Ramdohrit
Ramdohrit | |
Chemische Formel |
Pb12Ag6Sb22S48 [1] |
Mineralklasse | Sulfide und Sulfosalze 2.JB.40 (8. Auflage: II/E.23) nach Strunz 03.04.15.06 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch $ \ 2/m $ [2] |
Farbe | Grauschwarz mit bläulichem Schimmer; in polierten Sektionen weiß |
Strichfarbe | Grauschwarz |
Mohshärte | 2 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 5,43 ; berechnet: 5,64 [3] |
Glanz | Metallglanz |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | uneben, spröde |
Spaltbarkeit | |
Habitus | langprismatische, lanzettförmige Kristalle |
Zwillingsbildung | lamellare und Durchkreuzungszwillinge |
Ramdohrit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb12Ag6Sb22S48[1] und entwickelt meist langprismatische, lanzettförmige Kristalle sowie lamellare und Durchkreuzungszwillinge von bläulichgrauer bis grauschwarzer Farbe bei grauschwarzer Strichfarbe. Auf den Flächen der undurchsichtigen Kristalle zeigt sich Metallglanz und auf frisch polierten Flächen ein weißer Schimmer.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Ramdohrit in der „Chocaya Mine“ im bolivianischen Departamento Potosí und beschrieben 1930 durch Friedrich Ahlfeld, der das Mineral zu Ehren von Paul Ramdohr (1890-1985) und dessen Verdienste um die Erforschung der opaken Minerale, insbesondere der Erze, benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Ramdohrit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Sulfosalze“, wo er zusammen mit Andorit, Fizélyit, Roshchinit und Uchucchacuait eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Ramdohrit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Sulfosalze mit PbS als Vorbild“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur bzw. dem dominierenden Kation in der Verbindung, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Galenit-Derivate mit Blei (Pb)“ zu finden ist, wo es zusammen mit Andorit IV, Andorit VI, Aschamalmit, Eskimoit, Fizélyit, Gustavit, Heyrovskýit, Lillianit, Ourayit, Roshchinit, Schirmerit, Treasurit, Uchucchacuait, Vikingit und Xilingolit die „Lillianitgruppe“ mit der System-Nr. 2.JB.40 bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ramdohrit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er ebenfalls Mitglied der „Lillianitgruppe (Orthorhombisch, mit der Zusammensetzung AmBnS6 mit A=Pb, Ag, Mn und B=Sb, Bi)“ mit der System-Nr. 03.04.15 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der allgemeinen Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“.
Bildung und Fundorte
Ramdohrit bildet sich in hydrothermal gebildeten Adern in feinkörnigem Quarz. Begleitminerale sind neben dem Quarz unter anderem noch Andorit, Jamesonit, Pyrit, Sphalerit und Stannit.
Weltweit konnte Ramdohrit bisher (Stand: 2010) an rund 30 Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität „Chocaya Mine“ trat das Mineral in Bolivien noch in der benachbarten „Animas Mine“, der „Siete Suyos Mine“ sowie bei Portugalete und Tatasi in der Provinz Sur Chichas. Außerdem konnte auch in der „Tornohuaico Mine“ (Municipio Porco, ebenfalls Potosí) und der „San José Mine“ bei Oruro in der Provinz Antonio Quijarro Ramdohrit gefunden werden.
Weitere Fundorte sind die „Pirquitas“-Lagerstätte bei Abra Pampa im argentinischen Departamento Rinconada; die chinesischen Regionen Wuming (Nanning) und Wannian; die „Metsämonttu Mine“ in der finnischen Gemeinde Kisko; Charbes (Kanton Villé), die „Marsanges Mine“ (Kanton Langeac) und Bazoges-en-Paillers (Kanton Les Herbiers) in Frankreich; Agios Konstantinos in der griechischen Gemeinde Lavrio; die japanische Halbinsel Shakotan; die „Guitarra Mine“ bei Temascaltepec in Mexiko; Mofjellet in der norwegischen Kommune Rana (Nordland); die „Herja Mine“ in der rumänischen Gemeinde Băița (Hunedoara) (ungarisch: Kisbánya); Ust-Nera in der ostsibirischen Republik Sacha (Jakutien) in Russland; Herichová bei Chyžné (Okres Revúca) und Zlatá Baňa (Okres Prešov) in der Slowakei und in den US-amerikanischen Regionen Inyo County („Round Valley Mine“, Kalifornien), Menominee County (Michigan) und King County (Washington).[4]
Kristallstruktur
Ramdohrit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/n mit den Gitterparametern a = 13,08 Å; b = 19,24 Å; c = 8,73 Å und β = 90,3° sowie eine Formeleinheit pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 142.
- ↑ Webmineral - Ramdohrite (englisch)
- ↑ Handbook of Mineralogy - Ramdohrite (englisch, PDF 54,8 kB)
- ↑ Mindat - Ramdohrite (englisch)
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 477.
Weblinks
- Mineralienatlas:Ramdohrit (Wiki)
- Friedrich Ahlfeld: Ramdohrit, ein neues Mineral aus Bolivien, Mineralogisches Institut Marburg, 2. Mai 1930