Zinn(IV)-chlorid

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Strukturformel
Struktur von Zinn(IV)-chlorid
Allgemeines
Name Zinn(IV)-chlorid
Andere Namen
  • Zinnchlorid
  • Zinntetrachlorid
  • Stannichlorid
Summenformel SnCl4
CAS-Nummer
  • 7646-78-8
  • 10026-06-9 (Pentahydrat)
Kurzbeschreibung

farblose, an Luft rauchende Flüssigkeit mit stechendem Geruch[1]

Eigenschaften
Molare Masse 260,53 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte
  • 2,23 g·cm−3 (20 °C)[2]
  • 2,04 g·cm−3 (Pentahydrat)[3]
Schmelzpunkt
Siedepunkt

114 °C[2]

Dampfdruck

24 hPa (20 °C)[2]

Löslichkeit

Hydrolyse in Wasser, löslich in Tetrachlorkohlenstoff und Diethylether[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [4]
05 – Ätzend

Gefahr

H- und P-Sätze H: 314-412
P: 280-​273-​301+330+331-​304+340-​305+351+338-​309+310Vorlage:P-Sätze/Wartung/mehr als 5 Sätze [2]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [5] aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [4]
Ätzend
Ätzend
(C)
R- und S-Sätze R: 34-52/53
S: (1/2)-7/8-26-45-61
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
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Zinn(IV)-chlorid, manchmal auch einfach Zinnchlorid genannt, ist ein Chlorid des Zinns. Es ist eine klare, rauchende Flüssigkeit, die einen stechenden, salzsäureähnlichen Geruch besitzt. Mit Wasser erfolgt unter starker Erwärmung Hydrolyse zu Zinndioxid und Salzsäure.

Geschichte

Lange Zeit hielt man Andreas Libavius für den ersten, der Zinnchlorid um 1605 gefunden habe, woraus die Bezeichnung Spiritus fumans Libavii abgeleitet wurde. Die Verbindung fand jedoch bereits 1419 im Buch der Heiligen Dreifaltigkeit des Franziskanermönchs Ulmannus Erwähnung.[6] Ab 1630 benutzten es die Holländer in der Cochenillefärberei.

Herstellung

Man erhält Zinn(IV)-chlorid, indem man Zinn(II)-chlorid-Lösungen von 60 °C mit Salzsäure versetzt und bei 40 °C durch Salpetersäure oxidiert. Die Flüssigkeit erstarrt dann beim Erkalten zu Zinnchlorid mit fünf Molekülen Kristallwasser. Das Zinn(II)-chlorid kann auch durch Einleiten von Chlor oxidiert werden.

$ \mathrm {SnCl_{2}+Cl_{2}\longrightarrow SnCl_{4}} $

Zur Darstellung von Zinnchlorid aus Weißblechabfällen, die 3–5 % Zinn enthalten, werden dieselben mit Chlor behandelt und das verflüchtigte Zinnchlorid in Schlangenkühlern verdichtet.

$ \mathrm {Sn+2\ Cl_{2}\longrightarrow SnCl_{4}} $

Die Lösung des Zinnchlorids gibt beim Verdampfen große, zerfließende Kristalle mit fünf Molekülen Kristallwasser. Die verdünnte wässrige Lösung zersetzt sich beim Erhitzen unter Abscheidung von Metazinn(IV)-säure.

Die Dämpfe von Zinnchlorid geben mit Wasserdampf bei Rotglut Zinnsäureanhydrid, mit Schwefelwasserstoff Zinn(IV)-sulfid. Zinnchlorid dient als Beize in der Färberei und Zeugdruckerei, zur Darstellung von Anilinblau und Farblacken, auch zum Verzinnen. Ammoniumzinnchlorid (NH4)2SnCl6 entsteht beim Vermischen konzentrierter Lösungen von Zinnchlorid und Salmiak als farbloses kristallines Pulver, welches sich in drei Teilen Wasser löst, in konzentrierter Lösung Siedetemperatur verträgt, dessen verdünnte Lösung aber beim Erhitzen Zinnhydroxid abscheidet.

Eigenschaften

Zinn(IV)-chlorid Pentahydrat

Zinnchlorid bildet eine farblose Flüssigkeit mit einem spezifischen Gewicht von 2,23 g·cm−3. Die Substanz erzeugt aufgrund ihrer Hygroskopie an der Luft weißen Rauch. Die Verbindung, die noch bei −20 °C flüssig ist und bei 114 °C siedet, wirkt stark ätzend. Sie löst Schwefel, Iod und Phosphor. An der Luft oder mit wenig Wasser bildet sich das Pentahydrat (Zinnbutter) als farblose kristalline Masse.

$ \mathrm {SnCl_{4}+5\ H_{2}O\longrightarrow SnCl_{4}\cdot 5\ H_{2}O} $

In größeren Mengen Wasser löst sich das Zinn(IV)-chlorid unter weitgehender Hydrolyse auf, wobei die Lösung stark sauer reagiert. Lösungen von Zinnchlorid erhält man auch beim Behandeln von Zinnsäure mit Salzsäure, von Zinn(II)-chloridlösung mit Chlor, beim Behandeln einer mit Salzsäure versetzten Zinn(II)-chloridlösung mit Salpetersäure, beim Lösen von Zinn in Königswasser. Letztere Lösung enthält auch Zinn(II)-chlorid und führt in der Färberei den Namen salpetersaures Zinn, Scharlach-, Zinnkomposition, Zinnsolution, Physik, Rosiersalz, Rosasäure. Statt dieser Lösungen von unsicherem Gehalt kommt jetzt häufiger Zinnchlorid in fester Form in den Handel.

Verwendung

Zinn(IV)-chlorid wird als Dampf in der Heißendvergütung von Behälterglas eingesetzt, wobei sich auf der heißen Glasoberfläche eine dünne Zinnoxidschicht abscheidet, die das Glas widerstandsfähiger gegenüber Abrieb und Verkratzen macht. Man benutzt Zinn(IV)-chlorid als Beize in der Zeugdruckerei (wo die freie Säure enthaltende Zinnchloridlösung nicht anwendbar ist, benutzt man Ammoniumhexachlorostannat, Pinksalz), zur Darstellung von Teerfarben und Farblacken, auch zum Verzinnen.[7]

Weiterhin dient Zinn(IV)-chlorid zur Herstellung von organischen Zinnverbindungen.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Römpp Online - Version 3.5, 2009, Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Eintrag zu Zinn(IV)-chlorid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 10.11.2007 (JavaScript erforderlich)
  3. 3,0 3,1 Tetrachlorostannane pentahydrate (JT Baker)
  4. 4,0 4,1 Eintrag aus der CLP-Verordnung zu CAS-Nr. 7646-78-8 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich)
  5. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  6.  Hans-Werner Schütt: Auf der Suche nach dem Stein der Weisen. Die Geschichte der Alchemie. C.H. Beck München, München 2000, S. 372 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  7.  Meyers Großes Konversations-Lexikon. 20, Leipzig 1909, Zinnchlorid, S. 944–945 (Webdigitalisierung, zeno.org).

Weblinks

 Commons: Zinn(IV)-chlorid – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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