Jamesonit
Jamesonit | |
Jamesonit aus Concepción del Oro, Zacatecas, Mexiko (Größe: 5,0 x 4,8 x 4,7 cm) | |
Andere Namen | |
Chemische Formel |
FePb4Sb6S14[3] |
Mineralklasse | Sulfide und Sulfosalze - Sulfosalze 2.HB.15 (8. Auflage: II/E.22) nach Strunz 03.06.07.01 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch; 2/m[4] |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | P21/a (Raumgruppen-Nr. 14) |
Farbe | bleigrau bis grauschwarz, buntfarbig anlaufend |
Strichfarbe | grauschwarz |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 5,63 ; berechnet: 5,76[5] |
Glanz | Metallglanz, Seidenglanz, matt[2] |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | uneben |
Spaltbarkeit | gut nach {001}[5] |
Habitus | nadelige Kristalle; faserige bis verfilzte Aggregate |
Zwillingsbildung | meist lamellar und parallel (100)[2] |
Weitere Eigenschaften | |
Ähnliche Minerale | Boulangerit, Enargit, Manganit, Stibnit, Zinkenit |
Jamesonit ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung FePb4Sb6S14[3], also einer Verbindung aus Eisen, Blei, Antimon und Schwefel, die aufgrund ihrer Kristallstruktur den Sulfosalzen zugeordnet wird.
Jamesonit ist undurchsichtig und entwickelt meist lange, prismatische bis feinnadelige Kristalle, die parallel der Längsachse (c-Achse) gestreift sind. Diese bilden überwiegend faserig-verfilzte oder radialstrahlige, büschelige Mineral-Aggregate. Frische Proben sind von bleigrauer bis grauschwarzer Farbe und weisen einen metallischem, in faserigen Aggregaten auch seidigen, Glanz auf. Nach einiger Zeit an der Luft läuft das Mineral allerdings oft buntfarbig irisierend an. Als feinster Zundererz kann er auch braun durchscheinend sein.[2]
Etymologie und Geschichte
Seinen bis heute gültigen Namen erhielt Jamesonit 1825 von Wilhelm von Haidinger, der das Mineral nach dem englischen Mineralogen Robert Jameson (1774-1854) benannte.
Bekannt war das Mineral allerdings schon vorher. Bereits in den Aufzeichnungen Johann Gottlob Lehmanns von 1758 wird ein Zundererz (auch Bergzunder und Lumpenerz) aus den Gruben Dorothea und Carolina bei Clausthal erwähnt. Robert Jameson bezeichnete es 1820 als gray antimony und von Friedrich Mohs wird er 1824 als Axotomer Antimonglanz[6]
Als Typlokalität gilt St. Endellion nahe Wadebridge in der englischen Grafschaft Cornwall.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Jamesonit zur Abteilung der „Sulfosalze“, wo er zusammen mit Benavidesit die unbenannte Gruppe II/E.22 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Jamesonit in die neu definierte Abteilung der „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Cu, Ag, Fe, Sn und Pb“ zu finden ist, wo es zusammen mit Benavidesit und Sakharovait die nach ihm benannte „Jamesonit-Gruppe“ mit der System-Nr. 2.HB.15 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Jamesonit in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Benavidesit in der unbenannten Gruppe 03.06.07 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 2,0 < z/y < 2,49 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Feinnadelige Varietäten werden als Federerz bezeichnet. Haidinger wählte 1845 auch die Bezeichnung Plumosit (lateinisch plumosus: mit Flaum bedeckt, fedrig).[1]
Bildung und Fundorte
Jamesonit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge als Nebengemengteil in blei-, eisen- und antimonhaltigen Erz-Gängen. Als Begleitminerale treten neben weiteren Blei-Sulfosalzen unter anderem noch Calcit, Dolomit, Galenit, Pyrit, Quarz, Siderit, Sphalerit, Rhodochrosit, Stibnit, Tetraedrit auf.
Insgesamt konnte Jamesonit bisher (Stand: 2012) an rund 700 Fundorten nachgewiesen werden.[7] Neben seiner Typlokalität St. Endellion trat das Mineral im Vereinigten Königreich noch an vielen weiteren Orten in der Grafschaft Cornwall, an einigen Stellen in der Grafschaft Cumbria sowie bei Tavistock in Devon und Deganwy in Wales auf.
In Deutschland fand sich das Mineral unter anderem an mehreren Orten im Schwarzwald in Baden-Württemberg; im Fichtelgebirge und bei Pfaffenreuth nahe Waldsassen im Oberpfälzer Wald in Bayern; im Harz von Niedersachsen bis Sachsen-Anhalt; bei Mausbach (Stolberg), Altenbrück, Uentrop (Arnsberg) und an mehreren Stellen im Siegerland in Nordrhein-Westfalen; im rheinland-pfälzischen Westerwald; bei Penig und an mehreren Stellen im Erzgebirge in Sachsen sowie an mehreren Stellen im Landkreis Greiz in Thüringen.
In Österreich konnte Jamesonit vor allem in Kärnten (Friesach-Hüttenberg, Villach), Salzburg (Hohe Tauern, Saalfelden) und der Steiermark (Schladminger Tauern) gefunden werden.
In der Schweiz trat das Mineral vor allem in den Kantonen Graubünden und Tessin auf.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Aserbaidschan, Australien, Bolivien, Chile, China, Ecuador, Finnland, Frankreich, Ghana, Griechenland, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Kolumbien, im Kosovo, Luxemburg, Malaysia, Mazedonien, Mexiko, Namibia, Norwegen, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, der Slowakei, Spanien, Südafrika, Tschechien, der Ukraine, Ungarn, Usbekistan und in den Vereinigten Staaten von Amerika.[8]
Kristallstruktur
Jamesonit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 15,57 Å; b = 18,98 Å; c = 4,03 Å und β = 91,8° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Die Kristallstruktur besteht beim Jamesonit aus Ketten kantenverknüpfter PbS7-Polyedern und Fe6-Oktaedern. Beide erstrecken sich parallel der c-Achse und sind über SbS3-Pyramiden verbunden.[3]
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Mohs, Wilhelm von Haidinger: XI. Order. Glance. VII. Antimony-glance. Jamesonite, in: Treatise on Mineralogy, or the Natural History of the Mineral Kingdom, Band 1, Archibald Constable and Co. Edinburgh 1825, S. 451-451 (PDF 234,2 kB)
- Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 301.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 61.
Weblinks
- Mineralienatlas:Jamesonit (Wiki)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 243-244.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Friedrich Klockmann, Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Hrsg.): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978 (Erstausgabe: 1891), ISBN 3-432-82986-8, S. 480.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
- ↑ Webmineral - Jamesonite
- ↑ 5,0 5,1 John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Jamesonite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 62,5 kB)
- ↑ GeoMuseum TU Clausthal - Jamesonit
- ↑ Mindat - Jamesonite
- ↑ Mindat - Localities for Jamesonite