Lasurit
Lasurit | |
Lasurit in weißem Marmor mit etwas Pyrit aus Ladjuar Medam, Distrikt Sar-e-Sang, Badachschan, Afghanistan (Größe: 7,5 x 5,9 x 3.9 cm) | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
(Na,Ca)8[S2|(AlSiO4)6][1] |
Mineralklasse | Silikate und Germanate 9.FB.10 (8. Auflage: VIII/J.11) nach Strunz 76.02.03.04 nach Dana |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | kubisch-hexakistetraedrisch 43m[2] |
Farbe | Blau, Azurblau, Violettblau bis Grünblau |
Strichfarbe | Blau |
Mohshärte | 5,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,38 bis 2,45 ; berechnet: 2,39 bis 2,42[3] |
Glanz | Glasglanz, matt |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Bruch | uneben, spröde |
Spaltbarkeit | unvollkommen nach {110} |
Habitus | dodekaedrische oder selten kubische Kristalle; körnige, massige, eingewachsene Aggregate |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n = 1,502 bis 1,522[4] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
keine, da isometrisch[4] |
Lasurit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Er kristallisiert überwiegend im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Na,Ca)8[S2|(AlSiO4)6][1]. Bekannt, wenn auch selten, sind allerdings auch orthorhombische bzw. trikline Lasurite (siehe Kristallstruktur).
Lasurit findet sich insbesondere als Bestandteil des Lapislazuli, kommt aber auch in reiner Form als dodekaedrische und seltener kubische Kristalle oder als körnige bis massige und eingewachsene Mineral-Aggregate vor.
Etymologie und Geschichte
Lasurit wurde bei Ladjuar Medam nahe Sar-e-Sang im Bezirk Kuran va Munjan (Provinz Badachschan) in Afghanistan entdeckt und 1890 erstmals wissenschaftlich beschrieben durch Waldemar Christofer Brøgger und H. Bäckström. Sie benannten das Mineral in Anlehnung an seine Farbe nach dem persischen Wort لاژورد / lāžward für Blau bzw. „Himmelsblau“.
Der georgische Prinz Vaxushti Batonishvili (Wakuschti Batonischwili, 1696–1757) beschrieb in seiner Geschichtschronik Das Leben Kartlis ein seit der Frühen Bronzezeit existierendes Bergbaugebiet im Südosten Georgiens südlich der Stadt Bolnissi, wo demnach zu seiner Zeit Eisen, Kupfer und Lasurit verarbeitet wurden.[5]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Lasurit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er zusammen mit Bicchulith, Haüyn, Kamaishilith, Nosean, Sodalith, Tsaregorodtsevit und Tugtupit die eigenständige „Sodalithgruppe“ mit der System-Nr. VIII/J.11 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Lasurit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O“ ein. Diese Abteilung ist zudeem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen in der Formel, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit weiteren Anionen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Bicchulith, Danalith, Genthelvin, Haüyn, Helvin, Kamaishilith, Nosean, Sodalith, Tsaregorodtsevit und Tugtupit die „Sodalith-Danalith-Gruppe“ mit der System-Nr. 9.FB.10 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Lasurit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter“ ein. Hier ist er ebenfalls als Mitglied der „Sodalithgruppe“ mit der System-Nr. 76.02.03 innerhalb der Unterabteilung „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter, Feldspatvertreter und verwandte Arten“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Lasurit bildet sich durch Kontaktmetamorphose in Kalkstein, wo er neben Calcit unter anderem noch mit Diopsid, Forsterit, Haüyn, Humit, Muskovit und Pyrit vergesellschaftet zu finden ist.
Als seltene Mineralbildung konnte Lasurit bisher (Stand: 2011) nur an weniger als 50 Fundorten nachgewiesen werden.[6] Neben seiner Typlokalität Ladjuar Medam trat das Mineral in Afghanistan noch an anderen Stellen in der Provinz Badachschan sowie in der Provinz Panjshir auf.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Chile, Kanada, Italien, Myanmar, Russland, Schweden, Slowakei, Tadschikistan und in verschiedenen Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika.[4]
Kristallstruktur
Lasurit kommt in drei Modifikationen unterschiedlicher Kristallstruktur vor, wobei die kubische Modifikation Lasurit-1C die häufigste Ausbildungsform darstellt und in der Raumgruppe P43n (Raumgruppen-Nr. 218) mit dem Gitterparameter a = 9,10 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle kristallisiert.[1]
Die anderen beiden Polymorphe sind:
- Lasurit-6O: Orthorhombisch in der Raumgruppe Pnna (Raumgruppen-Nr. 52) mit den Gitterparametern a = 9,07 Å; b = 12,83 Å und c = 38,49 Å sowie 6 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
- Lasurit-4A: Triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 1) mit den Gitterparametern a = 9,07 Å; b = 12,90 Å; c = 25,71 Å; α = 90,0°; β = 90,1° und γ = 90,2° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 699.
- ↑ Webmineral - Lazurite (englisch)
- ↑ John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Lazurite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America 2001 (PDF 69,2 kB)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Mindat - Lazurite (englisch)
- ↑ Thomas Stöllner, Irina Gambaschidze, Andreas Hauptmann, Giorgi Mindiašvili, Giorgi Gogočuri, Gero Steffens: Goldbergbau in Südostgeorgien – Neue Forschungen zum frühbronzezeitlichen Bergbau in Georgien. bergbaumuseum.de, S. 5
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Lazurite
Literatur
- W. C. Brögger, H. Bäckström: Die Mineralien der Granatgruppe, in P. Groth (Hrsg.): Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie, Band 18, Leipzig 1891, S. 209-276 (PDF 4,3 MB)
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 786.
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. vollständige überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 125.
- Henri Brasseur: Sur les structures de l'azurite et de la malachite, Brüssel, Hayez, 1933; zugl. Lüttich (Diss.)
Weblinks
- Mineralienatlas:Lasurit und Mineralienatlas:Mineralienportrait/Lasurit (Wiki)
- Database-of-Raman-spectroscopy - Lazurite
- Bildungsserver für Chemie – Uni Bielefeld