Argentopyrit
Argentopyrit | |
Argentopyrit aus Schneeberg im sächsischen Erzgebirge (Sichtfeld: 2 mm) | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
AgFe2S3 |
Mineralklasse | Sulfide und Sulfosalze 2.CB.65 (8. Auflage: II/C.14) nach Strunz 02.09.13.02 nach Dana |
Kristallsystem | orthorhombisch (pseudohexagonal) |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | orthorhombisch-dipyramidal 2/m 2/m 2/m[1] |
Farbe | Grauweiß, buntfarbig anlaufend |
Strichfarbe | Grau |
Mohshärte | 3,5 bis 4 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,25 ; berechnet: 4,27[2] |
Glanz | Metallglanz |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | uneben; spröde |
Spaltbarkeit | keine |
Habitus | tafelige, pseudohexagonale Kristalle; körnige Aggregate |
Zwillingsbildung | parallel [001] |
Argentopyrit (auch Silberkies[3]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung AgFe2S3[4], ist also chemisch gesehen ein Silber-Eisen-Sulfid.
Argentopyrit ist in jeder Form undurchsichtig und entwickelt meist dicktafelige, pseudohexagonale Kristalle, aber auch körnige Mineral-Aggregate von zunächst grauweißer Farbe und metallischem Glanz. An der Luft läuft das Mineral mit der Zeit buntfarbig-irisierend an. Auf der Strichtafel hinterlässt Argentopyrit einen grauen Strich.
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Argentopyrit bei Jáchymov (Sankt Joachimsthal) in Tschechien und beschrieben 1866 durch Wolfgang Sartorius von Waltershausen (1809-1876), der das Mineral nach seinem Silbergehalt (lateinisch: Argentum) und seiner Ähnlichkeit mit Pyrit benannte.
Typmaterial des Minerals befindet sich unter anderem im Royal Ontario Museum in Toronto, Kanada (Register-Nr.: M13001) und in der Geowissenschaftlichen Sammlungen des „Geowissenschaftlichen Zentrums der Universität Göttingen (GZG)“ (Register-Nr.: GZG.MIN.2.3.75.4/UG023-025)[5].
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehört der Argentopyrit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel (Selen, Tellur) = 1 : 1“, wo er zusammen mit Cubanit, Enargit, Sternbergit und Stibioenargit die unbenannte Gruppe II/C.14 bildet.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Argentopyrit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der in der Verbindung enthaltenen Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zink (Zn), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Silber (Ag) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Sternbergit Mitglied die unbenannte Gruppe 02.CB.65 bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Argentopyrit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“. Hier ist er zusammen mit Cubanit und Isocubanit in der „Cubanitgruppe“ mit der System-Nr. 02.09.13 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfide - einschließlich Selenide und Telluride - mit der allgemeinen Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:1“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung ist dimorph und kommt in der Natur neben dem orthorhombisch kristallisierenden Argentopyrit noch als ebenfalls orthorhombisch, allerdings in anderer Raumgruppe kristallisierender Sternbergit vor.
Bildung und Fundorte
Argentopyrit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge in silberhaltigen Erz-Gängen. Dort tritt es in Paragenese vor allem mit gediegen Silber und Sternbergit, aber auch mit Sulfidmineralen wie unter anderem Proustit, Pyrargyrit, Pyrit, Pyrostilpnit, Stephanit, Xanthokon, Nickel-Skutterudit sowie mit Calcit, Dolomit und Quarz auf.
Neben seiner Typlokalität Jáchymov wurde Argentopyrit in Tschechien noch bei Měděnec (Kupferberg) gefunden. Weltweit konnte Argentopyrit bisher (Stand: 2010) an rund 40 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem bei Broken Hill und in der „George Fisher Mine“ bei Mount Isa in Australien; bei Colquechaca im bolivianischen Departamento Potosí; in mehreren Regionen von Deutschland und Frankreich; Griechenland; Italien; auf Honshū in Japan; in der „Silvana Mine“ bei Sandon in der kanadischen Provinz British Columbia; Kasachstan; Marokko; Norwegen; bei Hüttenberg (Kärnten) in Österreich; Rumänien; der Schweiz; Slowakei; in der „Tynebottom Mine“ im englischen Distrikt Tynedale sowie in der „Black Creek Mine“ (Alaska) und im „Slate Creek District“ (Idaho) in den USA.[6]
Kristallstruktur
Argentopyrit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pmmn mit den Gitterparametern a = 6,64 Å; b = 11,47 Å und c = 6,45 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Argentopyrite (englisch)
- ↑ John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Argentopyrite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 62,4 kB)
- ↑ W. Sartorius von Waltershausen: Einige nachträgliche Bemerkungen über den Silberkies. In: Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-Augusts-Universität (1866) (PDF 140,4 kB; S. 2)
- ↑ 4,0 4,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 83.
- ↑ Typmineral-Katalog Deutschland - Argentopyrit, geführt von der Universität Hamburg
- ↑ Mindat - Localities for Argentopyrite
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 32.
Weblinks
- Mineralienatlas:Argentopyrit (Wiki)