Topas
Topas | |
Topas auf Quarz aus Groot Spitzkopje, Swakopmund, Erongo, Namibia (Größe: 4,6 x 4,5 x 3,1 cm) | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
Al2[6][(F,OH)2|SiO4][1] |
Mineralklasse | Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen (Neso-Subsilikate). 9.AF.35 (8. Auflage: VIII/B.02) nach Strunz 52.03.01.01 nach Dana |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | orthorhombisch-dipyramidal 2/m 2/m 2/m |
Farbe | variabel, oft gelbbraun, blau, violett, rot, farblos |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 8 |
Dichte (g/cm3) | 3,5 bis 3,6 |
Glanz | Glasglanz |
Transparenz | durchsichtig, durchscheinend |
Bruch | muschelig, uneben |
Spaltbarkeit | vollkommen nach (001) |
Habitus | prismatische, vertikal gestreifte Kristalle |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,606 bis 1,629 ; nβ = 1,609 bis 1,631 ; nγ = 1,616 bis 1,638[2] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,010[2] ; zweiachsig positiv |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 48° bis 68° (gemessen), 58° bis 68° (berechnet)[2] |
Pleochroismus | schwach: X= Gelb; Y= Gelb, Violett, Rötlich; Z= Violett, Bläulich, Gelb, Rosa[2] |
Das Mineral Topas, auch unter den irreführenden Handelsnamen Finder’s Diamant, Killiecrankie Diamant, Mogok-Diamant, Sächsischer Diamant und Sklaven-Diamant[3] bekannt, ist ein häufig vorkommendes Inselsilikat mit der chemischen Zusammensetzung Al2[6][(F,OH)2|SiO4][1]. Die in den runden Klammern angegebenen Fluor- (F) und Hydroxidionen (OH) können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Ein F-freies OH-Analogon ist als synthetische Verbindung bekannt[4].
Topas kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt meist gut ausgebildete und teilweise sehr flächenreiche Kristalle mit kurz- bis langprismatischem oder säuligem Habitus und glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. In reiner Form ist er farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelbe, rosarote bis braunrote, violette, hellblaue und hellgrüne Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Mit einer Mohshärte von 8 gehört Topas zu den harten Mineralen und dient als Bezugsgröße auf der bis 10 (Diamant) reichenden Skala nach Friedrich Mohs. Ähnlich wie Diamant ist er aber allerdings auch spröde und nach der Basis-Fläche (001) sehr leicht mit vollkommen glatten Bruchflächen zu spalten, was sich oft bereits durch Spaltrisse im Stein andeutet. Irregulär zerbrochene Topase weisen unebene bis schwach muschelförmige Bruchflächen auf.
Besondere Eigenschaften
Topas gehört zu den Mineralen, die in der Lage sind, sehr große und massereiche Kristalle auszubilden. Die größten bekannten Kristalle erreichten eine Länge von über einem Meter[5] und ein Gewicht von bis zu 2,5 Tonnen[6].
Vor dem Lötrohr ist Topas unschmelzbar. Wird Topas auf über 1350 °C erhitzt, entweicht Fluor in Form von SiF4 und geht in Sillimanit und Korund über. Zusammen mit Phosphorsalz erhitzt, entweicht Fluorwasserstoff (HF).[7]
Von reiner, konzentrierter Schwefelsäure wird Topas oberflächlich angegriffen, darin eingelegt wird er zersetzt. Verdünnte Schwefelsäure schädigt Topas dagegen nicht.[8]
Etymologie und Geschichte
Nach Angaben des römischen Naturforschers Plinius des Älteren stammt der Name Topas von der Insel Topazos (vermutlich St. Johannes-Insel) ab, die im Roten Meer gelegen ist. Tatsächlich wurde aber dort kein Topas, sondern Olivin, abgebaut, das lange mit Topas verwechselt wurde. Eine andere Erklärung führt den Namen auf das Sanskrit-Wort tapas zurück, das „Feuer“ oder „Leuchten“ bedeutet.
Im Jahre 1740 wurde ein Topas, der so genannte Braganza-Diamant, im Glauben, es handele sich um einen echten Diamanten, in die portugiesische Krone eingesetzt.
Klassifikation
Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Topas zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen (Neso-Subsilikate)“, wo er zusammen mit Andalusit, Kanonait, Kyanit, Mullit, Sillimanit und Yoderit die unbenannte Gruppe VIII/B.02 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Topas ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Inselsilikate mit zusätzlichem Anionen; Kationen in [4]er, [5]er und/oder nur [6]er-Koordination“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.AF.35 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Topas in die Klasse der „Silikate“ und dort in die Abteilung der „“ ein. Hier ist er als Namensgeber der „Topasgruppe“ mit der System-Nr. 52.03.01 und dem weiteren Mitglied Krieselit innerhalb der Unterabteilung der „Inselsilikate: SiO4-Gruppen und O, OH, F und H2O mit Kationen nur in [6]-Koordination“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Eine bekannte Varietät ist Pyknit, ein strohgelbes, gelblich-rötliches oder graulichweißes, stängelig gewachsenes Topas-Aggregat.
