W-Boson

Erweiterte Suche

W-Boson

Klassifikation
Elementarteilchen
Boson
Eichboson
Eigenschaften [1]
Ladung ±1 e
(±1.602 · 10−19 C)
Masse 80 385 ± 15[2] MeV/c2
Spin 1
mittlere Lebensdauer 3 · 10−25 s
Zerfallsbreite 2 085 ± 42 MeV
Wechselwirkung schwach
elektromagnetisch
Gravitation

Das W-Boson ist ein Eichboson und damit ein Elementarteilchen. Es vermittelt ebenso wie das mit ihm verwandte Z-Boson die schwache Wechselwirkung, eine der fundamentalen Grundkräfte der Physik. Während das Z-Boson elektrisch neutral ist, trägt das W-Boson eine elektrische Ladung, man unterscheidet daher $ W^{+} $ und $ W^{-} $. Das W-Boson ist verantwortlich für die sogenannten geladenen Ströme der schwachen Wechselwirkung.

Eigenschaften

Da das W-Boson mit seiner rund 80-fachen Protonenmasse recht schwer und mit einer Lebensdauer von 3 · 10−25 s sehr kurzlebig ist, ist seine Reichweite und damit auch die Reichweite der schwachen Wechselwirkung sehr kurz (zirka 10−18 m, etwa der Durchmesser eines Protons). Zu vielen Prozessen trägt es nur als virtuelles Teilchen bei. Dadurch kann es auch in Prozessen auftreten, die nicht die nötige Energie für die Erzeugung eines realen W-Bosons haben.

Als reales Teilchen kann das W-Boson an Teilchenbeschleunigern erzeugt werden, z. B. über die Reaktion e+ e → W+ W. Die so erzeugten W-Bosonen sind äußerst kurzlebige Teilchen (Zerfallsbreite 2,085 ± 0,042 GeV, dies entspricht einer Lebensdauer von 3 · 10−25 s), die zu etwa 33 % in Leptonen und zu 67 % Hadronen zerfallen und über diese Zerfallsprodukte nachgewiesen werden. Experimentell nachgewiesen wurde das W-Boson zuerst im Januar 1983 durch UA1 und UA2 am CERN.

Vermittlung der Wechselwirkung

W-Bosonen können die schwache Wechselwirkung sowohl zwischen Leptonen als auch zwischen Quarks vermitteln. Dabei wird jeweils die Art der wechselwirkenden Teilchen verändert (elektrische Ladung und schwacher Isospin).

Beispielsweise kann sich das Elektron (ein negativ geladenes Lepton) durch Emission eines W--Bosons in das zugehörige, elektrisch neutrale Elektron-Neutrino umwandeln.

Bei den Quarks vermitteln die W-Bosonen die Umwandlung verschiedener Flavours ineinander. Ein solcher Prozess findet beispielsweise beim radioaktiven Beta-Zerfall statt, bei dem in einem Neutron des Atomkerns ein Down-Quark (Ladung $ -1/3\,e $) in ein Up-Quark (Ladung $ +2/3\,e $) umgewandelt wird. Dadurch wird das Neutron zu einem Proton und die Kernladungszahl nimmt um eins zu. Das bei diesem Prozess abgestrahlte W-Boson ist – in Übereinstimmung mit der Ladungserhaltung – einfach negativ geladen ($ -1\,e $), also ein W-Boson.

Da es sich beim W-Boson in diesem Fall um ein virtuelles Teilchen handelt, kann es selbst nicht beobachtet werden, sondern nur seine Zerfallsprodukte, ein Elektron und ein Anti-Elektronneutrino. Während von Neutrinos nur Bruchteile mit großen Aufwand detektierbar sind, machen sich die Elektronen als ionisierende $ \beta $-Strahlung bemerkbar.

Die schwache Wechselwirkung wird auch vom Z-Boson vermittelt, das jedoch nicht elektrisch geladen ist. Da Flavour Changing Neutral Currents (kurz FCNC) im Standardmodell der Teilchenphysik nicht als elementare Wechselwirkung existieren, könnte das Z-Boson selbst dann nicht zur Umwandlung von Quarks beitragen, wenn damit keine Ladungsänderung verbunden wäre.

Literatur

  • Bogdan Povh, K. Rith, C. Scholz, F. Zetsche: Teilchen und Kerne: Eine Einführung in die physikalischen Konzepte. 6. Auflage. Springer-Verlag, 2004. ISBN 3-540-21065-2.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: W-Boson – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Die Angaben über die Teilcheneigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, entnommen aus: K. Nakamura et al. (Particle Data Group): Review of Particle Physics. In: Journal of Physics G 37 (2010) 075021 (online).
  2. Pro Physik, abgerufen 31. März 2012

