Proustit
Proustit | |
Proustit und Calcit aus Chañarcillo, Provinz Copiapó, Atacama Region, Chile | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
Ag3[AsS3][1] |
Mineralklasse | Sulfide und Sulfosalze 2.GA.05 (8. Auflage: II/E.07) nach Strunz 03.04.01.01 nach Dana |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | ditrigonal-skalenoedrisch 3 2/m[2] |
Farbe | Scharlachrot bis Zinnoberrot |
Strichfarbe | Zinnoberrot |
Mohshärte | 2 bis 2,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 5,57 ; berechnet: 5,625[3] |
Glanz | Diamantglanz |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig, selten durchsichtig |
Bruch | muschelig bis uneben; spröde |
Spaltbarkeit | deutlich nach {1011}[3] |
Habitus | kurz- bis langprismatisch, oft flächenreich mit flach- oder spitzpyramidalen Enden. Aggregate massig, körnig, krustig oder dendritisch |
Häufige Kristallflächen | {0112} oder {1011} (rhomboedrisch), {1231} (skalenoedrisch)[3] |
Zwillingsbildung | nach {1014} Drillinge bildend, ebenfalls möglich nach {1011}, {0001} und {0112}[4] |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nω = 3,087 bis 3,088 ; nε = 2,792[4] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,295 bis 0,296[4] ; einachsig negativ |
Pleochroismus | ε = scharlach- bis zinnoberrot ; ω = blutrot[2] |
Weitere Eigenschaften | |
Ähnliche Minerale | Pyrargyrit (Strich dunkelrot bis bräunlich bläulich), Cuprit, Hämatit und Zinnober |
Proustit, veraltet unter anderem auch als Lichtes Rotgültigerz[5], Rubinblende[6] oder Arsensilberblende bekannt, ist ein relativ selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Er kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Ag3[AsS3][1], ist also chemisch gesehen ein zu den Sulfosalzen gehörendes Silber-Sulfoarsenid.
Proustit entwickelt meist durchscheinende bis undurchsichtige und oft flächenreiche Kristalle mit kurz- bis langprismatischem, rhomboedrischem oder skalenoedrischem Habitus sowie flach- oder spitzpyramidalen Enden. Daneben findet er sich aber in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate, krustiger Überzüge oder Dendriten. Sichtbare Kristallflächen weisen einen diamantähnlichen Glanz auf.
Besondere Eigenschaften
Die Farbe von frischen Proustitproben variiert zwischen Scharlach- und Zinnoberrot. Unter Lichteinwirkung dunkelt das Mineral mit der Zeit nach und wird fast schwarz. Gleichzeitig „ergraut“ es aufgrund eines feinen Silberüberzuges. Von dem sehr ähnlichen, ebenfalls nachdunkelnden Pyrargyrit lässt er sich allerdings durch seine hellere, zinnoberrote Strichfarbe unterscheiden.[5]
Vor dem Lötrohr schmilzt Proustit auf Kohle zu einem Silberkorn, wobei sich Arsengeruch bemerkbar macht.[5]
Etymologie und Geschichte
Die Bezeichnung Rotgültig bzw. Rotgültigerz (auch Rotgültigertz nach Mathesius 1562, roth Güldig Ertz nach Ercker 1580 und Rothgüldenerz nach Henckel 1754) war bereits seit dem 16. Jahrhundert unter Bergleuten bekannt und wurde zur Bezeichnung von reichen Silber-Erzen mit rötlicher Farbe und starkem, blendeartigem Glanz verwendet. Durch Johann Friedrich Henckel ist seit 1754 auch die Bezeichnung Rothgüldenerz überliefert.[7]
Abraham Gottlob Werner unterschied zwar bereits 1789 zwischen Dunklem und Lichtem Rotgiltigerz[7][8], allerdings konnte der Chemiker Joseph Louis Proust erst 1804 durch seine chemischen Analysen klären, dass die Rotgültigerze von Antimon (Dunkel, Ag3SbS3) und Arsen (Licht, Ag3AsS3) zwei eigenständige Minerale sind.[9]
Während das häufiger vorkommende Dunkle Rotgültigerz 1831 durch Ernst Friedrich Glocker den Namen Pyrargyrit (von griech. πῦρ [pûr] „Feuer“ und ἄργυρος [argyros] für „Silber“) erhielt[7], benannte François Sulpice Beudant 1832 das Lichte Rotgültigerz nach Proust, um dessen Leistung zur Aufklärung der Zusammenhänge um die Rotgültigerze zu würdigen.[6]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte Proustit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfosalze“, wo er zusammen mit Pyrargyrit, Pyrostilpnit, Quadratit, Samsonit und Xanthokon die eigenständige Gruppe II/E.07 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Proustit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „Sulfoarsenide, Sulfoantimonide, Sulfobismuthide“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur und der möglichen Anwesenheit zusätzlichen Schwefels, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau und seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Insel(Neso)-Sulfarsenide usw., ohne zusätzlichen Schwefel (S)“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Pyrargyrit die unbenannte Gruppe 2.GA.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Proustit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Pyrargyrit in der „Proustitgruppe“ mit der System-Nr. 03.04.01 innerhalb der Unterabteilung „03.04 Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j [ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Proustit bildet sich primär aus arsenreichen hydrothermalen Lösungen in Kobalt-Nickel- und Blei-Zink-Ganglagerstätten. Begleitminerale können unter anderem gediegen Silber, Stephanit, Rhodochrosit, Galenit, Pyrit, Argentit und Pyrargyrit sein.
