Pyrargyrit
Pyrargyrit | |
Pyrargyrit-Kristalle aus der Grube Samson, St Andreasberg, Harz, Niedersachsen, Deutschland Gesamtgröße der Stufe: 3,3 x 3 x 2,6 cm) | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
Ag3[SbS3][1] |
Mineralklasse | Sulfide - Insel(Neso)-Sulfarsenide, usw., ohne zusätzlichen Schwefel 2.GA.05 (8. Auflage: II/E.07) nach Strunz 03.04.01.02 nach Dana |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | ditrigonal-pyramidal 3m |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | R3c (Raumgruppen-Nr. 161) |
Farbe | dunkelrot bis grauschwarz |
Strichfarbe | kirschrot |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | 5,85 |
Glanz | Diamantglanz |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Bruch | muschelig, uneben |
Spaltbarkeit | deutlich nach {1011}; sehr undeutlich nach {0112} |
Habitus | prismatische, rhomboedrische, skalenoedrische Kristalle ; körnige, massige Aggregate |
Häufige Kristallflächen | {1010}, {1120}, {1011}, {1012}[2] |
Zwillingsbildung | nach (1014)[2] |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nω = 3,084 ; nε = 2,881[3] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ=0,203[3] ; einachsig negativ[3] |
Weitere Eigenschaften | |
Schmelzpunkt | 486 °C[2] |
Pyrargyrit, veraltet auch als Dunkles Rotgültig(erz), Antimonsilberblende oder Aerosit bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Er kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemisch Zusammensetzung Ag3[SbS3][1] und gehört strukturell zu den Sulfosalzen mit Silber und Antimon.
Pyrargyrit entwickelt meist prismatische oder rhomboedrische Kristalle, findet sich aber auch in Form körniger bis massiger Aggregate von dunkelroter bis grauschwarzer Farbe. Die meist nur durchscheinenden oder gänzlich undurchsichtigen Pyrargyritkristalle zeigen auf den Kristallflächen Diamantglanz. Die Spaltbarkeit ist je nach Spaltrichtung deutlich {1011} bis sehr undeutlich nach {0112}.
Besondere Eigenschaften
Unter Lichteinwirkung dunkelt der zunächst rot- bis dunkelrotfarbige Pyrargyrit mit der Zeit nach bis er fast schwarz erscheint. Die Strichfarbe bleibt aber weiterhin kirschrot und ermöglicht damit neben seiner geringen Mohshärte von 2,5 und einer Dichte von 5,85 g/cm³ eine Identifizierung des Minerals.
Pyrargyrit enthält vor allem Silber (59,75 %), Antimon (22,48 %) und Schwefel (17,76 %). Vereinzelt kann auch Arsen enthalten sein.
Zwischen Pyrargyrit und dem verwandten Proustit (Ag3[AsS3][1]) besteht bis zu einer Mindesttemperatur von 360 °C eine lückenlose Mischkristall-Reihe.[2]
Etymologie und Geschichte
Die seit dem 16. Jahrhundert bekannte, wenn auch in verschiedenen Schreibformen überlieferte Bezeichnung Rotgültig bzw. Rotgültigerz (auch rot gold ertz, rod gulden ertz, roth güldenes Erz und ähnliche) umfasste zunächst zwei verschiedene, allerdings ähnlich aussehende Minerale, nämlich den Pyrargyrit und den Proustit. Benannt wurde das Erz aufgrund seiner auffällig roten Färbung, seinem blendeartigen Glanz und seinem hohen Silbergehalt von fast 60 %.
Seit 1789 wird nach Abraham Gottlob Werner zwischen Dunklem und Lichtem Rotgiltigerz[4][5] unterschieden, allerdings konnte erst 1804 der Chemiker Joseph Louis Proust durch seine chemischen Analysen klären, dass die Rotgültigerze von Antimon (Dunkel, Ag3SbS3) und Arsen (Licht, Ag3AsS3) zwei eigenständige Minerale sind.[2]
Den bis heute gültigen Namen Pyrargyrit für das Dunkle Rotgültigerz prägte 1831 Ernst Friedrich Glocker nach den beiden altgriechischen Worten πῦρ [pûr] für „Feuer“ und ἄργυρος [argyros] für „Silber“ aufgrund seiner Eigenschaft, vor dem Lötrohr leicht ein Silberkorn erschmelzen zu können.
Das Synonym Aerosit gab Selb 1805 einem „auf der kolywänschen Silbergrube in Sibirien vorkommenden, dunklen Rotgültigerz“.[6]
Klassifikation
Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Pyrargyrit zur Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo er zusammen mit Proustit, Pyrostilpnit, Quadratit, Samsonit und Xanthokon die unbenannte Gruppe II/E.07 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Pyrargyrit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „Sulfoarsenide, Sulfoantimonide und Sulfobismuthide“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung der „Insel(Neso)-Sulfarsenide usw., ohne zusätzlichen Schwefel (S)“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Proustit die unbenannte Gruppe 2.GA.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pyrargyrit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Proustit in der nach diesem Mineral benannten „Proustitgruppe“ mit der System-N.r 03.04.01 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j [ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Pyrargyrit bildet sich häufig in hydrothermalen Gängen. Prächtige Kristalle von Pyrargyrit sind in einigen deutschen Lagerstätten zu finden, vor allem in Sankt Andreasberg sowie in Freiberg und an anderen Orten im sächsischen Erzgebirge. Beachtliche Funde stammen aus der Slowakei, Böhmen, Rumänien, Spanien, Sardinien und Chile. Heute findet man die schönsten Kristalle des Minerals in Süd- und Mittelamerika.
In Mexiko sind gelegentlich auch Pseudomorphosen von Silber (aus Zacatecas) oder Akanthit (aus Guanajuato[7]) nach Pyrargyrit zu finden.
Weitere Fundorte sind unter anderem verschiedene Regionen in Australien, China und Kanada; Hokkaidō, Honshū und Kyūshū in Japan; Kärnten, Salzburg, Steiermark und Tirol in Österreich sowie verschiedene Regionen in den USA.[8] Insgesamt gelten bisher (Stand: 2012) rund 1300 Fundorte als bekannt.[3]
Kristallstruktur
Pyrargyrit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem in der Raumgruppe R3c (Raumgruppen-Nr. 161) mit den Gitterparametern a = 11,04 Å und c = 8,72 Å sowie 6 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Literatur
- Ernst Friedrich Glocker (1831): Rothgülden oder Pyrargyrit, in: Handbuch der Mineralogie, Verlag Ben Johann Leonhard Schrag, Nürnberg 1831, S. 388-392 (PDF 360,8 kB)
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 51.
Weblinks
- Mineralienatlas:Pyrargyrit (Wiki)
- Pyrargyrit in der Mineralogischen Sammlung der Technischen Universität Berlin
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 119.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 284-287.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Mindat - Pyrargyrite (englisch)
- ↑ Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 304.
- ↑ GeoMuseum der Technischen Universität Clausthal - Pyrargyrit
- ↑ Carl Cäsar von Leonhard, Karl Friedrich Merz, Johann Heinrich Kopp: Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkörper (siehe 103. Rothgueltigerz) in der Google Buchsuche
- ↑ Aufnahme einer Akanthit-Pseudomorphose nach Pyrargyrit aus Guanajuato, Mexiko
- ↑ Mindat - Fundorte für Pyrargyrit