Glaukophan
Glaukophan | |
Glänzende, schwarze Glaukophanprismen auf einer Matrix aus Gneis von der Halbinsel Tiburon, Marin County, Kalifornien (Gesamtgröße der Stufe: 11,4 × 6,9 x 3,8 cm) | |
Chemische Formel |
□Na2(Mg,Fe)3Al2[(OH)2|Si8O22][1] |
Mineralklasse | Silikate und Germanate 9.DE.25 (8. Auflage: VIII/F.08) nach Strunz 66.01.03c.01 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch; 2/m[2] |
Farbe | blauschwarz bis lavendelblau |
Strichfarbe | blaugrau |
Mohshärte | 6 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,08 bis 3.22 ; berechnet: 3,132[3] |
Glanz | Glasglanz |
Transparenz | durchscheinend |
Bruch | |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {110}[3] |
Habitus | prismatische Kristalle; stängelige, körnige Aggregate |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,606 bis 1,637 nβ = 1,615 bis 1,650 nγ = 1,627 bis 1,655[4] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,021[4] ; zweiachsig positiv |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 10° bis 80° (gemessen), 62° bis 84° (berechnet)[4] |
Pleochroismus | stark: α = blassgelb ; β = violett ; γ = sattblau[5] |
Glaukophan ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate. Er kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung □Na2(Mg,Fe)3Al2[(OH)2|Si8O22][1]. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Magnesium und Eisen können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Mit dem Symbol □ wird angedeutet, dass dieser Strukturplatz nicht vollständig besetzt ist.
Glaukophan ist durchscheinend und entwickelt prismatische Kristalle, kommt aber meist in stängeligen, faserigen, körnigen oder massigen Mineral-Aggregaten vor. Seine Farbe variiert zwischen schwarzblau, graublau und lavendelblau; er kann auch einen zonaren Farbwechsel aufweisen. Auf der Strichtafel hinterlässt Glaukophan einen blaugrauen Strich. Auf unverwitterten Kristallflächen zeigt sich ein glasähnlicher Glanz.
Etymologie und Geschichte
Benannt wurde das Mineral aufgrund seiner markanten bläulich-grauen Farbe nach den altgriechischen Wörtern Γλαύκος glaukós für funkelnd, glänzend, leuchtend, wobei der helle Glanz des Himmels, des Meeres oder des menschlichen Auges gemeint ist und in Bezug auf die Farbe einen gewissen Spielraum lässt[6], und φαίνω phaínō für „scheinen, erscheinen“.
Erstmals gefunden und beschrieben wurde Glaukophan 1845 von Johann Friedrich Ludwig Hausmann. Als Typlokalität gilt die griechische Insel Syros.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Glaukophan zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Arfvedsonit, Dellaventurait, Eckermannit, Ferrinybøit, Ferri-Ottoliniit, Ferriwhittackerit, Ferro-Eckermannit, Ferroglaukophan, Ferroleakeit, Fluoro-Ferroleakeit, Fluoro-Kalium-Magnesio-Arfvedsonit, Fluoro-Magnesio-Arfvedsonit, Fluoro-Natriumpedrizit, Fluoronybøit, Kaliumarfvedsonit, Kaliumleakeit, Kornit, Kozulith, Leakeit, Magnesio-Arfvedsonit, Magnesioriebeckit, Natrium-Ferripedrizit, Natrium-Ferri-Ferropedrizit, Nybøit, Obertiit, Riebeckit und Ungarettiit die Untergruppe der „Alkali-Amphibole“ mit der System-Nr. VIII/F.08 innerhalb der Amphibolgruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Glaukophan ebenfalls in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Kristallstruktur und der Zugehörigkeit zu enger verwandten Mineralfamilien, so dass das Mineral als Mitglied in der „Alkali-Klinoamphibole, Glaukophan-Eckermannit-Gruppe“ mit der System-Nr. 9.DE.25 zu finden ist.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Glaukophan in die Abteilung der „Kettensilikate: Doppelte unverzweigte Ketten, W=2“ ein. Hier gehört er zur „Gruppe 4, Natrium-Amphibole“ mit der System-Nr. 66.01.03c innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Doppelte unverzweigte Ketten, W=2 Amphibol-Konfiguration“.
Modifikationen und Varietäten
- Gastaldit ist ein Mischkristall zwischen Glaukophan und Aktinolith, bei dem der Aktinolithanteil überwiegt.[5]
- Crossit (1997 von der IMA diskreditiert) gilt als Zwischenglied der Reihe Glaukophan und Ferroglaukophan bzw. der Reihe Riebeckit oder Magnesioriebeckit. [7]
Bildung und Fundorte
Glaukophan bildet sich als typisches Metamorphose-Mineral vorwiegend in Schiefern und Gneisen. Als Begleitminerale treten unter anderem Aktinolith, Aragonit, Barroisit, Chlorit, Crossit, Cummingtonit, Epidot, Jadeit, Lawsonit, Omphacit und Pumpellyit auf.[3]
Als eher seltene Mineralbildung kann Glaukophan an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand: 2012) rund 230 Fundorte.[4] Neben seiner Typlokalität Syros trat das Mineral in Griechenland noch auf anderen Inseln der Kykladen sowie bei Neapoli Vion (Neapolis) in Lakonien, auf Arki in der südlichen Ägäis und Euböa in Mittelgriechenland.
In Österreich konnte das Glaukophan an mehreren Orten in Kärnten (Hohe Tauern, Villach) und Salzburg (Grabenbach) gefunden werden. Der einzige bisher bekannte Fundort in Deutschland ist Triberg im Schwarzwald und in der Schweiz fand sich das Mineral an wenigen Orten in der Gemeinde Täsch im Kanton Wallis.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in der Antarktis, Australien, China, Ecuador, Frankreich, Guatemala, Italien, Jamaika, Japan, Kolumbien, Kuba, Madagaskar, Mazedonien, Myanmar, Neukaledonien, Norwegen, im Oman, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Slowakei, Tschechien, der Türkei und den Vereinigten Staaten von Amerika.[8]
Kristallstruktur
Glaukophan kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2/m mit den Gitterparametern a = 9,53 Å, b = 17,74 Å und c = 5,30 Å; β = 103,7° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Literatur
- Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1979, ISBN 3-342-00288-3, S. 532.
- Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 796.
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 315, 330, 337, 388, 397ff..
Weblinks
- Mineralienatlas:Glaukophan (Wiki)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 632.
- ↑ Webmineral - Glaucophane
- ↑ 3,0 3,1 3,2 John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Glaucophane, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 78,9 kB)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 Mindat - Glaucophane
- ↑ 5,0 5,1 Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 730.
- ↑ Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 227.
- ↑ Mineralienatlas:Crossit
- ↑ Mindat - Localities for Glaucophane