Sternbergit
Sternbergit | |
Sternbergit und Pyargyrit aus Jáchymov, Tschechien | |
Chemische Formel |
AgFe2S3 |
Mineralklasse | Sulfide und Sulfosalze 2.CB.65 (8. Auflage: II/C.14) nach Strunz 02.09.12.01 nach Dana |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | Ccmb (Raumgruppen-Nr. 64) |
Farbe | hellbraun |
Strichfarbe | schwarz |
Mohshärte | 1-1,5 |
Dichte (g/cm3) | 4,101–4,215 |
Glanz | metallisch |
Transparenz | opak |
Bruch | |
Spaltbarkeit | {001} vollkommen |
Habitus | pseudohexagonale Kristalle |
Zwillingsbildung | lamellar entlang {130} |
Sternbergit oder Argyropyrrhotit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung AgFe2S3 und bildet pseudohexagonale, bis zu 0,6 cm große tafelige Kristalle von tombakbrauner Farbe, die häufig Rosetten oder Aggregate bilden.
Etymologie und Geschichte
Das Mineral wurde erstmals 1827 von Wilhelm Ritter von Haidinger beschrieben, der bereits ein Jahr zuvor zwei Proben eines Minerals erhielt, die sich keiner bereits bekannten Spezies zuordnen ließen. Eines stammte aus der von Franz Xaver Zippe verwalteten mineralogischen Sammlung des Nationalmuseums (von Prag, ehemals Vaterländisches Museum des böhmischen Reiches), in der später noch mehr Stücke des neuen Minerals entdeckt wurden. Auf dem Etikett der zweiten Probe stand lediglich, dass es ein „tombackbraunes, problematisches Fossil“ sei und in „sechseitigen Tafeln krystallisiert“. Allerdings war bekannt, dass das Material aus Sankt Joachimsthal (heute Jáchymov) im tschechischen Teil des Erzgebirges stammte.[1]
Haidinger schlug gemeinsam mit Neumann und Zippe die Bezeichnung Sternbergit für das neue Mineral vor, zu Ehren des Gründers des Nationalmuseums, Graf Kaspar Maria von Sternberg.[1]
Klassifikation
In der Systematik der Minerale nach Strunz wird Cubanit zu den Metallsulfiden mit einem Verhältnis von Metall zu Schwefel, Selen oder Tellur von 1:1 gezählt. Nach der 8. Auflage bildet dabei zusammen mit Argentopyrit, Enargit, Cubanit und Stibioenargit eine Gruppe. In der 9. Auflage bildet es mit Argentopyrit eine Untergruppe der Sulfide mit Zink, Eisen, Kupfer oder Silber.
In der Systematik nach Dana bildet es mit Picotpaulit eine Untergruppe der Sulfide, Selenide und Telluride mit der Zusammensetzung Am Bn Xp, mit (m+n):p=1:1.[2]
Modifikationen und Varietäten
Sternbergit ist dimorph zu Argentopyrit. Die beiden Minerale sind ihrer Zusammensetzung und unterscheiden sich lediglich in ihrer kristallographischen Raumgruppe und den Gitterparametern.
Bildung und Fundorte
Sternbergit bildet sich hydrothermal zusammen mit anderen silberhaltigen Sulfosalzen sowie in sulfidischen Cobalt-Nickel-Silber-Ansammlungen. Es ist vergesellschaftet mit Stephanit, Akanthit, Proustit, Pyrargyrit, Argentopyrit, Xanthoconit, Pyrit, Galenit, Sphalerit, Dolomit, Calcit und Quarz.
Es sind bislang (Stand Dezember 2010) 51 Fundorte von Sternbergit bekannt. Neben seiner Typlokalität fand man das Mineral unter anderem in Beaverdell und Itchen Lake in Kanada, Hulun Buir und Wannian in China, Châteauneuf-du-Faou und La-Croix-aux-Mines in Frankreich, Wieden, Waidhaus, Nieder-Beerbach, Sankt Andreasberg, Meschede und mehreren Orten des Erzgebirges in Deutschland, Márianosztra in Ungarn, Aomori, Suzuyama und Miyazaki in Japan, Pachuca de Soto und Temascaltepec in Mexiko, Djebel Sarhro und Djebel Siroua in Marokko, Kongsberg und Hemnes in Norwegen, Celendin in Peru, Chiuzbaia in Rumänien, die Regionen Primorje und Kamtschatka in Russland, Hiendelaencina in Spanien, Boliden und Hällefors in Schweden sowie den US-Bundesstaaten Arizona, Kalifornien, Colorado, Nevada und New Mexico.[3]
Kristallstruktur
Sternbergit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Ccmb (Raumgruppen-Nr. 64) mit den Gitterparametern a = 6,615 Å, b = 11,639 Å und c = 12,693 Å sowie acht Formeleinheiten pro Elementarzelle.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Wilhelm Haidinger: Ueber den Sternbergit, eine neue Mineralspecies (Auszug aus dem Edinb. Journ. of Science T. VII. 242). In: J. C. Poggendorff (Hrsg.): Annalen der Physik und Chemie. 11, Verlag von Joh. Ambrosius Poggendorff, Leiptzig 1827, S. 483-486 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
- ↑ New Dana Classification of Sulfide Minerals
- ↑ Sternbergit bei mindat.org
Literatur
- Sternbergit in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 1990, 1, 101 (pdf).
Weblinks
- Mineralienatlas:Sternbergit (Wiki)
- Sternbergit bei mindat.org (englisch)