Brochantit
Brochantit | |
Brochantit-Kristallstufe aus Bisbee im Cochise County, Arizona, USA (Größe: 2,3 x 2,0 x 0,8 cm) | |
Chemische Formel |
Cu4[(OH)6|(SO4)] |
Mineralklasse | Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate) 7.BB.25 (8. Auflage: VI/B.01) nach Strunz 30.01.03.01 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin (pseudo-orthorhombisch) |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch $ \ 2/m $ [1] |
Farbe | hellgrün, smaragdgrün, blaugrün, schwarzgrün |
Strichfarbe | blassgrün |
Mohshärte | 3,5 bis 4 |
Dichte (g/cm3) | 3,97 bis 4,09 |
Glanz | Glasglanz, Perlmuttglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | muschelig bis uneben |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {100} |
Habitus | langprismatische, nadelige Kristalle; nierige, körnige bis massige Aggregate |
Zwillingsbildung | allgemein nach {100} |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,728 ; nβ = 1,771 ; nγ = 1,800 [2] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0.072 [2] ; zweiachsig negativ |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 72° [2] |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | löslich in Säuren und Ammoniak |
Brochantit (auch Blanchardit) ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate)“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu4[(OH)6|(SO4)][3] und entwickelt meist langprismatische bis nadelige Kristalle von mehreren Zentimetern Länge, aber auch nierige, körnige bis massige Aggregate oder parallelstrahlige Krusten. Auf den Kristallflächen zeigt sich Glasglanz, Spaltflächen glänzen dagegen perlmuttartig. Die Farbe schwankt zwischen hellgrün, smaragdgrün, blaugrün und schwarzgrün, die Strichfarbe zeigt allerdings immer ein helles Grün.
Besondere Eigenschaften
Brochantit löst sich bereits in sehr verdünnten Säuren. Im Glasrohr erhitzt, gibt Brochantit Schwefeldioxid und Wasser ab, wobei er sich schwarz färbt.
Weiterhin ist Brochantit in wässrigen Ammoniak-Lösungen unter Bildung eines charakteristischen, tiefblauen Tetraaminkupfer(II)-Komplexes löslich. Dieser Vorgang wird vor allem bei der Reinigung von Marmor und Kalkstein ausgenutzt, um die üblicherweise wasserunlöslichen Kupferverbindungen wie z.B. Azurit, Malachit und Brochantit aus dem Stein zu lösen, wobei sich der Fortschritt der Reinigung aufgrund der Umfärbung visuell gut verfolgen lässt.[4]
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Brochantit 1824 in der „Mednorudjanskoje Kupfer-Lagerstätte“ bei Nischni Tagil/Jekaterinburg (Swerdlowsk) in Russland und beschrieben durch Armand Lévy (1795-1841)[5], der das Mineral nach André Brochant de Villiers (1772-1840) benannte.
Klassifikation
In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) gehört der Brochantit zur Abteilung der „Wasserfreien Sulfate mit fremden Anionen“. Die neue Strunz'sche Mineralsystematik unterteilt hier allerdings präziser nach der Größe der beteiligten Kationen und das Mineral steht daher entsprechend in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen“.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Brochantit in die Abteilung der „Wasserfreien Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen und der allgemeinen Zusammensetzung (A B)m(XO4)pZq, dabei ist m:p>2:1“.
Bildung und Fundorte
Brochantit bildet sich als Sekundärmineral vorwiegend unter ariden Klimabedingungen in der Oxidationszone von Kupfererzlagerstätten. Begleitminerale sind vor allem Antlerit und Malachit, mit denen er oft verwechselt wird, aber auch Atacamit, Azurit, Calcit, Caledonit, Cerussit, Chrysokoll, Cuprit, Cyanotrichit, Linarit und Tenorit.
Nachgewiesen werden konnte das Mineral bisher (Stand: 2009) an über 1100 Fundorten, so unter anderem in einigen Regionen von Argentinien; vielen Regionen von Australien; Lüttich, Limburg, Luxemburg und Namur in Belgien; Cochabamba, La Paz und Potosí in Bolivien; Bulgarien; einigen Regionen Chiles; China; vielen Regionen von Deutschland und Frankreich; Griechenland; vielen Regionen von Großbritannien; Irland; Italien; Japan; mehreren Regionen von Kanada; Marokko; einigen Regionen von Mexiko; Namibia; einigen Regionen von Norwegen; Kärnten, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg in Österreich; mehreren Regionen von Peru; Polen; Portugal; einigen Regionen von Russland und der Slowakei; Spanien; Südafrika; Böhmen und Mähren in Tschechien; Ungarn; sowie in vielen Regionen der USA. [6]
Kristallstruktur
Brochantit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a mit den Gitterparametern a = 13,140 Å; b = 9,863 Å; c = 6,024 Å und β = 103,16°[7] sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle[1].
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Webmineral - Brochantite (englisch)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Mindat - Brochantite (englisch)
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
- ↑ FEAD GmbH - Entfernung von färbenden Kupferverbindungen aus Marmor oder Kalkstein
- ↑ Curtis P. Schuh: Annotated Bio-Bibliography of Mineralogy and Crystallography 1469-1919 - Lévy, Armand (englisch)
- ↑ Mindat - Localities for Brochantite
- ↑ American Mineralogist Crystal Structure Database - Brochantite (englisch, 2003)
Literatur
- A. Lévy: On a new mineral substance, in: The Annals of Philosophy, Band 8, Oktober 1824, S. 241-245 (englisch, PDF 345,3 kB)
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 139.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 601.
Weblinks
- Mineralienatlas:Brochantit
- Handbook of Mineralogy - Brochantite (Mineraldatenblatt, englisch, PDF 65,5 kB)