Bildung und Fundorte
Topas findet sich in Form prismatischer, auf der Unterlage aufgewachsener Kristalle, daneben aber auch massiv oder in einer körnigen Variante. Meist tritt er zusammen mit Beryll, Mineralen der Turmalingruppe und Apatit in sauren magmatischen Gesteinen wie Granit-assoziierten Pegmatiten auf, daneben kommt er auch in Gneisen und als Mineralseife zum Beispiel in Flusssedimenten vor. In Brasilien gibt es große Lagerstätten, in denen besonders große Kristalle gefunden wurden.
Historisch besonders bedeutsam war das Vorkommen weingelber Kristalle im Schneckenstein im Vogtland: von dort stammen die geschliffenen Topase des Schmucks von August dem Starken (heute im Grünen Gewölbe in Dresden) und die in der englischen Königskrone. Eine weitere bedeutende Topase war die des großen Moghuls: 157 1/4 ct.[9]
Weitere Fundorte sind unter anderem Badakhshan, Laghman und Nangarhar in Afghanistan; Tamanrasset in Algerien; die Region um Mandalay in Myanmar (Birma, engl. Burma); die Insel Honshū in Japan; mehrere Regionen in Mexiko, Norwegen, Pakistan und Schweden; das Lugnez und weitere Regionen der Schweiz[10]; die Zentralprovinz und Sabaragamuwa in Sri Lanka; Tschechien; sowie viele Regionen in den USA. Auch in der östlichen Region der Antarktis wurden schon Topase gefunden. [11]
Topaskristalle können bei günstigen Bildungsbedingungen sehr groß werden. Kristalle von 100 kg und mehr sind keine Seltenheit. Der größte jemals gefundene Topaskristall soll eine Länge von einem Meter und ein Gewicht von 2.500 kg haben und bei Ribáuè, Alto Ligonha in Mosambik gefunden worden sein.[12] Im Smithsonian Institution werden zwei ungeschliffene Kristalle von 31,8 kg („Lindsay Topaz“) und 50 kg („Freeman Topaz“) ausgestellt, die ebenfalls zu den größten der Welt zählen.[13]
Kristallstruktur
Topas kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbnm (Raumgruppen-Nr. 62) mit den Gitterparametern a = 4,65 Å; b = 8,80 Å und c = 8,39 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Verwendung als Schmuckstein
Topas ist ein wertvoller Schmuckstein, der allerdings aufgrund seiner relativen Häufigkeit auch bei großen und qualitativ hochwertigen Stücken nicht übermäßig teuer ist. Ausnahme ist der in der Natur sehr selten vorkommende blaue Topas, der auch als „Edel-Topas“ bezeichnet wird sowie der ebenfalls seltene, orangerote „Imperial Topas“ oder auch „Königstopas“.[14]
Aufgrund seiner vollkommen Spaltbarkeit nach der Basis-Fläche ist Topas ein schwierig zu bearbeitender Stein. Rasche Temperaturwechsel sowie unvorsichtig durchgeführte Fassarbeiten können bereits zu Rissen und Sprüngen im Stein führen. Auch ein Ultraschallbad verträgt er nicht, wenn er viele Einschlüsse hat.[8]
Große und berühmte Topase
Name | Rohgewicht | Fundjahr | Fundland | Bemerkung |
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„El-Dorado“ (auch Eldorado) | 37 kg | 1984 | Minas Gerais, Brasilien | Gelblichbraune Varietät im „Smaragd-Schliff“ mit einem Endgewicht von 31.000 ct (= 6,2 kg). Seit 1988 im Smithsonian Institution (National Museum of Natural History) ausgestellt.[15] |
„Lua de Marabá“ (Der Mond von Marabá) | Marabá, Pará, Brasilien | Graue Varietät im „Achteck-Schliff“ mit einem Endgewicht von 25.250 ct[16] | ||
„American Golden“ | 11,8 kg | Minas Gerais, Brasilien | Gelblichbraune Varietät im „Kissen-Schliff“ mit 172 Facetten, einem Endgewicht von 22.892,5 ct (= 4,578 kg) und einer Größe von 17,53 cm × 14,94 cm × 9,34 cm.[13] | |
„Brazilian Princess“ | Brasilien | Hellblaue Varietät im „Carré-Schliff“ (Quadrat) mit einem Endgewicht von 21.005 ct (= 4,201 kg). Ausgestellt im National Museum of Natural History des Smithsonian Institution.[17] | ||
