Verhältnisformel

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Eine Verhältnisformel (nach IUPAC Empirische Formel,[1][2] nach der nicht mehr gültigen DIN-Norm 32641 Elementarformel, gelegentlich auch Substanzformel genannt) gibt die kleinstmöglichen Zahlenverhältnisse der Atome der beteiligten chemischen Elemente in einer chemischen Verbindung an. Die Verhältnisformel berücksichtigt nicht die chemische Struktur einer Verbindung und ist das Ergebnis einer quantitativen Elementaranalyse. Sie unterscheidet sich meist von der Molekül- oder Summenformel einer Verbindung, bei der die reellen Zahlen der Atome im Molekül angegeben werden.

Vergleich verschiedener Formelschreibweisen unterschiedlicher Abstraktionsgrade.
Strukturformeln Andere Darstellungsweisen
Elektronenformel Valenzstrichformel Keilstrichformel Skelettformel Konstitutionsformel Summenformel Verhältnisformel
Methan Methan Elektronenformel-Seite001.svg Methan Lewis.svg Methan Struktur-Seite001.svg existiert nicht CH4 CH4 CH4
Propan Propan Elektronenformel-Seite001.svg Propan Lewis.svg Propan Struktur-Seite001.svg Propan Skelett-Seite001.svg CH3–CH2–CH3 C3H8 C3H8
Essigsäure Essigsäure Elektronenformel-Seite001.svg Essigsäure Valenzstrichformel-Seite001.svg Essigsäure Struktur-Seite001.svg Essigsäure Skelett-Seite001.svg CH3–COOH C2H4O2 CH2O
Wasser Wasser Elektronenformel-Seite001.svg WasserValenz-Seite001.svg WasserKonstitution-Seite001.svg existiert nicht existiert nicht H2O H2O

Historische Bedeutung

Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein hatten Verhältnisformeln eine große Bedeutung, da sie experimentell oft einfacher oder zuverlässiger zu bestimmen waren als die Molekül- oder Summenformel. Die Verhältnisformel gab vielen Fällen den experimentellen Befund wieder, während die Molekülformeln bisweilen auf zusätzlichen Annahmen beruhten. Aufgrund der sehr genauen modernen Strukturbestimmungsmethoden, liegt gerade für große aber wohldefinierte Proben der Fall bisweilen umgekehrt. Bei Proteinen beispielsweise ist es sinnvoll, aus der Struktur die Molekülformel zu bestimmen, aus der die Verhältnisformel exakt abgeleitet werden kann. Dies ist oft genauer als durch eine einfache Elementaranalyse.

Die Aussagekraft einer Molekülformel ist viel höher. Insbesondere kann aus der Molekülformel leicht die Verhältnisformel abgeleitet werden, während dies umgekehrt nur mit Hilfe zusätzlicher Angaben möglich ist. Verhältnisformeln haben daher nur noch eine relativ geringe praktische Bedeutung für Moleküle. Für ionische Verbindungen ist dagegen oft nur die Angabe der Verhältnisformel sinnvoll.

Darstellung

Die Atome eines Elementes werden in der Verhältnisformel durch die im Periodensystem (PSE) angegebenen Symbole bezeichnet. Das jeweilige Verhältnis wird durch tiefgestellte Zahlen (Indices) gekennzeichnet, wobei eine 1 stets weggelassen wird.

Beispiel: Die Verbindung Kupfer(I)-sulfid wird durch die Verhältnisformel Cu2S angegeben. Sie enthält Kupfer- und Schwefelionen im Verhältnis 2:1.

Die Verhältnisformel unterscheidet sich in diesem Fall von der Summenformel (Molekülformel ), die die tatsächlichen Atomzahlen angibt. So hätte die Verbindung Phosphorpentoxid mit der Molekülformel P4O10 die Verhältnisformel P2O5. Essigsäure hat die Verhältnisformel CH2O, jedoch die Summenformel C2H4O2. Für Wasser ist die Verhältnisformel H2O gleich der Summenformel.

Bestimmung

Bei unbekannten chemischen Verbindungen werden die Verhältnisformeln mittels Elementaranalyse bestimmt. Die qualitative Elementaranalyse dient dabei der Ermittlung der vorhandenen Elemente (Nachweisreaktionen) und die quantitative Elementaranalyse der Bestimmung des Verhältnisses der Atomzahlen. Über die Bestimmung der molaren Masse lässt sich die Summenformel ermitteln.

Einzelnachweise

  1.  Eintrag: empirical formula. In: IUPAC Compendium of Chemical Terminology (the “Gold Book”). doi:10.1351/goldbook.E02063 (Version: 2.3.1).
  2. Wolfgang Liebscher, Nomenklatur der Anorganischen Chemie, John Wiley & Sons, 2009.

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