Hoffmann-La Roche

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F. Hoffmann-La Roche AG
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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN CH0012032113
Gründung 1896
Sitz Basel, Schweiz
Leitung Severin Schwan
(CEO)
Franz B. Humer
(Verwaltungsrat)
Mitarbeiter 80'130 (2011)
Umsatz 42,5 Mrd. CHF (2011)
Produkte Pharma, Diagnostik
Website www.roche.com

Die F. Hoffmann-La Roche AG[1] ist ein weltweit tätiges Pharmaunternehmen sowie Hersteller von Reagenzien und Geräten zur medizinischen Untersuchung mit Hauptsitz in Basel. Aktuell forscht Roche besonders auf den Gebieten Onkologie, Virologie und Transplantationsmedizin.

Daten des Unternehmens

Roche beschäftigt weltweit über 80'130 Mitarbeiter, davon rund 10'000 in der Schweiz[2] und mehr als 13'000 in Deutschland. Der Konzern erwirtschaftete 2010 einen Umsatz von 47.473 Mrd. CHF und einen Reingewinn von 8.891 Mrd. CHF.

Roche plant, bis 2011 seinen Stammsitz in Basel für 550 Mio. CHF auszubauen. Abgesagt wurde der Bau des höchsten Gebäudes in der Schweiz, dem Bau 1, dessen Form an die Doppelhelix der Desoxyribonukleinsäure (DNA) erinnern sollte. Stattdessen wurde im Dezember 2009 der neue Bau 1 vorgestellt. Das neue Hochhaus wird mit 175 Metern das höchste Gebäude der Schweiz sein und den Doppelhelix-Entwurf um 21 Meter übertreffen.[3]

Geschichte

Die Firma F. Hoffmann-La Roche wurde 1896 von Fritz Hoffmann-La Roche in Basel gegründet. Das erste Produkt war Aiodin, ein Schilddrüsen-Präparat. 1898 wurde das Hustenmittel Sirolin, das den eigenentwickelten Wirkstoff Thiocol enthielt, eingeführt. Es wurde über 60 Jahre lang vertrieben. Erfolgreich war auch ein 1904 auf den Markt gebrachtes standardisiertes Herzglykosid-Präparat. 1919 wurde Roche in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Meilensteine
1896 Firmengründung
1930er Vitamine
1952 Tuberkulose-Medikament
1960 Benzodiazepine (Diazepam)
1973 Parkinson-Krankheit-Medikament
1976 Sevesounglück
ab 1980 Gentechnik
1994 Erwerb von Syntec, Ausbau USA-Aktivitäten
1995 Arzneimittel gegen HIV und Krebs
1997 Übernahme von Boehringer Mannheim
2000 Oseltamivir (Tamiflu, EU-Zulassung 2002)
ab 2000 Fokussierung auf Bereiche Pharma und Diagnostik
2003 mit Roche Diabetes care Marktführer bei Diabetes
2004 Avastin und Tarceva zur Krebstherapie
2009 Übernahme Genentech, Schwerpunkt Biotechnologie
2010 Zulassung von Actemra für Rheumatoider Arthritis

In den 1930er Jahren wurde Roche im Bereich der Vitamine aktiv. Besonders durch die synthetische Herstellung grosser Mengen von Vitamin C erreichte die Firma die Marktführerschaft auf diesem Gebiet. 1952 gelang mit dem Isoniazid Rimifon, einem Mittel gegen Tuberkulose, der Einstieg in die Chemotherapeutika-Sparte.

Leo Sternbach, der seit 1941 in den USA für Roche forschte, entdeckte 1957 die beruhigende Wirkung der Benzodiazepine. Valium mit dem Wirkstoff Diazepam wurde für viele Jahre das meistverkaufte Medikament der Welt. Neben Pharmaforschung und -produktion betätigte sich Roche ab 1968 auch als Hersteller von diagnostischen Produkten. 1971 wurde das Institut für Immunologie Basel eröffnet.

Nachdem Dopamin-Mangel als Ursache der Parkinson-Krankheit identifiziert worden war, brachte Roche 1973 das erste Dopamin-Präparat, Madopar (Levodopa), auf den Markt.

1976 ereignete sich in einer zum Roche-Konzern gehörenden italienischen Tochterfirma das Sevesounglück, bei dem durch freigesetzte Dioxine über 200 Menschen verletzt wurden und es zu einer nachhaltigen Schädigung der Umwelt kam.

Ab 1980 arbeitete Roche mit dem amerikanischen Biotech-Unternehmen Genentech zusammen. Damit begann die Ära der Interferone und weiterer gentechnisch hergestellter Substanzen.

Im Dezember 1995 erfolgte die Zulassung in den USA für das erste neu entwickelte AIDS-Medikament. Der HIV-Proteaseinhibitor Saquinavir (Invirase) wird heute noch im Rahmen der hochaktiven antiretroviralen Therapie eingesetzt.

