Marialith
Marialith | |
Ein 2,3 cm langer, gelblicher Marialithkristall aus der Marmorlagerstätte Morogoro, Uluguru-Gebirge, Tansania | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
Na4[Cl|Al3Si9O24][2] |
Mineralklasse | Silikate und Germanate 9.FB.15 (8. Auflage: VIII/J.13) nach Strunz 76.03.01.01 nach Dana |
Kristallsystem | tetragonal |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | tetragonal-dipyramidal 4/m[3] |
Farbe | Farblos, Weiß, Grau, Rosa bis Violett, Blau, Gelb, Braun, Orangebraun |
Strichfarbe | Weiß |
Mohshärte | 5,5 bis 6[4] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,.50 bis 2,62 ; berechnet: [2,54][4] |
Glanz | Glasglanz, Perlglanz |
Transparenz | durchsichtig bis undurchsichtig |
Bruch | uneben bis muschelig |
Spaltbarkeit | deutlich nach {100}, {110}[4] |
Habitus | prismatische Kristalle; säulige, körnige bis massige Aggregate |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nω = 1,539 bis 1,550 nε = 1,532 bis 1,541[5] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,007 bis 0,009[5] ; einachsig negativ |
Weitere Eigenschaften | |
Besondere Kennzeichen | Fluoreszenz |
Marialith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Na4[Cl|Al3Si9O24][2], ist also chemisch gesehen ein Natrium-Gerüstalumosilikat mit Chlor als zusätzlichem Anion.
Marialith entwickelt meist prismatische Kristalle mit flachen, pyramidalen Enden mit glasglänzenden Oberflächen, aber auch säulige oder körnige bis massige Mineral-Aggregate. In reiner Form ist das Mineral farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder multikristalliner Ausbildung kann es allerdings auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine graue, rosa bis violette, blaue, gelbe, braune oder orangebraune Farbe annehmen. Seine Strichfarbe ist allerdings immer Weiß.
Besondere Eigenschaften
Unter UV-Licht zeigen manche Marialithe eine orange bis hellgelbe oder rote Fluoreszenz.[4]
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Marialith bei Pianura in den Phlegräischen Feldern in der italienischen Provinz Neapel.
Ursprünglich war der Name Marialith von Ryllo für einen weißen Berzellin von Albano vergeben worden. Gerhard vom Rath konnte jedoch 1866 nachweisen, dass Berzelin mit dem bereits bekannten Haüyn identisch war. Berzelin als eigenständiges Mineral musste also gestrichen werden und entsprechend verlor auch die Varietätsbezeichnung Marialith ihre Bedeutung.[6]
Vom Rath schlug den freigewordenen Namen Marialith als Bezeichnung für ein bei Pianura neu entdecktes Mineral, das er selbst aufgrund seiner Ähnlichkeit zum Mizzonit vorläufig als Mizzonit von Pianura bezeichnete.[1]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Marialith zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er zusammen mit Kalborsit, Mejonit, Sarkolith und Silvialith eigenständige „Skapolith-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/J.13 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Marialith ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „[[]]erüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit weiteren Anionen“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Mejonit und Silvialith die „Skapolithgruppe“ mit der System-Nr. 9.FB.15 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Marialith in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter“ ein. Hier ist er zusammen mit Mejonit und Silvialith in der „Skapolithgruppe“ mit der System-Nr. 76.03.01 innerhalb der Unterabteilung „76.03 Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter mit anderen Be/Al/Si-Gittern“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Marialith bildet sich in durch Regionalmetamorphose umgeformten Gesteinen wie Marmor, kalkhaltigen Gneisen, Granuliten und Grünschiefer. Ebenso ist er in einigen Skarnen und Pegmatiten sowie in pneumatolytisch oder hydrothermal umgewandelten Eruptivgesteinen zu finden. Begleitminerale sind unter anderem verschiedene Plagioklase, Granate, Pyroxene, Amphibole, Apatite sowie Titanit und Zirkon.
Als seltene Mineralbildung konnte Marialith bisher (Stand: 2011) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden. Als bekannt gelten rund 95 Fundorte.[7] Neben seiner Typlokalität Pianura trat das Mineral noch bei Soccavo in den Phlegräischen Feldern, bei Ercolano und Sant’Anastasia nahe dem Monte Somma, auf Procida und bei Lavorate (Salerno) in Kampanien; bei Val di Fà im Valcamonica in der Lombardei und in der „Cape Arco Mine“ bei Porto Azzurro auf Elba auf.
In Österreich fand man das Mineral bei einem Spodumen-Versuchsabbau am Brandrücken in Kärnten (siehe auch Bergbau in Kärnten).
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Brasilien, Chile, China, Frankreich, Japan, Kanada, Nepal, Norwegen, Russland, Schweden, Spanien, Südafrika, Tansania, Tschechien, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten (USA).[5]
Kristallstruktur
Marialith kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I4/m (Raumgruppen-Nr. 87) mit den Gitterparametern a = 12,05 Å und c = 7,57 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Klockmann, Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Hrsg.): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978 (Erstausgabe: 1891), ISBN 3-432-82986-8, S. 788.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 270 (Dörfler Natur).
Weblinks
- Mineralienatlas:Marialith (Wiki)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Gerhard vom Rath (1866): Mineralogisch-geognostische Fragmente aus Italien, in: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Band 18, S. 637 (PDF 5,9 MB)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 700.
- ↑ Webmineral - Marialite
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Marialite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 73,5 kB)
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Mindat - Marialite
- ↑ Gerhard vom Rath (1866): Mineralogisch-geognostische Fragmente aus Italien, in: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Band 18, S. 549 (PDF 5,9 MB)
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Marialith