Alabandin

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Alabandin
Alabandite - Uchucchacua Mine, Oyon, Lima, Peru.jpg
Alabandit-Kristallstufe aus der Uchucchacua Mine, Provinz Oyon, Peru
Gesamtgröße der Stufe ca. 7,5 x 3,8 cm; größter Einzelkristall ca. 2,5 cm
Chemische Formel

α-MnS

Mineralklasse Sulfide und Sulfosalze
2.CD.10 (8. Auflage: II/C.15) nach Strunz
02.08.01.04 nach Dana
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin hexakisoktaedrisch 4/m 3 2/m
Farbe schwarz, stahlgrau, bräunlichschwarz
Strichfarbe grün
Mohshärte 3,5 bis 4
Dichte (g/cm3) 3,95 bis 4,04
Glanz Metallglanz
Transparenz undurchsichtig, durchscheinend in sehr dünnen Schichten
Bruch uneben
Spaltbarkeit vollkommen nach (100)
Habitus kubische, oktaedrische Kristalle; körnige, massige Aggregate
Häufige Kristallflächen (111), (100), (110), (211)
Zwillingsbildung nach (111)
Kristalloptik
Brechungsindex n = 2,70[1]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
keine, da isotrop

Alabandin, auch unter den bergmännischen Bezeichnungen Manganblende, Manganglanz, Braunsteinblende und Braunsteinkies bekannt, ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist.

Alabandin kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung α-MnS[2] oder kurz MnS, ist also chemischen gesehen ein Mangan(II)-sulfid, das in der Natur meist in Form würfeliger oder oktaedrischer Kristalle, aber auch körniger bis massiger Aggregate in schwarzer, stahlgrauer oder bräunlichschwarzer Farbe gefunden wird.

Besondere Eigenschaften

Das Mineral ist gewöhnlich undurchsichtig und zeigt auf den Kristallflächen nur in frischem Zustand metallischen bis halbmetallischen Glanz. Nach einiger Zeit läuft es bräunlichschwarz an und wird matt. Auf der Strichtafel hinterlässt Alabandin einen grünen Strich.

Alabandin ist vor der Lötlampe nur schwer schmelzbar.

Etymologie und Geschichte

Alabandin wurde nach seinem angeblichen ersten Fundort Alabanda in der Türkei benannt. Tatsächlich wurde das Mineral jedoch bisher nie in der Türkei nachgewiesen.[3][4]

Erstmals beschrieben wurde Alabandin 1784 von Franz Joseph Müller von Reichenstein.[5] Als Typlokalität gilt heute der rumänische Ort Sacarîmb im Kreis Hunedoara.[6]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Alabandin zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Metall : Schwefel, Selen, Tellur = 1:1“, wo er zusammen mit Altait, Clausthalit, Crerarit, Galenit, Keilit, Niningerit und Oldhamit die unbenannte Gruppe II/C.15 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Alabandin ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, genauer der Sulfide, Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenite, Sulfantimonite und Sulfbismuthite, und dort in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings inzwischen präziser unterteilt nach der Art der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zinn (Sn), Blei (Pb), Quecksilber (Hg) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Altait, Clausthalit, Crerarit, Cuboargyrit, Galenit, Keilit, Niningerit, Oldhamit und Schapbachit die unbenannte Gruppe 2.CD.10 bildet.

Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Alabandin in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ ein, dort allerdings in die Abteilung der „Sulfidminerale“. Hier ist er Mitglied der „Galenit-Gruppe (isometrisch: Fm3m)“ mit der System-Nr. 02.08.01 und den weiteren Mitgliedern Clausthalit, Altait, Oldhamit, Niningerit, Borovskit, Crerarit und Keilit innerhalb der Unterabteilung der „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:1“.

Modifikationen und Varietäten

Die Verbindung MnS (Mangan(II)-sulfid) ist dimorph, das heißt sie tritt in der Natur neben der kubischen Modifikation des Alabandin noch als hexagonal kristallisierender Rambergit auf.

Bildung und Fundorte

Alabandin mit Rhodochrosit und Quarz aus der Uchucchacua Mine, Provinz Oyón, Peru (Größe: 84 mm x 58 mm x 45 mm)

Alabandin bildet sich auf hydrothermalem Wege in Ganglagerstätten (Erzgängen), wobei es oft in Paragenese mit Galenit, Pyrit, Sphalerit, Rhodochrosit, Calcit und anderen zu finden ist.

Insgesamt konnte Alabandin bisher (Stand: 2011) an rund 230 Fundorten nachgewiesen werden.[1] Neben seiner Typlokalität Sacarîmb, wo mit einem Durchmesser von bis zu zwei Zentimetern auch die bisher größten Kristalle gefunden wurden, trat das Mineral in Rumänien noch bei Brad im Kreis Hunedoara und bei Roșia Montană im Kreis Alba auf.

In Deutschland fand sich Alabandin in der Grube Segen Gottes bei Gersdorf in der Gemeinde Striegistal (etwa 20 km NW von Freiberg)[7] und in den Haldenresten des Altbergbaugebietes bei Berggießhübel[8]. Ein weiterer Fundort, die Absetzerhalde bei Ronneburg in Thüringen, existiert nicht mehr.[9]

In der Schweiz konnte Alabandin bisher nur am Wassertunnel des Kraftwerk Amsteg in der zum Kanton Uri gehörenden Gemeinde Silenen UR gefunden werden.

Weitere Fundorte sind die Antarktis, Argentinien, Armenien, Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, China, Finnland, Frankreich, Ghana, Griechenland, Grönland, Indien, Italien, Japan, der Jemen, Kanada, Kirgisistan Mexiko, Namibia, Neuseeland, Norwegen, Peru, Polen, Russland, Schweden, die Slowakei, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Tansania, Tschechien, Usbekistan, das Vereinigte Königreich (Großbritannien) und die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).

Kristallstruktur

Alabandin kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Raumgruppe Fm3m (Raumgruppen-Nr. 225) mit dem Gitterparameter a = 5,22 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Mindat - Alabandite (englisch)
  2. 2,0 2,1  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 90.
  3. Mineralienatlas: Fundortliste für Alabandin
  4. Mindat - Localities for Alabandin
  5. www.mineral.hermuz.hu - A Kárpát-övezetben felfedezett ásványok
  6. Mindat - Sacarîmb (Sãcãrâmb; Szekerembe; Nagyág), Hunedoara Co., Romania (Fundortbeschreibung und Mineralfundliste)
  7. Mineralienatlas:Grube Segen Gottes (Fundortbeschreibung und Mineralliste)
  8. Mineralienatlas:Das Altbergbaugebiet von Berggießhübel im Osterzgebirge (Fundortbeschreibung und Mineralliste)
  9. Mineralienatlas:Absetzerhalde Ronneburg (Fundortbeschreibung und Mineralliste)

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0 (S. 34)
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag 1978, ISBN 3-432-82986-8 (S. 439)

Weblinks

 Commons: Alabandite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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