Multiplizität
Als (Spin-)Multiplizität wird in der Quantenmechanik die Größe
Dabei ist
Spinquantenzahl |
magn. QZ des Spins |
Multiplizität |
Bezeichnung | Typ |
---|---|---|---|---|
0 | 0 | 1 | Singulett | Skalarboson |
1/2 | -1/2, +1/2 | 2 | Dublett | Fermion |
1 | -1, 0, +1 | 3 | Triplett | Vektorboson |
3/2 | -3/2, -1/2, +1/2, +3/2 | 4 | Quartett | Fermion |
2 | -2, -1, 0, +1, +2 | 5 | Quintett | Tensorboson |
Multiplizität von Atomen und Molekülen
Bei Systemen aus mehreren Elektronen und/oder Atomkernen wird zwischen der Spin-Multiplizität der Elektronen und der Spin-Multiplizität der Atomkerne unterschieden.
Multiplizität des Elektronenspins
Einelektronen-Systeme
Bildlich stellt man sich unter dem Spin eines Elektrons oft den Eigendrehimpuls vor, der durch die „Rotation“ eines Elektrons um die eigene Achse entsteht. Dies ist jedoch nur eine Vorstellung, die physikalisch unhaltbar ist. In diesem Bild ist der Spin-Bewegung die Quantenzahl
- Beispiel: ein einzelnes Wasserstoff-Atom H• (formal könnte es auch als Beispiel für ein Radikal mit null gepaarten Elektronen in der Tabelle unten stehen)
Mehrelektronen-Systeme
Bei Atomen (bzw. Ionen) mit mehreren Elektronen und bei Molekülen muss zunächst die Gesamtspin-Quantenzahl
wobei
System | Beispiel | Elektronen im Grundzustand | Gesamtspin-Quantenzahl |
Multiplizität |
Grundzustand | |
---|---|---|---|---|---|---|
gepaart | ungepaart | |||||
die meisten Moleküle | Wasserstoff-Molekül H-H | alle (hier 1x2) |
0 | 0/2 = 0 | 2x0+1 = 1 | Singulett |
Radikale | Stickstoffmonoxid •N=O bzw. N-O• | hier 5x2 | 1 | 1/2 | 2x(1/2)+1 = 2 | Dublett |
Biradikale | Sauerstoff-Molekül •O-O• | hier 5x2 | 2 | 2/2 = 1 | 2x1+1 = 3 | Triplett |
Metallionen, vor allem der Nebengruppe, und Komplexe |
…x2 | Triplett, Quartett, … |
Bedeutung: Auswahlregeln, Interkombinationsverbot
Der Zahlenwert der Multiplizität wird in den Termsymbolen links hochgestellt angegeben, die häufig zur Kennzeichnung der Quantenzustände von Atomen und Molekülen verwendet werden.
- Beispiel: Für Wasserstoffatome (H) im Grundzustand ist das Termsymbol 2S1/2 (Multiplizität 2).
Die Multiplizität spielt eine wichtige Rolle für die Auswahlregeln in der Spektroskopie. So erfolgen elektrische Dipolübergänge besonders gut, wenn die Multiplizität erhalten bleibt (erlaubter Übergang, z. B. Fluoreszenz aus dem ersten angeregten Singulett-Zustand in den Singulett-Grundzustand).
Dagegen sind Prozesse, bei denen sich die Multiplizität ändert (Interkombination), verboten (Interkombinationsverbot), d. h. sie finden meist nur in geringem Ausmaß bzw. „langsam“ (d.h. statistisch selten) statt, z. B. Phosphoreszenz (Übergang aus dem tiefsten angeregten Triplett-Zustand in den Singulett-Grundzustand).
Multiplizität des Kernspins
Der Gesamtspin