Galenit
Galenit | |
Galenit mit Fluorit (farblos, oben aufsitzend) aus der „Elmwood Mine“, Carthage (Smith County (Tennessee)), USA | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
PbS |
Mineralklasse | Sulfide und Sulfosalze 2.CD.10 (8. Auflage: II/C.15) nach Strunz 02.08.01.01 nach Dana |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | kubisch-hexakisoktaedrisch 4/m 3 2/m[1] |
Farbe | bleigrau |
Strichfarbe | bleigrau |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | 7,4 bis 7,6 |
Glanz | Metallglanz |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | muschelig |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {100} |
Habitus | Würfel, Oktaeder, oft auch kombiniert, tafelige, skelettförmige Kristalle und Aggregate |
Häufige Kristallflächen | {100}, {111}, {110} |
Zwillingsbildung | {111} |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | löst sich in HNO3 |
Galenit oder Bleiglanz, auch unter der chemischen Bezeichnung Blei(II)-sulfid bekannt, ist ein weit verbreitetes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Formel PbS und entwickelt oft Kristalle von vollkommener Würfelform, aber auch oktaedrische, seltener tafelige oder skelettförmige Kristalle und massige Aggregate von bleigrauer Farbe und Strichfarbe. Galenitkristalle zeigen, vor allem an frischen Bruchflächen, einen ausgeprägten Metallglanz. Mineral-Aggregate sind dagegen meist matt. Gelegentlich kommen auch Galenite mit bunten Anlauffarben vor.
Etymologie und Geschichte
Galenit kann als eines der ersten Minerale gelten, das von Menschen bergmännisch abgebaut wurde: Schon die Babylonier verhütteten es, auch bei den Römern war es begehrt. Ihre Bezeichnung „Galena“ lebt heute noch in der wissenschaftlichen Benennung „Galenit“ weiter.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Galenit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur = 1 : 1“, wo er zusammen mit Alabandin, Altait, Clausthalit, Crerarit, Keilit, Niningerit und Oldhamit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunzschen Mineralsystematik ordnet den Galenit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die jetzt präziser benannte Abteilung der „Metallsulfide (mit dem Stoffmengenverhältnis) M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach den dominierenden Metallionen in der Verbindung, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zinn (Sn), Blei (Pb), Quecksilber (Hg) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Alabandin, Altait, Clausthalit, Crerarit, Cuboargyrit, Keilit, Niningerit, Oldhamit und Schapbachit die unbenannte Gruppe 2.CD.10 bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Galenit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“. Hier ist er Namensgeber der „Galenit-Gruppe (isometrisch: Fm3m)“ mit der System-Nr. 02.08.01 und den weiteren Mitgliedern Clausthalit, Altait, Alabandin, Oldhamit, Niningerit, Borovskit, Crerarit und Keilit innerhalb der Unterabteilung der „Sulfide - einschließlich Seleniden und Telluriden - mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:1“.
Varietäten und Modifikationen
Es sind mehrere Varietäten des Galenits bekannt, die zusätzlich Silber[2], Gold[3], Bismut[4], Selen[5] enthalten. U-Galenit ist eine Varietät, die 206Pb enthält, das beim Zerfall des Uran-Isotops 238U entsteht.[6]
Blaubleierz ist eine spezielle Pseudomorphose von Galenit nach Pyromorphit.
Steinmannit ist ein Gemenge aus Galenit, Zinksulfid und Bleiarsenid.[7]
Bildung und Fundorte
Galenit bildet sich in metamorphem Gestein genauso wie in hydrothermalen und vulkanischen Sulfidlagerstätten. Daneben kommt es auch in Erzablagerungen im Riffkalkstein und Dolomitgestein vor. Entsprechend seiner Bildungsmöglichkeiten findet sich Galenit in Paragenese mit vielen verschiedenen Mineralen wie unter anderem Baryt, Calcit, Chalkopyrit, Dolomit, Markasit, Pyrit, Siderit, Sphalerit, Tetraedrit und Quarz.