News mit dem Thema W-Boson

Die cosmos-indirekt.de:News der letzten Tage

29.05.2023
Elektrodynamik | Festkörperphysik | Quantenoptik
Informationen schneller fließen lassen – mit Licht statt Strom
Entweder 1 oder 0: Entweder es fließt Strom oder eben nicht, in der Elektronik wird bisher alles über das Binärsystem gesteuert.
25.05.2023
Kometen und Asteroiden | Biophysik
Meteoritisches Eisen: Starthilfe bei der Entstehung des Lebens auf der Erde?
Forscher haben ein neues Szenario für die Entstehung der ersten Bausteine des Lebens auf der Erde vor rund 4 Milliarden Jahren vorgeschlagen.
24.05.2023
Festkörperphysik | Astrophysik
Das Verhalten von Sternmaterie unter extremem Druck
Einem internationalen Team von Forscher*innen ist es in Laborexperimenten gelungen, Materie unter solch extremen Bedingungen zu untersuchen, wie sie sonst nur im Inneren von Sternen oder Riesenplaneten vorkommt.
23.05.2023
Quantenphysik | Quantencomputer
Turbo für das Quanteninternet
Vor einem Vierteljahrhundert machten Innsbrucker Physiker den ersten Vorschlag, wie Quanteninformation mit Hilfe von Quantenrepeatern über große Distanzen übertragen werden kann, und legten damit den Grundstein für den Aufbau eines weltweiten Quanteninformationsnetzes.
18.05.2023
Teilchenphysik | Quantencomputer
Quantenschaltkreise mit Licht verbinden
Die Anzahl von Qubits in supraleitenden Quantencomputern ist in den letzten Jahren rasch gestiegen, ein weiteres Wachstum ist aber durch die notwendige extrem kalte Betriebstemperatur begrenzt.
17.05.2023
Relativitätstheorie | Quantenphysik
Gekrümmte Raumzeit im Quanten-Simulator
Mit neuen Techniken kann man Fragen beantworten, die bisher experimentell nicht zugänglich waren – darunter auch Fragen nach dem Zusammenhang von Quanten und Relativitätstheorie.
16.05.2023
Sonnensysteme | Planeten | Geophysik
Die Kruste des Mars ist richtig dick
Dank eines starken Bebens auf dem Mars konnten Forschende der ETH Zürich die globale Dicke der Kruste des Planeten bestimmen.
11.05.2023
Sterne | Teleskope
Einblicke in riesige, verborgene Kinderstuben von Sternen
Mit dem Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy (VISTA) der ESO haben Astronomen einen riesigen Infrarot-Atlas von fünf nahe gelegenen Sternentstehungsgebieten geschaffen.
10.05.2023
Festkörperphysik | Quantenphysik | Quantencomputer
Verschränkte Quantenschaltkreise
ETH-Forschenden gelang der Nachweis, dass weit entfernte, quantenmechanische Objekte viel stärker miteinander korreliert sein können als dies bei klassischen Systemen möglich ist.
10.05.2023
Exoplaneten | Geophysik
Widerspenstiger Exoplanet lüftet seinen Schleier (ein bisschen)
Einem internationalen Forschungsteam, an dem das Max-Planck-Institut für Astronomie beteiligt ist, ist es nach fast 15 Jahren vergeblicher Anstrengungen gelungen, einige Eigenschaften der Atmosphäre des Exoplaneten GJ 1214 b zu ermitteln.
10.05.2023
Atomphysik
Forschende beschreiben flüssigen Quasikristall mit zwölf Ecken
Einen ungewöhnlichen Quasikristall hat ein Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Sheffield und der Jiaotong-Universität Xi'an gefunden.
08.05.2023
Quantenphysik
Künstliche Intelligenz lernt Quantenteilchen zu kontrollieren
In der Quantenforschung braucht man maßgeschneiderte elektromagnetische Felder, um Teilchen präzise zu kontrollieren - An der TU Wien zeigte man: maschinelles Lernen lässt sich dafür hervorragend nutzen.
06.05.2023
Teilchenphysik | Kernphysik
Elektronen-Rekollision in Echtzeit auf einen Schlag verfolgt
Eine neue Methode erlaubt, die Bewegung eines Elektrons in einem starken Infrarot-Laserfeld in Echtzeit zu verfolgen, und wurde am MPI-PKS in Kooperation zur Bestätigung theoretischer Quantendynamik angewandt.
05.05.2023
Satelliten und Sonden | Quantenoptik
GALACTIC: Alexandrit-Laserkristalle aus Europa für Anwendungen im Weltraum
Alexandrit-Laserkristalle eignen sich gut für den Einsatz in Satelliten zur Erdbeobachtung.
04.05.2023
Festkörperphysik | Quantenphysik
Nanophysik: Wo die Löcher im Flickenteppich herkommen
Patchwork mit Anwendungspotenzial: Setzt man extrem dünne Halbleiternanoschichten aus Flächen zusammen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen, so finden sich darin Quasiteilchen mit vielversprechenden Eigenschaften für eine technische Nutzung.
03.05.2023
Sterne | Teleskope
Astronomen finden weit entfernte Gaswolken mit Resten der ersten Sterne
Durch den Einsatz des Very Large Telescope (VLT) der ESO haben Forscher zum ersten Mal die Fingerabdrücke gefunden, die die Explosion der ersten Sterne im Universum hinterlassen hat.