Marie Lavoisier

Marie Lavoisier

Marie Lavoisier und ihr Mann, Portrait von Jacques-Louis David 1788

Marie-Anne Pierrette Paulze Lavoisier (* 20. Januar 1758 in Montbrison; † 10. Februar 1836 in Paris) war Chemikerin, Illustratorin und Salonnière. Sie arbeitete eng mit ihrem Ehemann Antoine Laurent de Lavoisier zusammen.

Leben und Arbeit

Sie war Tochter von Jacques Paulze (1723–1794)[1] und Claudine Catherine Thoynet De Rozières († 1761)[2]. Ihr Vater war Direktor der Französischen Ostindienkompanie (Directeur de la Compagnie des Indes) und Generalsteuereinnehmer im Agrarbereich, sogenannter Hauptzollpächter (Fermier général). Er wurde am 8. Mai 1794 guillotiniert. Ihr älterer Bruder war Christian François Joseph Paulze d’Ivoy (1755–1793).[3]

Marie-Anne Pierrette Paulze heiratete am 16. November 1771 als Dreizehnjährige den Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier, nach anderen Quellen am 4. Dezember 1771. Lavoisier war damals 28 Jahre alt.[4]

Sie arbeitete mit ihm zusammen an chemischen Experimenten, insbesondere führte sie oft das Laborbuch und erstellte viele Illustrationen zu den Werken ihres Ehemannes. Marie Lavoisier übersetzte etwa Richard Kirwan Essay on Phlogiston and the Constitution of Acids (1787) aus dem Englischen ins Französische und erlaubte dadurch ihrem Ehemann sich mit Kirwans Ideen kritisch auseinanderzusetzen.

Zeichnung von Madame Lavoisier. Die Illustration zeigt ihren Mann und sie im Laboratorium, zu seinen Experimenten über die menschliche Atmung.

Jacques-Louis David porträtierte das Ehepaar Lavoisier im Jahre 1788, das hierfür 7000 Livres zahlte.[5] Marie Lavoisier erhielt einen Teil ihrer künstlerischen Ausbildung durch eben den Begründer des Klassizismus in Frankreich Jacques-Louis David. Sie erwarb und verbesserte ihre Kenntnisse in den graphischen Techniken des Malens, Zeichnens und Kupferstechens. Von Marie Lavoisier soll auch ein Portrait des Benjamin Franklin aus den Jahren 1787/88 stammen[6]; es wurde von ihr nach einer Vorlage von Joseph-Siffred Duplessis (1725–1802) erstellt. Benjamin Franklin war ein Freund des Ehepaars Lavoisier. Das Gemälde wurde von Marie Lavoisier im Jahre 1788 zu Benjamin Franklin nach Philadelphia gesandt.

Am 8. Mai 1794 wird ihr Ehemann durch das Revolutionstribunal für schuldig gesprochen und am nächsten Tag auf dem Schafott enthauptet. Alles Eigentum und Vermögen wurde vom Revolutionstribunal konfisziert. Marie Lavoisier verlor alle Bezüge. Als der Terror (la Grande Terreur) auf seinen Höhepunkt zuging, wurde auch sie für einige Zeit inhaftiert. Nach ihrer Freilassung war sie bar jeglicher Mittel. Das Jahr 1795 brachte dann die Revision der Prozesse von 1794 und die hingerichteten Hauptzollpächter wurden rehabilitiert, das Vermögen an die Erbberechtigten zurückerstattet.[7] Sie galt aufgrund ihres üppigen Erbes fortan als gute Partie.

Der Nationalökonom Pierre Samuel du Pont de Nemours, Freund von Thomas Jefferson und Vater des in die Vereinigten Staaten emigrierten Eleuthère Irénée du Pont (Gründer der Firma DuPont), warb um sie, wurde aber von ihr abgelehnt.[8]

Pierre Samuel du Pont de Nemours (1739–1817)

Am Samstag, den 12. Oktober 1805 heiratete sie Benjamin Thompson (1753–1814), bekannt als Count Rumford.[9] Die Ehe verlief wenig glücklich; beide trennten sich 1807 und im Jahre 1810 wurden sie geschieden.

Benjamin Thompson (Gemälde von Thomas Gainsborough, 1783)

In der napoleonischen Ära gründete sie in dem Pariser Hotel hôtel de la rue d’Anjou-Saint-Honoré einen Salon.[10][11] Sie und ihr Salon waren ein fester Bestandteil der Pariser Gesellschaft; er wurde von den führenden Wissenschaftlern in Frankreich, so von Joseph-Louis Lagrange, Pierre-Simon Laplace, Claude-Louis Berthollet, François Arago und Jean-Baptiste Biot, um nur einige zu nennen, regelmäßig besucht.[12]

Sie übersetzte wissenschaftliche Texte und führte und veröffentlichte 1805 nach Antoines Tod die Mémoires de Chimie.

Literatur

  • Cassandra T. Eagle, Jennifer Sloan: Marie Anne Paulze Lavoisier: The Mother of Modern Chemistry. The Chemical Educator. Abstract Volume 3 Issue 5 (1998), S1430-4171(98)05249-8 DOI 10.1333/s00897980249a
  • Madeleine Pinault-Sorensen: Madame Lavoisier, dessinatrice et peintre La revue du Musée des arts et métiers, Conservatoire national des arts et métiers, Musée national des techniques, März 1994, S. 23-25, Der Artikel wurde zum Gedenken an Michelle Goupil (secrétaire général du Comité Lavoisier) geschrieben.

Weblinks

Commons: Marie Lavoisier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Einzelnachweise

  1. Genealogie des Vaters
  2. Genealogie der Mutter
  3. Genealogie des Bruders
  4. Ferenc Szabadváry: Antoine Laurent Lavoisier. Der Forscher und seine Zeit 1743-1794. Budapest Gemeinschaftsausgabe des Akadémiai Kiadó, Budapest und der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart (1973), S. 32
  5. Ferenc Szabadváry: Antoine Laurent Lavoisier. Der Forscher und seine Zeit 1743-1794. Budapest Gemeinschaftsausgabe des Akadémiai Kiadó, Budapest und der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart (1973), S. 34 ff.
  6. Portrait von Benjamin Franklin aus dem Jahre 1788
  7. Ernst F. Schwenk: Sternstunden der frühen Chemie. Beck (2000), S. 90
  8. Biographie in englischer Sprache von John H. Lienhard: Marie Lavoisier. No. 1673
  9. Genealogische Daten Marie-Anne Pierrette Paulze
  10. Marilyn Bailey Ogilvie: Women in Science. Antiquity Through the Nineteenth Century: A Biographical Dictionary with Annotated. MIT (1990). S. 119-120.
  11. Jean Jacques Peumery: Marie-Anne Pierrette Paulze, épouse et collaboratrice de Lavoisier. M.-A. Paulze, épouse et collaboratrice de Lavoisier, Vesalius, VI, 2,105-113, (2000), p. 112
  12. Ferenc Szabadváry: Antoine Laurent Lavoisier. Der Forscher und seine Zeit 1743-1794. Budapest Gemeinschaftsausgabe des Akadémiai Kiadó, Budapest und der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart (1973), S. 220