Weltweit konnte Galenit bisher (Stand: 2010) an über 17.000 Fundorten nachgewiesen werden. Bekannte Fundorte in Deutschland sind unter anderem Freiberg im sächsischen Erzgebirge, die hydrothermalen Erzgänge bei Clausthal-Zellerfeld, Bad Grund und St. Andreasberg im Oberharz sowie Neudorf im Ostharz; das synsedimentär-exhalativ-submarine Erzlager im Rammelsberg bei Goslar, die triassischen Sedimente bei Mechernich und Maubach in Nordrhein-Westfalen, sowie Wiesloch südlich von Heidelberg und Walhausen im Saarland. In Österreich trat Galenit bei Bad Bleiberg und anderen Fundorten in Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, der Steiermark, Tirol und Oberösterreich auf.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Algerien, Angola, der Antarktis, Argentinien, Armenien, Australien, Aserbaidschan, Belgien, Bolivien, Botswana, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Ecuador, Finnland, Frankreich, Ghana, Griechenland, Grönland, Indien, Indonesien, Iran, Irland, Italien, Japan, Kambodscha, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Kolumbien, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Mongolei, Myanmar, Namibia, Niederlande, Neuseeland, Norwegen, Papua-Neuguinea, Peru, die Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Südafrika, Tschechien, Tunesien, Türkei, Ungarn, Venezuela, Vietnam, dem Vereinigten Königreich (Großbritannien) sowie den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).
Auch in Mineralproben des Mittelatlantischen Rückens und des Ostpazifischen Rückens wurde Galenit gefunden.[8]
Kristallstruktur
Galenit kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe Fm3m mit dem Gitterparameter a = 5,92 Å[9] sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle[1]
Die Struktur der Verbindung PbS gleicht der von Halit (NaCl), das heißt jedes Blei-Atom ist von sechs Schwefel-Atomen und umgekehrt jedes Schwefel-Atom von sechs Blei-Atomen umgeben, zwischen denen Metallische Bindung vorherrscht.
Verwendung
Galenit ist aufgrund seines Bleigehalts von bis zu 87 %[1] das wichtigste Erz zur Gewinnung von Blei und wegen seines Silbergehalts bis zu 1 % auch wichtigstes Silbererz.
Schon im Alten Reich Ägyptens wurde es zum Schminken (als Bleiweiß, aber auch zum Betonen der Augen) benutzt.
In der frühen Funktechnik wurde Galenit in Detektorempfängern als Gleichrichter (Demodulator) verwendet.
Manipulationen und Imitationen
Dadurch, dass es sich beim Galenit nicht um ein selten auftretendes Mineral handelt und zudem auch häufig schöne Kristallstufen aufzufinden sind, sind Fälschungen nur in wenigen Fällen anzutreffen. Bekannte Ausnahmen sind Fälschungen von teilweise weggelösten Kristallen, da diese sehr selten sind und deshalb im Mineralienhandel Höchstpreise erzielen. Die Unterscheidung zu natürlich teilweise weggelösten Kristallen ist schwierig und kann im Zweifelsfall nur durch eine elektronenmikroskopische Untersuchung der Oberflächen auf Bearbeitungsspuren oder Rückstände von Schleif- bzw. Poliermitteln erfolgen.[10][11]
Siehe auch
- Liste der größten Bleiproduzenten
- Liste der Minerale
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Webmineral - Galena (englisch)
- ↑ Argentiferous Galena bei mindat.org (engl.)
- ↑ Auriferous Galena bei mindat.org (engl.)
- ↑ Bismuthiferous Galena bei mindat.org (engl.)
- ↑ Selenian Galena bei mindat.org (engl.)
- ↑ U-Galena bei mindat.org (engl.)
- ↑ Mineralienatlas:Mineralienportrait/Galenit
- ↑ Mindat - Localities for Galena
- ↑ American Mineralogis Crystal Structure Database - Galena
- ↑ Fakeminerals (engl., abgerufen 18. Oktober 2011)
- ↑ Exploration of the Hollowed Galenas (engl., abgerufen 18. Oktober 2011)
Literatur
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 33, 34.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 35.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 439 bis 442.
Weblinks
- Mineralienatlas:Galenit u. Mineralienatlas:Mineralienportrait/Galenit (Wiki)
- Handbook of Mineralogy - Galena (englisch, PDF 58,2 kB)
- MinDat - Galena (englisch)