Aminoxide

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Allgemeine Struktur der Aminoxide. Die funktionelle Gruppe ist blau markiert. R1 bis R3 sind gleiche oder verschiedene Organyl-Reste.

Als Aminoxid, genauer Amin-N-oxid, wird eine chemische Verbindung bezeichnet, welche die funktionelle Gruppe R3N+–O – manchmal auch als R3N→O (früher auch, allerdings falsch, R3N=O) geschrieben – enthält. Aminoxide existieren als Derivate von tertiären aliphatischen Aminen und aromatischen Stickstoffverbindungen wie z. B. Pyridin.

Eigenschaften

Aminoxide sind sehr polare Verbindungen und daher häufig Feststoffe. Aminoxide mit kleiner molarer Masse sind sehr gut wasserlöslich und schlecht in unpolaren organischen Lösungsmitteln löslich.

Aminoxide sind schwache Basen mit einem pKa-Wert von etwa 4,5. Die korrespondierende Säure ist R3N+–OH

Aminoxide mit drei unterschiedlichen Alkylresten sind optisch aktiv, da im Gegensatz zu den zugrundeliegenden Aminen keine Inversion (Umkehrung der Konfiguration) möglich ist.

Vorkommen

Aminoxide finden sich als Osmolyt und als Oxidationsprodukte von tertiären Aminen in der Natur. So enthält z. B. Fleisch von Seefischen pro kg 40–120 mg Trimethylamin-N-oxid (TMAO), das nach dem Tod der Tiere bakteriell zu Trimethylamin abgebaut wird, welches den typischen unangenehmen Fischgeruch verursacht.[1]

Herstellung

Aminoxide werden durch Oxidation der entsprechenden Aminen durch Wasserstoffperoxid[2], Persäuren (wie meta-Chlorperbenzoesäure oder Peressigsäure) oder der Peroxomonoschwefelsäure hergestellt.[3]

Verwendung

Amin-N-oxide finden als Schutzgruppe für Amine, als Syntheseintermediat, als Oxidationsmittel (z. B. N-Methylmorpholin-N-oxid) oder der Modulation der Elektronenverteilung bei aromatischen stickstoffhaltigen Verbindungen in der elektrophilen Substitution seine Anwendung. Aminoxide mit einer lang- und zwei kurzkettigen Alkylgruppen, wie etwa N-Dodecyl-N,N-dimethylaminoxid C12H25(CH3)2NO werden als Tenside eingesetzt.[1]

Aminoxide können zur Titration von Kohlenstoff-Bor-Bindungen[4] und zur Aufarbeitung von Hydroborierungen und L-Selektrid-Reduktionen[5] verwendet werden.

Reaktionen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Römpp CD 2006, Georg Thieme Verlag 2006.
  2. N. Meyer, W. Wykypiel, D. Seebach: In Org. Synth. Collective Volume 6, 1988, 342-348.
  3. Shaker Youssif: In Recent trends in the chemistry of pyridine N-oxides 2001 Link.
  4. Christoph Elschenbroich: Organometallchemie. 5. Auflage, Teubner Wiesbaden 2005, ISBN 3-519-53501-7.
  5. K. Oesterreich, D Spitzner: In Short total synthesis of the spiro[4.5]decane sesquiterpene (-)-gleenol Tetrahedron 2002, 58, 4331-4334.
  6. J. Meisenheimer, Ber. 1919, 52, 1667.
  7. Michael B. Smith, Jerry March: In March's Advanced Organic Chemistry: Reactions, Mechanisms, and Structure Wiley-Interscience, 5th edition, 2001, ISBN 0-471-58589-0.
  8. D. Grierson: In Organic Reactions 1990, 39, 85-295.
  9. M. Polonovski, M. Polonovski, Bull. Soc. Chim. France 41, 1190 (1927).
  10. László Kürti, Barbara Czakó: Strategic Applications of Named Reactions in Organic Synthesis; Elsevier Academic Press, Burlington-San Diego-London 2005, 1. Edition; ISBN 0-12-369483-3.

Literatur

  • Hans Beyer und Wolfgang Walter: Lehrbuch der Organischen Chemie, 19. Auflage, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1981, ISBN 3-7776-0356-2.
  • Reinhard Brückner: Reaktionsmechanismen. 3. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, München 2004, ISBN 3-8274-1579-9.

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