Nosean
Nosean | |
Nosean-Einkristall (1mm) mit typischer Kopfform aus Wannenköpfe bei Ochtendung in der Eifel | |
Chemische Formel |
Na8[SO4|(AlSiO4)6] bzw. Na8(Al6Si6)O24(SO4) • H2O |
Mineralklasse | Silicate und Germanate 9.FB.10 (8. Auflage: VIII/J.11) nach Strunz 76.02.03.02 nach Dana |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | kubisch-hexakistetraedrisch $ {\bar {4}}3m $ [1] |
Farbe | farblos, weiß, grau, blau, grün, braun |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 5,5 |
Dichte (g/cm3) | 2,30 bis 2,40 |
Glanz | Glasglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | uneben bis muschelig |
Spaltbarkeit | gut nach {110} |
Habitus | isometrische Kristalle |
Zwillingsbildung | nach {111} |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n = 1,461 bis 1,495 [2] |
Nosean ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na8[SO4|(AlSiO4)6][3] bzw. Na8(Al6Si6)O24(SO4) • H2O[4] und entwickelt meist nur kleine, dodekaedrische Kristalle bis etwa 2 mm Größe oder körnige bis massige Mineral-Aggregate.
Nosean und Haüyn bilden eine lückenlose Mischreihe.
Besondere Eigenschaften
Reiner Nosean ist farblos. Er kann jedoch aufgrund von Gitterbaufehlern, mikrokristalliner Ausbildung oder Verzwillingung und der damit verbundenen hohen Lichtstreuung weiß bis grau erscheinen. Durch Fremdbeimengungen von Kalium und Eisen bzw. teilweisen Ersatz des [SO4]2--Komplexes durch Cl- kann das Mineral auch eine bläuliche, grünliche oder bräunliche Farbe annehmen.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Nosean 1815 am Schellkopf bei Brenk in der rheinland-pfälzischen Eifel und beschrieben durch Martin Heinrich Klaproth, der das Mineral nach dem deutschen Arzt und Autor zahlreicher, mineralogischer Werke Karl Wilhelm Nose (um 1758 - 1835) benannte.
Klassifikation
In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale (9. Auflage) nach Strunz ist der Nosean den Gerüstsilikaten zugeordnet.
Die 8. Auflage unterteilt hier jedoch nicht weiter und stellt nur einige verwandte Minerale in teilweise benannte Gruppen zusammen. Der Nosean ist entsprechend zusammen mit dem Leitmineral Sodalith und den weiteren Mitgliedern Bicchulith, Haüyn, Kamaishilith, Lasurit, Tsaregorodtsevit und Tugtupit in der Sodalithgruppe zu finden. In der 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik wurde die gesamte Mineralklasse und ihre Abteilungen teilweise neu definiert und präziser untergliedert. Der Nosean ist nun aufgrund seiner kristallchemischen Struktur unter den „Gerüstsilikaten (Tektosilikaten) ohne zeolitisches H2O mit weiteren Anionen“ zu finden, wo er zusammen mit Bicchulith, Danalith, Genthelvin, Haüyn, Helvin, Kamaishilith, Lasurit, Sodalith, Tsaregorodtsevit und Tugtupit die unbenannte Gruppe 9.FB.10 bildet.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nosean zwar ebenfalls in die Abteilung der Gerüstsilikate, dort allerdings in die Unterabteilung der „Gerüstsilikate mit Al-Si-Gitter, Feldspatvertreter und verwandte Arten“, wo er zusammen mit Sodalith, Haüyn, Lasurit, Bicchulith, Kamaishilith, Tugtupit und Tsaregorodtsevit in der „Sodalitgruppe“ zu finden ist.
Bildung und Fundorte
Nosean bildet sich in siliciumarmen, alkalischen, Vulkaniten wie dem Phonolith. Dort tritt es unter anderem in Paragenese mit Sanidin, verschiedenen Glimmern, Leucit, Magnetit, Ilmenit, Titanit und Zirkon auf.
Bisher konnte das Mineral an 60 Fundorten (Stand: 2010) nachgewiesen werden. In Deutschland sind dies neben seiner Typlokalität Schellkopf noch viele weitere Fundorte im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz sowie am Horberig (Kaiserstuhl) und am Katzenbuckel in Baden-Württemberg.
Weltweit fand sich Nosean noch in der Antarktis; im Huon Valley Municipality auf Tasmanien (Australien); am Plomb du Cantal und auf dem Plateau du Coiron in Frankreich; Tunu in Grönland; im Los Archipelago von Guinea; in der italienischen Region Latium; am Kamerunberg; am Stradner Kogel in Österreich; bei Centurion im Department Concepción in Paraguay; an mehreren Orten der russischen Halbinsel Kola; bei Älvdalen in Schweden; in der schweizerischen Region Reiat; im tschechischen Isergebirge; am Wolf Rock in der englischen Gemeinde Sennen sowie in mehreren Regionen der Vereinigten Staaten (USA).[5]
Kristallstruktur
Nosean kristallisiert kubisch in der Raumgruppe $ P{\bar {4}}3n $ mit dem Gitterparameter a = 9,08 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Nosean (englisch)
- ↑ Mindat - Nosean (englisch)
- ↑ 3,0 3,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 699.
- ↑ IMA/CNMNC List of Mineral Names - Nosean (englisch, PDF 1,8 MB; S. 206)
- ↑ Mindat - Localities for Nosean
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 786.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 268.
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 109,124,156,157.
Weblinks
- Mineralienatlas:Nosean (Wiki)
- Handbook of Mineralogy - Nosean (englisch, PDF 65,8 kB)