Korund
Korund | |
Chemische Formel |
Al2O3 |
Mineralklasse | Oxide und Hydroxide 4.CB.05 (8. Auflage: IV/C.04) nach Strunz 04.03.01.01 nach Dana |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | ditrigonal-skalenoedrisch 32/m |
Farbe | farblos, durch Verunreinigungen variabel |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 9 |
Dichte (g/cm3) | 3,9 bis 4,1 |
Glanz | Diamantglanz, Glasglanz, Seidenglanz |
Transparenz | durchsichtig bis undurchsichtig |
Bruch | muschelig, spröde, splitterig |
Spaltbarkeit | unvollkommen |
Habitus | lange, prismatische oder säulige Kristalle, grobkörnige Aggregate |
Zwillingsbildung | lamellar nach {1011} |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nω = 1,767 bis 1,772 ; nε = 1,759 bis 1,763[1] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,008 bis 0,009[1] ; einachsig negativ |
Optischer Achsenwinkel | 2V = gemessen: 58°[1] |
Weitere Eigenschaften | |
Schmelzpunkt | 2050 °C[2] |
Besondere Kennzeichen | seltene, aber starke Lumineszenz in dunkelrot, Doppellinie bei 692 nm durch die fast immer vorhandene Cr-Beimengung. |
Der Korund (aus dem Tamilischen kurundam குருந்தம் oder kuruvindam குருவிந்தம்) ist ein relativ häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der chemischen Zusammensetzung Al2O3.
Korund ist im trigonalen Kristallsystem kristallisiert und entwickelt meist lange, prismatische oder säulen- bis tonnenförmige Kristalle, aber auch körnige Aggregate, die je nach Verunreinigung verschiedene Farben aufweisen, aber auch farblos sein können. Gleiche Zusammensetzung und Kristallstruktur hat der Rubin (rot durch Spuren von Chrom) und der Saphir (verschiedene Farben, u. a. blau durch Eisen oder hellrot durch Titan).
Die größten bisher bekannten Korundkristalle erreichten eine Länge von etwa einem Meter und ein Gewicht von bis zu 150 Kilogramm.
Korund ist mit einer Mohshärte von 9 nach dem Diamant das zweithärteste Mineral und damit ein Referenzmineral auf der Mohs'schen Härteskala. Der sehr seltene Moissanit mit der Mohshärte 9,5 wird dabei üblicherweise außer acht gelassen. Der erst bei höheren Temperaturen härtere Mullit bleibt ebenfalls außer Betracht.
Bei 25°C betragen die Wärmeleitfähigkeit 41,9 W/(m·K) und die Wärmekapazität 754 J/(kg·K).[3] .
Modifikationen und Varietäten
Korund ist eine Modifikation von Aluminiumoxid (α-Al2O3).
Varietäten (farbliche Spielarten durch geringe metallische Beimengungen) sind:
- Leukosaphir – farblos
- Rubin – kräftig rot durch Chrom
- Saphir – blau, alle Farben außer rot; braun durch Eisen, grau, rosa, gelb, grün, violett
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Korund zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Oxide mit Metall : Sauerstoff = 2 : 3“, wo er zusammen mit Eskolait, Hämatit und Karelianit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet Korund in die erweiterte Klasse der „Oxide (Hydroxide, V[5,6] Vanadate, Arsenide, Antimonide, Bismuthide, Suldide, Selenide, Telluride, Jodide)“ und dort in die Abteilung der „Metall : Sauerstoff = 2 : 3, 3:5 und vergleichbare“ ein. Diese Abteilung ist weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Korundgruppe“ mit der System-Nr. 4.CB.05 und den weiteren Mitgliedern Brizziit, Ecandrewsit, Eskolait, Geikielit, Hämatit, Ilmenit, Karelianit, Melanostibit und Pyrophanit sowie den noch nicht von der IMA bestätigten Minerale Auroantimonat und Romanit bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Korund in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Hämatit Namensgeber der „Korund-Hämatit-Gruppe“ mit der System-Nr. 04.03.01 und den weiteren Mitgliedern Eskolait, Karelianit und Tistarit innerhalb der Unterabteilung „Einfache Oxide mit einer Kationenladung von 3+ (A2O3)“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Korund tritt meist mit Spinell und Magnetit, aber auch mit vielen anderen Mineralen vergesellschaftet in einer massiven, schwarz gekörnten Form auf, daneben auch als säuliger oder tonnenförmiger Kristall. Man findet ihn hauptsächlich in natriumreichen magmatischen Gesteinen wie z. B. Granit oder Pegmatiten, daneben auch in metamorphen Gesteinen wie Gneis oder Marmor. Schließlich kommt er auch als sehr verwitterungsbeständige Substanz in Edelsteinseifen aus Flusssedimenten vor, insbesondere in Burma und Sri Lanka.
