder gestiegene wirtschaftliche Potenzial der beginnenden Frührenaissance und stellen somit eigentlich den alten, spätrömischen Goldsolidus (etwa 4,5 g) mit neuem Namen aber mit verringertem Feingewicht (etwa 3,5 g) dar. Letztendlich hat es eigentlich nur eine „Münznominal-Namenskorrektur“ als Reaktion auf vorausgegangene inflationäre Prozesse gegeben. Die deutschen Gold-Gulden des Mittelalters ab etwa 1300 waren wiederum eine Nachahmung der beliebten oberitalienischen Florine.

Die Herkunft des Wortes Schilling ist nicht sicher geklärt. Schon im Gotischen bezeichnete es die römische Goldmünze (Solidus), die auch als Schmuck getragen wurde. Möglicherweise kommt es vom germanischen Wort Skildulingaz, was ‚schildartiges Ding‘, bzw. ‚Schild-ling‘ bedeutet, (vgl. dazu auch Escudo). Nach einem Handelslexikon von 1848 soll das Wort Schilling von „schallen“ bzw. von ‚schellen‘, d.h. ‚klingeln‘, kommen.

Deutschland

Die deutschen silbernen Schillinge der Neuzeit waren mit dem Groschen vergleichbar und galten meist 12 Pfennig, zum Beispiel in Hamburg vor 1871, wo der halbe Schilling Sechsling (= 6 Pfennig) und der Viertel Schilling Dreiling (= 3 Pfennig) genannt wurde; alle drei waren Scheidemünzen. Die Abkürzung des Schillings war ein ß in vielen mittelalterlichen und neuzeitlichen Dokumenten.

Großbritannien

1 Shilling 1948 King George VI. – Vorderseite sowie englische und schottische Rückseite

Der früher gebräuchliche britische shilling (abgekürzt „s“ von solidus) hatte einen Wert von 12 Pence (abgekürzt „d“ von denarius) oder 1/20 Pfund Sterling (£). Er wurde 1816, dem Jahr der Einführung des Goldstandards (mit der Kurantmünze Sovereign), mit einem Gewicht von 5,7 g Sterlingsilber und einem Durchmesser von 24 Millimetern standardisiert. 1920 wurde der Silberanteil auf 50 Prozent gesenkt und 1947 gänzlich auf Kupfernickel umgestellt. Die umgangssprachliche Bezeichnung für einen Shilling war „bob“. Im Schriftverkehr wurden Shillings abgekürzt durch den Schrägstrich oder den Apostroph wiedergegeben (1 Shilling: 1s oder 1/- oder 1’-). Größere Münzen waren der Florin (2s), Half Crown (2s 6d) und Crown (5s).

Auch in vielen ehemaligen britischen Kolonien wie Australien, Neuseeland oder Nigeria war das Pfund die Währung und damit auch der Shilling, siehe Pfund (Währung)

1971 wurde der Shilling mit der Umstellung des britischen Pfundes auf das Dezimalsystem abgeschafft, die Münzen wurden allerdings erst nach und nach eingezogen und blieben einstweilen als 5-(New-)Pence-Münzen im Umlauf; umgangssprachlich wird die Fünf-Pence-Münze deshalb noch heute gelegentlich als Shilling bezeichnet.

Österreich

Von 1925 bis 1938 und 1945 bis 1998 war der Schilling Buch- und Bargeld, von 1999 bis zur Bargeldeinführung des Euro 2002 gab es den Schilling nur als Bargeld. In der Zeit von 1938 bis 1945 war die Reichsmark als österreichische Währung gültig.

Polen

Die polnischen Schillinge unter König Sigismund I. von Polen (1506–1548) hatten ein Rauhgewicht von 1,24 g bei einem Feingehalt von 185/1000 Silber. Unter Johann II. Casimir von Polen (1648–1668) war der Schilling bereits aus Kupfer. Die unter August III., König von Polen und als Kurfürst von Sachsen, Friedrich August II. (1733–1763) in der Münzstätte Grünthal geprägten Kupferschillinge hatten einen Wert von 3 Schilling auf den Groschen. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts blieb der Schilling eine Kupfermünze.

Andere Länder

In Ostafrika gibt es Länder, deren Währung ebenfalls auf Schilling lauten:

  • Kenia-Schilling
  • Uganda-Schilling
  • Tansania-Schilling
  • Somalia-Schilling
  • Somaliland-Schilling (international nicht anerkannte Währung)

Einzelnachweise

  1. siehe: Aktuelle Münzpreislisten → Ausland (Länder J – N) → Litauen
  2. Vgl. Georg Galster: Die Münzen Dänemarks.
  3. Hermann Brosien: Karl der Große. Freytag, Leipzig 1885. Neuausgabe: Reprint-Verlag-Leipzig, Holzminden 2009, ISBN 978-3-8262-0219-3, S. 121 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).

Weblinks

Commons: Shilling – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Schilling – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen