Eyring-Theorie
Die Eyring-Theorie[1] (nach Henry Eyring (1901–1981)) oder auch Theorie des Übergangszustandes (Transition State Theory = TST) genannt, ist eine molekulare Reaktionstheorie. Sie wurde unter Berücksichtigung molekularer Größen, der Zustandssummen, abgeleitet und beschreibt die absolute Reaktionsgeschwindigkeitskonstante einer chemischen Reaktion.
Die Edukte sind von den Produkten durch einen Potentialwall (Aktivierungsbarriere) getrennt, der einen Sattelpunkt auf der Potentialhyperfläche darstellt. Die Reaktion der Edukte über den Übergangszustand zu den Produkten verläuft entlang einer Trajektorie, der Reaktionskoordinate (Weg zwischen den Edukten und Produkten mit jeweils minimaler Änderung der potentiellen Energie). Der Punkt höchster potentieller Energie auf dieser Reaktionskoordinate, ist der Übergangszustand. Den Begriff Aktivierter Komplex sollte man nicht mehr verwenden. [2] [3]
Die wichtigsten Annahmen, die der TST zugrunde liegen, sind:
- Separation von Kern- und Elektronenbewegung, analog zur Born-Oppenheimer-Näherung
- Die Energiezustände der Edukte lassen sich durch eine Boltzmann-Verteilung beschreiben.
- Alle Moleküle, die den Übergangszustand aus Richtung der Edukte erreicht haben, verlassen ihn in Richtung der Produkte (Einbahnstraßenverkehr) und umgekehrt.
- Im Übergangszustand kann die Bewegung entlang der Reaktionskoordinate von anderen Bewegungen separiert und klassisch als Translation behandelt werden.
- Der Übergangszustand steht mit den Edukten in einem Gleichgewicht. (Quasi-Gleichgewichts-Hypothese)
Als Ergebnis der Herleitung erhält man die Eyring-Gleichung:
Herleitung
Die Herleitung erfolgt für eine Beispielreaktion, in denen die Edukte
Die Reaktionsgeschwindigkeit wird als Produktbildungsgeschwindigkeit definiert,
wobei die „Konzentration“ des Übergangszustandes
und die Konzentrationen von A und B ersetzt wird. Man erhält:
Man fasst zusammen und bezieht die Produktbildungsgeschwindigkeit auf die Edukte
und erhält für die Geschwindigkeitskonstante
Die weitere Herleitung unterscheidet sich je nach Lehrbuch. Man erhält als Ergebnis die oben angegebene Eyring-Gleichung.
Die Geschwindigkeitskonstante
wobei der Transmissionskoeffizient
Häufig findet man in Lehrbüchern die Darstellung:
mit
Thermodynamische Formulierung
Mit der van ’t Hoffschen Reaktionsisothermen
Die Legendre-Transformation
Aus der Arrhenius-Gleichung
Analog kann man die Eyring-Gleichung unter Berücksichtigung der van ’t Hoffschen Reaktionsisobare
Daraus folgt, wenn man die Definition der Enthalpie
Für unimolekulare Reaktionen ist
Bei idealen Gasen erhält man für den präexponentiellen Faktor:
Kritik
- Die TST basiert auf der klassischen Mechanik. Bei Reaktionen sehr leichter Spezies, zum Beispiel Wasserstoff- oder Deuterium-Atome, treten Tunneleffekte auf, für deren Beschreibung eine quantenmechanische TST nötig wäre. Dieses Problem wurde bisher noch nicht zufriedenstellend gelöst.
- Nur wenn die Bewegung auf der Potentialhyperfläche eine eindimensionale Bewegung entlang der Reaktionskoordinaten ist, ist die Annahme gerechtfertigt, dass die Bewegung entlang der Reaktionskoordinaten separiert werden kann von den anderen Freiheitsgraden. Diese Annahme ist aber für die Herleitung der Eyring-Gleichung nötig.
- Für höhere Temperaturen sind anharmonische Korrekturen des Potentials am Sattelpunkt nötig.
- usw. [2]
Siehe auch
Weblinks
- Theorie des Übergangszustands: Betrachtung aus dem Phasenraum (Version vom 24. April 2009 im Internet Archive) (Englisch, PDF)
Einzelnachweise
- ↑ H. Eyring, J. Chem. Phys. 1935, 3, 107; doi:10.1063/1.1749604.
- ↑ 2,0 2,1 J. I. Steinfeld, J. S. Francisco, W. L. Hase, Chemical Kinetics and Dynamics, 2. Aufl., Prentice Hall, 1998, ISBN 978-0-13-737123-5.
- ↑ Transition State Theory. In: IUPAC Compendium of Chemical Terminology, Electronic version. Abgerufen am 31. März 2007.