Weltweit konnten Korund und seine Varietäten bisher (Stand: 2011) an rund 1500 Fundorten nachgewiesen werden.[1] Bekannt durch ihre außergewöhnlichen Korundfunde wurden unter anderem Letaba in Südafrika, wo ein 61 x 30 cm großer und ca. 160 kg schwerer Kristall zutage trat und Bancroft in der kanadischen Provinz Ontario mit einem Kristallfund von rund 30 kg Gewicht.
In Deutschland fand sich Korund unter anderem im Schwarzwald und am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg; im Bayerischen und Oberpfälzer Wald in Bayern; bei Frankfurt-Heddernheim in Hessen; bei Bad Harzburg in Niedersachsen; an mehreren Orten im nordrhein-westfälischen Siebengebirge; an vielen Fundpunkten in der Eifel in Rheinland-Pfalz; bei Waldheim, Hinterhermsdorf, Schneeberg, am Ochsenkopf bei Jägerhaus und in der Oberlausitz in Sachsen sowie bei Barmstedt und Schleswig in Schleswig-Holstein.
In Österreich findet man das Mineral in Kärnten, Niederösterreich und in der Steiermark sowie am Nasenkopf im Habachtal in Salzburg. In der Schweiz kommt Korund in der Zentralmoräne des Aargletschers im Kanton Bern, in der Gemeinde Roveredo (Kanton Graubünden) und im Kanton Tessin vor.
Weitere Fundorte sind Afghanistan, die Antarktis, Argentinien, Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Indien, Indonesien, Irland, Israel, Italien, Japan, Kambodscha, Kanada, Kasachstan, Kenia, Kirgisistan, Kolumbien, Demokratische Republik Kongo, Nord- und Südkorea, Laos, Madagaskar, Malawi, Mazedonien, Mexiko, Mongolei, Mosambik, Myanmar, Namibia, Nepal, Neuseeland, Norwegen, Pakistan, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Simbabwe, Slowakei, Somaliland, Sri Lanka, Südafrika, Suriname, Swasiland, Tadschikistan, Tansania, Thailand, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Uruguay, den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Vereinigten Königreich (Großbritannien), den Vereinigten Staaten (USA) und in Vietnam.
Im Staub des Kometen Wild 2 konnte Korund nachgewiesen werden.[4]
Synthetische Herstellung
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts werden Korunde synthetisch produziert. Im Jahre 1888 gelang es dem Franzosen Auguste Verneuil (1856–1913) erstmals, mittels des sogenannten „Schmelz-Tropf-Verfahrens“ aus Aluminiumoxid und gezielt ausgewählten Zusatzstoffen künstliche Rubine herzustellen. Dieses Verfahren wurde später ihm zu Ehren als Verneuil-Synthese bzw. Verneuil-Verfahren bezeichnet.
Die erstmalige Herstellung von Elektrokorund erfolgte 1894 durch den deutschen Chemiker Ernst Moyat[5]. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg erhielt Ernst Moyat das Reichspatent für die Herstellung künstlichen Korundes (Normalkorund), der aus dem Rohstoff Bauxit in einem Lichtbogenofen (Elektroschmelze – ca. 2120 °C) reduziert wurde. Beimengungen zur Reduzierung der unerwünschten Begleitstoffe waren Eisenspäne und Koks. Das Resultat war ein brauner Korund (96 % Al2O3), am Boden setzte sich Ferrosilicium (FeSi) ab. Zusammensetzung: ± 15 % Si, 5 % Al2O3, 3 % TiO2, 75 % Fe, Spez.Gew. 6,9 g/cm³, Farbe Silbergrau.
In der Folge wurden sog. Edelkorunde entwickelt, auch Edelkorund weiß genannt. Rohstoff war kalzinierte Tonerde, das Resultat aus der Aufspaltung von Bauxit in Tonerde und Rotschlamm im Bayer-Verfahren. Diese wurde im Elektro-Lichtbogenofen zu Edelkorund weiß erschmolzen (99,7 % Al2O3). Durch gezielte Beimengung von Chrom(III)-oxid (0,2 %) entstand Edelkorund rosa und mit einem Anteil von 2 % so genannter Rubinkorund, der allerdings nicht zu Schmucksteinen verarbeitet werden kann.
Heute werden zur industriellen Herstellung von Korunden vor allem die hydrothermale Kristallzüchtung oder das Czochralski-Verfahren eingesetzt.
