Bariumbromid

Bariumbromid

Kristallstruktur
Kristallstruktur von Bariumbromid
__ Ba2+ __ Br
Allgemeines
Name Bariumbromid
Andere Namen
  • Brombarium
  • Bromsaures Barium
Verhältnisformel BaBr2
CAS-Nummer
  • 10553-31-8
  • 33429-48-0 (Hydrat)
  • 7791-28-8 (Dihydrat)
Kurzbeschreibung

weißer Feststoff[1]

Eigenschaften
Molare Masse 297,13 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

4,781 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

847 °C [2]

Löslichkeit

gut löslich in Wasserf: 1041 g·l−1 (20 °C) [2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [3]
07 – Achtung

Achtung

H- und P-Sätze H: 302-332
P: 261-​264-​301+312-​304+340-​312-​501Vorlage:P-Sätze/Wartung/mehr als 5 Sätze [2]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [4] aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [3]
Gesundheitsschädlich
Gesundheits-
schädlich
(Xn)
R- und S-Sätze R: 20/22
S: (2)-28
MAK

0,5 mg·m−3 [2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
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Bariumbromid ist eine chemische Verbindung des Bariums und zählt zu den Bromiden. Es ist ein farbloser hochschmelzender Feststoff.

Geschichte

Bariumbromid spielt in der Entdeckung der Radioaktivität und der Kernspaltung eine Rolle. Da Barium- und Radiumverbindungen ähnliche Eigenschaften besitzen, ist es nicht einfach diese zu trennen. Eine Möglichkeit ist die fraktionierte Kristallisation geeigneter Salze. Zunächst wurden von Marie Curie hierfür die Chloride genutzt. Diese ermöglichen jedoch nur eine langsame und damit aufwändige Trennung. Deutlich bessere Trennungen mit höheren Anreichungsraten ermöglichen die Bromide.[5][6]

Diese Anreicherung wurde bei der Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn wichtig, als das bei der Bestrahlung von Uran mit Neutronen erhaltene Produkt zunächst für Radium gehalten wurde. Erst durch die unerwartete Reaktion bei der fraktionierten Kristallisation erkannten er und Fritz Straßmann, dass es sich um radioaktive Bariumisotope und nicht um Radium handelt und dass damit eine Kernspaltung erfolgt sein musste.[6]

Gewinnung und Darstellung

Wasserhaltiges Bariumbromid-Dihydrat fällt beim Einengen barium- und bromidhaltiger wässriger Lösungen aus. Oberhalb von 120 °C wird das Kristallwasser abgegeben und es bildet sich das wasserlose Salz.[7]

Weitere Möglichkeiten zur Gewinnung von Bariumbromid sind die Reaktion von Bariumsulfid oder Bariumcarbonat mit Bromwasserstoffsäure.[7]

$ \mathrm {BaCO_{3}+2\ HBr\longrightarrow BaBr_{2}+CO_{2}+H_{2}O} $

Eigenschaften

Wie Bariumchlorid und Bariumiodid kristallisiert Bariumbromid in der Blei(II)-chloridstruktur.[8]

In der Gasphase sind Bariumbromid-Moleküle entgegen den Vorhersagen des VSEPR-Modells nicht linear, sondern mit einem Winkel von 146° gewinkelt. Verantwortlich hierfür sind relativistische Effekte.[9]

Verwendung

Außer bei Trennung von Barium und Radium, die auf Grund der Gefahren durch das radioaktive Radium nur noch von geringer Bedeutung ist, wird Barium für die Herstellung von Chemikalien für die Photographie und zur Gewinnung anderer Bromide genutzt.[7]

Einzelnachweise

  1. Datenblatt Barium bromide anhydrous, beads, −10 mesh, 99.999% trace metals basis bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 17. Januar 2012.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Eintrag zu Bariumbromid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 10. November 2009 (JavaScript erforderlich)
  3. 3,0 3,1 Nicht explizit in EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) gelistet, fällt aber dort mit der angegebenen Kennzeichnung unter den Sammelbegriff „Bariumsalze“; Eintrag aus der CLP-Verordnung zu Bariumsalze in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 8. April 2012 (JavaScript erforderlich) Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „CLP_82780“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  4. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  5. Marie Curie: Radium and the New Concepts in Chemistry. Nobelpreis-Rede, Stockholm, 11. Dezember 1911.
  6. 6,0 6,1 Günther Hermann: Vor fünf Jahrzehnten: Von den Transuranen zur Kernspaltung. In: Angewandte Chemie. 1990, 102, 5, S. 469–496, doi:10.1002/ange.19901020504.
  7. 7,0 7,1 7,2 Pradyot Patnaik: Handbook of inorganic chemicals. McGraw-Hill Professional, 2003, S. 81, ISBN 978-0-070-49439-8.
  8. Arnold F. Holleman, Nils Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage, de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1, S. 1241.
  9. Luis Seijo, Zoila Barandiarán, Sigeru Huzinaga: Ab initio model potential study of the equilibrium geometry of alkaline earth dihalides: MX2 (M=Mg, Ca, Sr, Ba; X=F, Cl, Br, I). In: J. Chem. Phys. 1991, 94, S. 3762, doi:10.1063/1.459748.