1997 wurde die Boehringer Mannheim übernommen. Deren Pharmasparte wurde in diejenige von Roche integriert, während die Diagnostikasparten beider Firmen zur Roche Diagnostics zusammengelegt wurden. Diese wurde nach der Jahrtausendwende durch den Zukauf der Medizintechnik-Abteilung der AVL List sowie des Insulinpumpen-Herstellers Disetronic erweitert. 2002 wurde die Sparte Vitamine und Feinchemikalien an den niederländischen Chemiekonzern Koninklijke DSM verkauft. 2005 wurde das gesamte Geschäft mit OTC-Arzneimitteln − also der Medikamenten, die in Apotheken ohne Rezept frei verkäuflich sind − an die Firma Bayer AG veräussert.

Im Januar 2008 wurde die auf Gewebediagnostik spezialisierte US-amerikanische Firma Ventana übernommen, um die Sparte Tissue Diagnostics zu stärken.

Im Jahr 1990 erwarb Roche einen kontrollierenden Anteil an dem kalifornischen Biotechunternehmen Genentech, welches zwischenzeitig als eigenständiges Unternehmen an der New York Stock Exchange gelistet war. Im März 2009 erwarb Roche die verbleibenden Anteile an Genentech.[4]

Struktur

Divisionen

Der Konzern ist in die beiden Divisionen Pharmaceuticals und Diagnostics aufgeteilt. Verwaltungsratspräsident ist Franz B. Humer, Vorsitzender der Konzernleitung ist seit Anfang März 2008 Severin Schwan, Chief Operating Officer (COO) der Division Pharmaceuticals ist seit September 2012 Daniel O’Day, COO der Division Diagnostics ist, ebenfalls seit September 2012, Roland Diggelmann.

Die Division Pharma ist weltweit führend in der Onkologie. Andere Therapiegebiete umfassen Anämie, Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen, Erkrankungen des Zentralnervensystems, Transplantationen und Virusinfektionen. Roche hält eine Mehrheitsbeteiligung bei dem japanischen Pharmaunternehmen Chūgai Seiyaku. Weitere Schwerpunkte sind die Infektiologie sowie die Rheumatologie

Die Division Diagnostics ist weltweit führend in der In-vitro-Diagnostik. Sie hat ihren Hauptsitz in Rotkreuz (Kanton Zug) und besitzt weitere Standorte in Mannheim, Penzberg (Bayern), Graz (Steiermark) sowie Indianapolis (Indiana, USA) und Pleasanton (Kalifornien, USA). Die Division ist aufgeteilt in die Bereiche Applied Science, Molecular Diagnostics, Professional Diagnostics, Tissue Diagnostics und Diabetes Care.

Roche Deutschland

Die Roche Deutschland Holding GmbH hat ihren Sitz in Grenzach-Wyhlen, Baden-Württemberg, und ist mit mehr als 13'000 Mitarbeitern sowie einem Umsatz von 4,062 Mrd. Euro eine der wichtigsten Ländergesellschaften von Roche. Sie umfasst die Tochtergesellschaften Roche Pharma AG (bis Sommer 2006 Hoffmann-La Roche AG) in Grenzach-Wyhlen, die Roche Diagnostics GmbH an den Standorten Mannheim und Penzberg sowie die Roche PVT GmbH in Waiblingen und Remseck-Aldingen. Die bedeutendste Vergrösserung erfolgte 1997, als das Konkurrenzunternehmen Boehringer Mannheim übernommen und eingegliedert wurde. Dessen ehemalige Sparte Diagnostika wurde wesentlicher Bestandteil der Roche Diagnostics GmbH.

Die Roche Diagnostics GmbH war Top-Arbeitgeber 2006 in Deutschland in der Gesamtwertung sowie in der Kategorie Vergütung.

Kapitalstruktur

Das Grundkapital von Roche setzt sich aus 160 Millionen Inhaberaktien und aus knapp 703 Millionen nicht stimmberechtigten Genussscheinen zusammen.[5] Beide Titel sind an der SWX Swiss Exchange kotiert, allerdings befindet sich die Mehrheit der Inhaberaktien in festen Händen.

Roche schüttet ihren Aktionären seit mehreren Jahren eine kontinuierlich steigende Dividende aus. Auch im Jahr 2009 hat Roche – trotz schlechterem Geschäftsjahr – die Dividende auf 5 CHF (Vorjahr: 4,60 CHF) erhöht.

Grösster Aktionär ist der Roche-Aktionärspool der Gründerfamilien und neu die gemeinnützige Stiftung Wolf mit einem Anteil von 45.01 Prozent. Nach dem Ausscheiden von Maja Oeri verliert der Pool bestehend aus Vera Michalski-Hoffmann, Maja Hoffmann, André Hoffmann, Andreas Oeri, Sabine Duschmalé-Oeri, Catherine Oeri, Jörg Duschmalé und Lukas Duschmalé damit seinen bisherigen Mehrheitsanteil von 50.01 Prozent.[6]

Die Familien Hoffmann und Oeri gelten mit einem geschätzten Vermögen von 18 bis 19 Mrd. CHF als die Zweitreichsten der Schweiz. [7]

