Kanoit

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Kanoit
Chemische Formel

Mn2+MgSi2O6

Mineralklasse Silicate und Germanate
09.DA.10 (8. Auflage: VIII/F.01) nach Strunz
65.01.01.03 nach Dana
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin monoklin-prismatisch 2/m[1]
Farbe hell rosa braun[1]
Strichfarbe weiß
Mohshärte 6
Dichte (g/cm3) 3,66[1]
Glanz Glasglanz
Transparenz durchscheinend bis transparent
Bruch
Spaltbarkeit perfekt nach {110}
Habitus leistenförmig, körnig
Zwillingsbildung polysomatisch nach {100}[1]
Kristalloptik
Brechungsindex 1,715 bis 1,728[1]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
0,013 ; zweiachsig positiv[1]
Weitere Eigenschaften
Phasenumwandlungen bei ca. 400 °C in ebenfalls monokline Hochtemperaturform[2]

Kanoit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Mn2+1−x,Mgx)MgSi2O6, mit 0,5 > x ≥ 0.

Die meist nur wenige Millimeter großen Kristalle sind prismatisch oder unregelmäßig körnig. Kanoit ist leicht rosa braun durchsichtig bis durchscheinend und besitzt Glasglanz. Die Dichte beträgt 3,66 g/cm3, die Mohshärte liegt bei 6.[1]

Etymologie und Geschichte

Entdeckt wurde Kanoite in manganreichen Lagen hornblendefazieller Sedimente und basischer Vulkanite auf der Oshima Halbinsel, Hokkaidō, Japan. Dort findet sich Kanoit zusammen mit manganreichen Cummingtonit, Spessartin und Relikten von Pyroxmangit, die im Zuge der Metamorphose durch Kanoit ersetzt worden sind.

Beschrieben wurde Kanoit 1977 von Hideo Kobayashi. Er benannte das neue Mineral nach dem Professor für Petrologie der Akita Universität, Dr. Hiroshi Kano, in Anerkennung seiner Arbeiten zu den metamorphen Gesteinen Japans.[1]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Kanoit zur Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Aegirin, Augit, Diopsid, Esseneit, Jadeit, Jervisit, Johannsenit, Hedenbergit, Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Kosmochlor, Namansilit, Natalyit, Omphacit, Petedunnit, Pigeonit und Spodumen die Untergruppe der „Klinopyroxene“ mit der System-Nr. VIII/F.01 innerhalb der Pyroxengruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kanoit ebenfalls in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Einfachketten Si2O6; Pyroxen-Familie“ zu finden ist, wo es zusammen mit Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Halagurit und Pigeonit die Gruppe der „Mg,Fe,Mn-Klinopyroxene, Klinoenstatitgruppe“ mit der System-Nr. 9.DA.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kanoit in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Klinoenstatit, Klinoferrosilit und Pigeonit in der Gruppe der „P2/c Klinopyroxene“ mit der System-Nr. 65.01.01 innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=2“ zu finden.

Modifikationen und Varietäten

Die Verbindung MnMgSi2O6 ist polymorph und Kanoit ist die monokline Tieftemperaturmodifikation.[3][2] Eine weitere bekannte Modifikation ist das othorhombische Orthopyroxen Donpeacorit.

Bildung und Fundorte

Kanoit bildet sich vorwiegend bei der Metamorphose manganreicher kalkhaltiger Sedimente bei Bedingungen der Granulith-Fazies. In solchen Gesteinen tritt Kanoit zusammen mit manganreichen Cummingtonit, Spessartin und Pyroxmangit auf.[1]

Die Typlokalität ist die Küste in der Nähe von Tatehira auf der Oshima Halbinsel, Hokkaidō, Japan. Weitere Fundstellen sind die Shimozuru Mine in Kyūshū, Japan, der Semail Ophiolite in Bulaydah im Khawr Fakkan Massiv, Oman, die Balmat-Edwards Zink Region in Balmat im New York, USA und die Blei-Zink- Lagerstätte von Broken Hill in New South Wales, Australien.[4]

Darüber hinaus findet man Kanoit in einigen Meteoriten.[5]

Kristallstruktur

Kristallographische Daten[1]
Kristallsystem monoklin
Raumgruppe P21/c
Gitterparameter
a = 9,739 Å
b = 8,939 Å
c = 5,260 Å
β=108,56°
Zahl (Z) der Formeleinheiten Z = 4

Kanoit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c mit der Struktur von Klinopyroxen.

Die Verteilung von Mangan auf die beiden Oktaederpositionen ist geordnet. Fast das gesamte Mn findet sich auf der stärker verzerrten M2-Position.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 Kobayashi 1977
  2. 2,0 2,1 Arlt et al. 2000
  3. Arlt et al. 1998
  4. bei mindat.org
  5. Rubin 1997
  6. Gordon et al. 1981

Literatur

  • H. Kobayashi: Kanoite, (Mn2+,Mg)2[Si2O6], a new clinopyroxene in the metamorphic rock from Tatehira, Oshima Peninsula, Hokkaido, Japan In: Journal of the Geological Society of Japan 1977, 93, S. 537–542 (PDF (668 kB)).
  • W. A. Gordon, D. R. Peacor, P. E. Brown, E. J. Essene: Exsolution relationships in a clinopyroxene of average composition Ca0.43Mn0.69Mg0.82Si2O6: X-ray diffraction and analytical electron microscopy. In: American Mineralogist 1981, 66, S. 127–141 (PDF (1.6 MB)).
  • J.W. Anthony, R.A. Bideaux, K.W. Bladh, M.C. Nichols: Handbook of Mineralogy: Kanoite. American Mineralogical Society, 2001 (PDF (72 kB)).
  • A. E. Rubin: Mineralogy of meteorite groups: An Update. In: Meteoritic & Planetary Science 1997, 32, S. 733–734 (PDF (212 kB)).
  • T. Arlt, R. J. Angel, R. Miletich, T. Armbruster, T. Peters: High-pressure P21/c-C2/c phase transitions in clinopyroxenes: Influence of cation size and electronic structure. In: American Mineralogist 1998, 83, S. 1176–1181 (PDF (785 kB))
  • T. Arlt, M. Kunz, J. Stolz, T. Armbruster; R. J. Angel: P-T-X data on P21/c-clinopyroxenes and their displacive phase transitions. In: Contributions to Mineralogy and Petrology 2000, 138, S. 35–45 (PDF (204 kB))

Weblinks

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