Bemerkenswert ist auch, dass diese Korunde durch den Einfluss von Säuren oder Basen, abgesehen von einer Schmelze von NaOH, nicht mehr veränderbar sind; sie können lediglich bei einer Temperatur von etwa 2.050 °C wieder verflüssigt werden.
Kristallstruktur
Korund kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3c (Raumgruppen-Nr. 167) mit den Gitterparametern a = 4,75 Å und c = 12,98 Å sowie sechs Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]
In der Korund-Struktur bilden die Sauerstoffatome eine leicht verzerrte hexagonal dichteste Kugelpackung, in der zwei Drittel der Oktaederlücken mit Aluminium besetzt sind.[7]
Verwendung
In der Technik
Die massive Form des Korunds wird industriell und im Werkzeugbereich wegen ihrer großen Härte als Schleifmittel (Schleifpapier, Trennscheiben usw.) eingesetzt. Korund wird auch als Strahlmedium zum Sandstrahlen benutzt, da normaler Sand die Lungenkrankheit Silikose hervorrufen kann. Außerdem findet Korund auch Verwendung als Zuschlagsstoff für Hartbetone und zu Keramikfliesen, um deren Rutschfestigkeit zu gewährleisten. Als Alumina (kalzinierte Tonerde) findet sich Korund zudem in Technischer Keramik als Elektronik-Substrat (Dickschichttechnik), hochrein als Material für Brennerrohre von Hochdruck-Gasentladungslampen oder als Zuschlagstoff für harte, abrieb- und korrosionsfeste Keramik, z. B. als rutschfeste Decksbeschichtung von Fregatten der Bundesmarine.
Durch seine Härte und Abriebfestigkeit ist Korund auch gut als Lager in Uhren geeignet.
Auch als Abtastnadel-Material in Tonabnehmern von Plattenspielern wird oft statt Diamant Korund verwendet, was zur umgangssprachlichen Bezeichnung „Saphir“ für die Abtastnadel führte.
Der Titan:Saphir-Laser besitzt als aktives Medium einen Titan-dotierten Korundkristall. Der nur historisch interessante Rubinlaser besitzt einen Chrom-dotierten Korundkristall (Rubin).
Blaue Leuchtdioden bestehen oft aus Galliumnitrid, das epitaktisch auf synthetischem Korund abgeschieden wurde.
Als Schmuckstein
Durch Verunreinigungen entstehen aus dem eigentlich farblosen Aluminiumoxid eine ganze Reihe bekannter Schmuck- bzw. Edelsteine. Die roten Steine enthalten Chromionen und werden traditionell Rubine genannt, alle anderen werden im weiteren Sinne als Saphire bezeichnet, im engeren Sinne bezieht sich dieser Name aber nur auf die blauen Varianten, deren Farben durch Beimengungen von Eisen-, Titan- und Vanadiumionen entstehen.
Ein besonderer Effekt, der sich manchmal im Korund zeigt, ist der so genannte Asterismus, ein sechsstrahliger Stern aus hellem Licht, der je nach Blickwinkel durch Reflexion an mikroskopischen Rutil-Nadeln entsteht. Um ihn besonders prägnant herauszuarbeiten, wird für diese Korunde häufig die kugel- bis eiförmige Schliffform des Cabochons (Mugelschliff) gewählt. Weitere Effekte durch Rutil-Nadeln können Seidenglanz (bei geringer Einlagerung) oder Chatoyance (Katzenaugeneffekt, bei paralleler Einlagerung) sein.
Als Schutzglas
Reiner Korund wird als Saphirglas bei Uhren (Uhrglas oder Rückwand) und selten als Displayabdeckung bei Digitalkameras (vgl. Leica M8) eingesetzt.
Siehe auch
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0
- Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3 (S. 98 - Korundgruppe; S. 269 – Synthetische Herstellung von Edel- und Schmucksteinen)
Weblinks
- Mineralienatlas:Korund (Wiki)
- Edelstein-Knigge – Korund
- Webmineral - Corundum (engl.)
- MinDat – Corundum (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Mindat – Corundum (englisch)
- ↑ Datenblatt Korund bei Merck, abgerufen am 19. Januar 2011.
- ↑ http://www.oskar-moser.de/index.php?id=99&lang=de Fa. Osar Moser: Eigenschaften des synthetischen Saphirs
- ↑ Mindat – Localities for Corundum
- ↑ Dieko H. Bruins: Werkzeuge und Werkzeugmaschinen für die spanende Metallbearbeitung, Band 1, Carl Hanser Verlag München, 1968, S. 236
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 193.
- ↑ Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 52–53.