Zweitgrösster Aktionär von Roche ist mit einem Anteil von 33.33 Prozent der Schweizer Pharmakonzern Novartis. [8]

Produkte

Hoffmann-La Roche ist im Wesentlichen in drei Produktkategorien vertreten:

Medikamente

Bedingt durch die Präsenz in den Medien zählt Tamiflu® zu den bekanntesten Medikamenten des Herstellers. Im Weiteren ist Hoffmann-La Roche sehr stark auf dem Gebiet der Krebsmedikamente sowie der Medikamente gegen Virus- und Stoffwechselerkrankungen vertreten.[9]

(Auswahl, alphabetisch)

Handelsname Generischer Name Indikation Anwendung Zulassungsjahr
Avastin® Bevacizumab Kolorektales Karzinom/Brustkrebs/Bronchialkarzinom/Nierenkrebs/Hirntumor intravenös 2005/2007
Bonviva® Ibandronsäure Menopause 2004
Fuzeon® Enfuvirtid AIDS 2003
Herceptin® Trastuzumab Brustkrebs/Magenkarzinom intravenös 1998
MabThera® Rituximab Malignes Lymphom/rheumatoide Arthritis intravenös 2006
Pegasys® Peginterferon α-2a Hepatitis C/Hepatitis B intramuskulär 2002
RoActemra® Tocilizumab Rheumatoide Arthritis peroral 2009
Tamiflu® Oseltamivir Influenza peroral 2000
Tarceva® Erlotinib Bronchialkarzinom/Pankreastumor peroral 2005/2007
Valcyte® Valganciclovir Retinitis bei AIDS-Patienten peroral 2002
Xeloda® Capecitabin Kolorektales Karzinom peroral 2001
Zelboraf® Vemurafenib Hautkrebs peroral 2012

Diagnostika

Die Diagnostika umfassen eine breite Palette an Instrumenten und Tests zur Diagnose von Erkrankungen. Hier eine Auswahl bekannter Produkte [10]:

  • Accu-Chek Produktfamilie – Diagnostik bei Diabetes

Forschungs-Produkte

Die Geräte der Roche Applied Science werden hauptsächlich auf den Gebieten der Genomik und Proteomik genutzt.[11]

Kritik

Vitamin-Kartell

Roche musste 2001 eine von der EU-Kommission verhängte Strafzahlung in Höhe von 462 Mio. Euro für verbotene Preisabsprachen im Zusammenhang mit Vitaminpräparaten leisten.[12] Darüber hinaus wird Roche vorgeworfen, bereits in den Jahrzehnten zuvor in illegale Preisabsprachen verwickelt gewesen zu sein.[13]

Bestechungsvorwürfe

2008 erhob die irakische Regierung schwere Vorwürfe gegen ausländische Unternehmen, darunter Roche, denen zufolge dem Irak zu Zeiten der Diktatur unter Saddam Hussein milliardenschwere Schäden durch Bestechung entstanden seien.[14]

Finanzielle Zuwendungen an Ärzte

In dem Buch „Korrupte Medizin – Ärzte als Komplizen der Konzerne“[15] erhebt der Journalist Hans Weiss Vorwürfe gegen zahlreiche Pharmaunternehmen, darunter Roche, in Bezug auf finanzielle Zuwendungen an Ärzte mit dem Ziel, die Verschreibungspraxis zu beeinflussen.

Vertrieb von Cell Cept in China

Roche bekam im Jahr 2010 den Negativpreis Public Eye Award in den Kategorien „Swiss“ und „People“ (Internetwahl) für den Vertrieb des Immunsuppressivums CellCept, das die Abstossung von transplantierten Organen verhindert. Das Medikament wird auch in China vertrieben, bei Roche wusste man jedoch angeblich nichts über die Herkunft transplantierter Organe in China. Ende 2008 hatte der chinesische Vize-Gesundheitsminister zugegeben, dass 90 % der Organe von Exekutierten stammen, denen die Organe nach Vollstreckung der Todesurteile entnommen werden, ohne dass die Häftlinge zu Lebzeiten zugestimmt haben.[16]

Zweifel an Richtigkeit der Tamiflu-Studien

Das Cochrane-Institut hat inzwischen starke Zweifel an den Studien angemeldet, die dazu führten, dass Tamiflu von der WHO gegen Vogelgrippe empfohlen wurde, was Roche Milliarden gebracht hat. Laut dem Artikel in der ZEIT vom 25. Januar 2012 [17] waren die Autoren bei Roche angestellt oder als Berater beschäftigt, und 8 von 10 referenzierten Studien wurden nie veröffentlicht. Unabhängige Studien fanden keine Belege für die Aussagen.

Literatur

  • Hans C. Peyer, Paul Sacher (Hrsg.): Roche – Geschichte eines Unternehmens 1896–1996. Basel 1996. ISBN 3-907770-68-4

Weblinks

 Commons: Roche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

Einzelnachweise


47.5586111111117.6075Koordinaten:

47° 33′ 31″ N, 7° 36′ 27″ O; CH1903: 612711 / 267558

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