Als eher seltene Mineralbildung kann Proustit an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Bisher (Stand: 2011) gelten rund 660 Fundorte als bekannt.[4] Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Proustitfunde ist vor allem die Silberlagerstätte bei Chañarcillo im Kleinen Norden von Chile, wo bis zu 10 cm lange Kristalle zutage traten.[10] Der mit über 12 cm bisher längste, bekannte Kristall wurde allerdings 1936 bei Schneeberg (Sachsen, Deutschland) gefunden[11] und die „Poorman Mine“ bei Banner im Boise County (Idaho, USA) gab 1865 Funde von kristallinen Massen mit einem Gewicht von über 250 kg bekannt[10].
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien (New South Wales), Bolivien, Chile, China, Deutschland (Erzgebirge, Harz, Schwarzwald), Fidschi (Viti Levu), Frankreich, Griechenland, Indonesien (Sumatra), Irland, Italien (Sardinien), Japan, Kanada (Ontario), Kasachstan, Madagaskar, Marokko (Souss-Massa-Daraâ), Mexiko (Chihuahua, Guanajuato, Guerrero), Neuseeland, Norwegen, Österreich (Kärnten, Salzburg, Tirol), Peru, Philippinen (Luzon), Polen (Niederschlesien), Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz (Kanton Wallis), Slowakei (Banská Bystrica, Košice), Südafrika, Spanien (Andalusien), Tschechien (Böhmen, Mähren), Ungarn (Borsod-Abaúj-Zemplén), im Vereinigten Königreich (England, Wales) und den Vereinigten Staaten (Arizona, Colorado, Idaho, Nevada). [12]
Kristallstruktur
Proustit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3c (Raumgruppen-Nr. 161) mit den Gitterparametern a = 10,82 Å und c = 8,69 Å sowie 6 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Die Kristallstruktur besteht aus einer rhomboedrischen Elementarzelle, deren Ecken und Zentrum durch AsS3-Gruppen besetzt werden. Diese Gruppen bilden flache Pyramiden mit As als Spitze, in den Lücken sich die Ag-Atome befinden, wobei jedes S-Atom jeweils zwei Ag-Atome als nächste Nachbarn hat.
Verwendung
Als „edles“ Silbererz (Silberanteil: 65,41 %) wird Proustit zur Silbergewinnung abgebaut.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 119.
- ↑ 2,0 2,1 Webmineral - Proustite (englisch)
- ↑ 3,0 3,1 3,2 John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Proustite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 61,4 kB)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 MinDat - Proustite (englisch)
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 472.
- ↑ 6,0 6,1 F. S. Beudant: Proustite, argent antimonié sulfuré en partie, in: Traité Élémentaire de Minéralogie, 2nd Edition, Chez Verdière Libraire-Éditeur, Paris 1832, S. 445-447 (PDF 121,9 kB)
- ↑ 7,0 7,1 7,2 Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. Ott Verlag, Thun und München 1968, S. 304-305.
- ↑ GeoMuseum der Technischen Universität Clausthal - Pyrargyrit
- ↑ Helmut Schröcke,Karl Ludwig Weiner: Minéralogie: Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage in der Google Buchsuche
- ↑ 10,0 10,1 Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 50.
- ↑ Mineralienatlas:Mineralrekorde
- ↑ MinDat - Localities for Proustite
Literatur
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. vollständige überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 42.
- A. G. Betechtin (А. Г. Бетехтин): Lehrbuch der speziellen Mineralogie. 2. Auflage. VEB Verlag Technik, Berlin 1957 (Originaltitel: Курс минералогии, übersetzt von Wolfgang Oestreich), S. 232-234.
Weblinks
- Mineralienatlas:Proustit (Wiki)