1,2-Diaminocyclohexan

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Strukturformel
Strukturformeln von (R,R)-1,2-Diaminocyclohexan (oben links), (S,S)-1,2-Diaminocyclohexan (oben rechts) und meso-1,2-Diaminocyclohexan (unten)
Strukturformeln von (R,R)-1,2-Diaminocyclohexan (oben links), (S,S)-1,2-Diaminocyclohexan (oben rechts) und meso-1,2-Diaminocyclohexan
Allgemeines
Name 1,2-Diaminocyclohexan
Andere Namen
  • 1,2-Cyclohexandiamin
  • DACH
Summenformel C6H14N2
CAS-Nummer
  • 694-83-7 (Isomerengemisch)
  • 1121-22-8 (trans-Isomerengemisch)
  • 1436-59-5 (cis-Isomerengemisch)
  • 20439-47-8 ((1R,2R)-(−)-Enantiomer)
  • 21436-03-3 ((1S,2S)-(+)-Enantiomer)
Kurzbeschreibung

farblose Flüssigkeit mit aminartigem Geruch[1]

Eigenschaften
Molare Masse 114,19 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

0,95 g·cm−3[1]

Siedepunkt

183 °C[1]

Dampfdruck

11,5 hPa (70 °C)[1]

Löslichkeit

löslich in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
05 – Ätzend

Gefahr

H- und P-Sätze H: 314
P: 280-​305+351+338-​310 [2]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [3][1]
Ätzend
Ätzend
(C)
R- und S-Sätze R: 34-43
S: 26-36/37/39-45
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

1,2-Diaminocyclohexan ist eine chemische Verbindung. Sie besteht aus einem Cyclohexanring als Grundgerüst, an dem zwei Aminogruppen an benachbarten Kohlenstoffatomen gebunden sind und gehört somit zur Gruppe der Diamine.

Isomerie

1,2-Diaminocyclohexan enthält zwei stereogene Zentren, folglich gibt es drei Stereoisomere: (R,R)-1,2-Diaminocyclohexan und das dazu spiegelbildliche (S,S)-1,2-Diaminocyclohexan sowie meso-1,2-Diaminocyclohexan.

Darstellung

1,2-Diaminocyclohexan kann durch einen Curtius-Abbau von 1,2-Cyclohexandicarbonsäure hergestellt werden.[4] Wird die trans-1,2-Cyclohexandicarbonsäure als Edukt verwendet, sind die Aminogruppen im Produkt ebenfalls trans-ständig angeordnet. Ausgehend von cis-1,2-Cyclohexandicarbonsäure (meso-1,2-Cyclohexandicarbonsäure) erhält man analog cis-1,2-Diaminocyclohexan (meso-1,2-Diaminocyclohexan). Die Racematspaltung von trans-1,2-Diaminocyclohexan [1:1-Gemisch aus (R,R)-1,2-Diaminocyclohexan und (S,S)-1,2-Diaminocyclohexan] in seine Enantiomere lässt sich über diastereomere Salze durch die Behandlung mit enantiomerenreiner Weinsäure bewerkstelligen.[5]

Eigenschaften

Es handelt sich um eine farblose bei Raumtemperatur flüssige Verbindung, die bei 183 °C siedet. Der Drehwert der reinen Substanz bei 55 °C und einer Wellenlänge von 589 nm beträgt −36° (R,R-Enantiomer).[5]

Verwendung

Durch Kondensationsreaktionen mit α,β-Diketonen kann 1,2-Diaminocyclohexan zur Synthese von Pyrazinen benutzt werden. Unter Abspaltung von zwei Wassermolekülen werden so zunächst Diimine erhalten, die dann zu Pyrazinen oxidiert werden können.

Durch Kondensation mit aktivierten Carbonsäuren (Steglich-Veresterung) oder Carbonsäurechloriden können Amide hergestellt werden. Diese Reaktion wird beispielsweise zur Synthese des Trost-Liganden eingesetzt.[6]

Synthese des Trost-Liganden aus 2-Diphenylphosphinocarbonsäure, trans-1,2-Diaminocyclohexan, Dicyclohexylcarbodiimid und 4-Dimethylaminopyridin in Dichlormethan.


Des Weiteren kann 1,2-Diaminocyclohexan als Diaminoligand in Metallkomplexen eingesetzt werden. Hier tritt es als zweizähniger Chelatligand auf. So sind beispielsweise Oxaliplatinverbindungen, die als Zytostatika eingesetzt werden, Platinkomplexe des 1,2-Diaminocyclohexans.

Struktur eines Oxaliplatinkomplexes


Außerdem kondensiert 1,2-Diaminocyclohexan mit zwei Äquivalenten eines Salicylaldehyd-Derivats zu einem Salen-Derivat.[7] Diese vierzähnigen Chelatliganden bilden mit Cobalt(II) Komplexe, die als Sauerstofftransporter beispielsweise bei der Jacobsen-Epoxidierung Verwendung finden.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Datenblatt 1,2-Diaminocyclohexan bei Merck, abgerufen am 18. Januar 2011.
  2. 2,0 2,1 Datenblatt 1,2-Diaminocyclohexan bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 15. März 2011.
  3. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  4. Heinrich Otto Wieland, Otto Schlichting, Werner von Langsdorff: Hoppe-Seyler’s Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 161 (1926), S. 76, ISSN 0018-4888.
  5. 5,0 5,1 F. M. Jaeger, Lucas Bijkerk: Uber komplexe Salze des dreiwertigen Kobalts, Chroms und Rhodiums mit razemischen und optisch-aktiven trans-Cyclohexan-l,2-Diaminen. In: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie, Bd. 233 (1937), S. 97–139. ISSN 0044-2313, doi:10.1002/zaac.19372330202
  6. Bernhard Johannes Lüssem: Palladium-katalysierte enantioselektive Synthese allylischer Thiocarboxylate und Palladium-katalysierte Deracemisierung allylischer Carbonate. Dissertation, RWTH Aachen 2004.
  7. Konstantin P. Bryliakov, Evgenij P. Talsi: European Journal of Organic Chemistry, Jg. 11 (2008), S. 3369–3376, ISSN 1099-8690.

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