„Golden Topaz Sphere“ | Brasilien | Gelblichbraune Varietät im „Kugel-Schliff“ mit einem Endgewicht von 12.555 ct (= 2,511 kg). Ausgestellt im Smithsonian Institution[18] | ||
„Topaz Amarelo“ (Gelber Topas) | Brasilien | Gelbe Varietät im „Birnenschliff“ mit einem Endgewicht von 9.600 ct (= 1,920 kg)[19] | ||
„Topaz Azul“ (Blauer Topas) | Brasilien | "Lebhaft" blaue Varietät im „Kissen-Schliff“ mit einem Endgewicht von 8.225 ct (= 1,645 kg)[20] | ||
Ohne Eigenname | Brasilien | Gelbe Varietät in unbekannter Schliffform mit einem Endgewicht 7.725 ct. Ausgestellt im Smithsonian Institution.[18] | ||
Ohne Eigenname | Brasilien | Farblose Varietät im „Smaragd-Schliff“ mit einem Endgewicht von 4.202 ct.[18] | ||
Ohne Eigenname | Brasilien | Blaue Varietät in unbekannter Schliffform mit einem Endgewicht von 3.273 ct. Ausgestellt im Smithsonian Institution.[18] |
Manipulationen und Imitationen
Viele Topase werden durch Behandlung farblich verändert. Das kann durch Bestrahlung mit Gamma- oder Elektronenstrahlen (blau) "Idar-Blue" (braun, grünlichbraun) oder durch Erhitzen (blau, rötlich) geschehen. So entstehen zum Beispiel der dunkelgrüne, bräunliche oder violette Mystic-Fire-Topas (Handelsname) oder der Indian-Summer-Topas (Handelsname), der rosa bis hellviolett ist.
Trotz ihres Namens sind Gold-, Madeira- und Rauchtopas keine echten Topas-Minerale. Bei den ersten beiden handelt es sich um Handelsnamen für Citrin oder gelbgebrannten Amethyst, letzterer ist ein Rauchquarz. Alle drei sind mit dem echten Topas in keiner Weise verwandte Minerale, sondern makrokristalline Quarz-Varietäten.
Siehe auch
Literatur
- Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1979, ISBN 3-342-00288-3, S. 242,486.
- Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 694–697.
- Friedrich Klockmann, Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Hrsg.): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978 (Erstausgabe: 1891), ISBN 3-432-82986-8, S. 677–679.
- Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags-GmbH., München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 118.
- Bernhard Bruder: Geschönte Steine. Neue Erde Verlag, 2005, ISBN 3-89060-025-5.
Weblinks
- Mineralienatlas:Topas
- Webmineral - Topaz (englisch)
- Farlang.com viele Literatur-Hinweise im Bezug auf Topaz, in klassischen Literatur (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 548.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Mindat - Topaz
- ↑ Bernhard Bruder: Geschönte Steine, S. 66 (Liste Irreführender Handelsbezeichnungen für Diamant-Imitationen)
- ↑ B. Wunder, D. C. Rubie, C. R. Ross II, O. Medenbach, F. Seifert & W. Schreyer (1993): Synthesis, stability, and properties of Al2SiO4(OH)2: a fully hydrated analogue of topaz. American Mineralogist, 78, 285–297.
- ↑ John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Topaz, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 75,8 kB)
- ↑ Mineralienatlas:Mineralrekorde
- ↑ Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie; S. 678
- ↑ 8,0 8,1 Edelstein-Knigge von Prof. Leopold Rössler: Topas und Königstopas, Imperialtopas
- ↑ Tavernier on the Great Moghul's Topaz
- ↑ Schweizer Mineralienfundorte
- ↑ MinDat - Localities for Topaz (englisch)
- ↑ Mineralienatlas:Mineralrekorde
- ↑ 13,0 13,1 Smithsonian National Museum of Natural History - Mineral Gallery: Topaz
- ↑ Bernhard Bruder: Geschönte Steine, S. 66
- ↑ InternetStones.com - El-Dorado Topaz
- ↑ InternetStones.com - Lua de Maraba Topaz
- ↑ New York Times - American Museum of Natural History
- ↑ 18,0 18,1 18,2 18,3 InternetStones.com - Famous faceted topaz gemstones greater than 1,000 carats in weight, arranged in descending order of weights
- ↑ InternetStones.com - Topaz Amarelo (Yellow Topaz)
- ↑ InternetStones.com - Topaz Azul (Blue Topaz)