Gibbsit
Gibbsit | |
Traubiges Aggregat aus bläulichgrauem Gibbsit aus der Xianghualing Mine, Präfektur Chenzhou, Hunan, China | |
Chemische Formel |
γ-Al(OH)3 |
Mineralklasse | Oxide und Hydroxide 4.FE.10 (8. Auflage: IV/F.02) nach Strunz 06.03.01.01 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch $ \ 2/m $ |
Farbe | farblos, weiß, grau, grün, blau |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 2,5 bis 3,5 |
Dichte (g/cm3) | 2,3 bis 2,4 |
Glanz | Glasglanz, Perlmuttglanz, matt |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | uneben |
Spaltbarkeit | vollkommen nach [001] |
Habitus | tafelige, schuppenartige oder faserige Kristalle; blättrige oder erdige Aggregate |
Zwillingsbildung | sehr häufig nach [130] parallel zu {001}, häufig {001}, seltener nach {100} und {110} |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | α=1,568-1,570 β=1,568-1,570 γ=1,586-1,587 |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
Δ=0,018 ; zweiachsig positiv |
Gibbsit, auch unter dem Synonym Hydra(r)gillit bekannt, ist ein aluminiumhaltiges Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide, genauer aus der Gruppe der Hydroxide und oxidischen Hydrate. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung γ-Al(OH)3 und entwickelt meist pseudohexagonale, tafelige oder schuppige Kristalle, aber auch blättrige, traubige oder erdige Aggregate in weißer, grauer, grünlicher oder bläulicher Farbe. Auch farblose Kristalle sind bekannt.
Gibbsit besitzt eine Mohshärte von 2,5 bis 3,5, eine Dichte von 2,3 bis 2,4 g/cm³ und glänzt auf den Kristallflächen glasig bis perlmuttartig. Aggregatformen sind dagegen matt.
Etymologie und Geschichte
Benannt wurde Gibbsit nach General George Gibbs (1776-1833), einem US-amerikanischen Mineraliensammler, dessen Mineraliensammlung im 19. Jahrhundert von der Yale University aufgekauft wurde.
Das Synonym Hydrargillit stammt aus Cleveland und ist eine Zusammensetzung aus den griechischen Worten ὕδωρ für Wasser und ἄργιλλος für weiße Erde.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Gibbsit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Hydroxide und oxidische Hydrate“, wo er zusammen mit Bayerit, Doyleit und Nordstrandit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Gibbsit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die Abteilung der „Hydroxide (ohne V oder U)“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Hydroxidionen und Kristallwasser sowie der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seines Aufbaus in der Unterabteilung der „Hydroxide mit OH, ohne H2O; Lagen kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Bayerit, Doyleit und Nordstrandit die unbenannte Gruppe 4.FE.10 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Gibbsit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide“. Hier ist er als einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 06.03.01 innerhalb der Unterabteilung der „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide mit (OH)3- oder (OH)6-Gruppen“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Gibbsit ist eine von drei Modifikation des Aluminiumhydroxids. Die anderen beiden sind Bayerit und Nordstrandit.
Bildung und Fundorte
Gibbsit ist ein Sekundärmineral, das heißt es bildet sich als Umwandlungsprodukt durch Oxidation oder Metamorphose in Hydrothermaladern aluminiumreicher Gesteine. Gibbsit bildet zusammen mit Böhmit, Diaspor, Hämatit, Goethit, Kaolinit und geringen Anteilen Anatas das Gestein Bauxit.
Fundorte sind unter anderem Villa Rica in Brasilien, Slatoust in der Russischen Föderation, sowie Arkansas, Massachusetts, New York und Pennsylvania in den USA.
Kristallstruktur
Gibbsit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe $ \ P2_{1}/n $ (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 8,66 Å; b = 5,07 Å; c = 9,72 Å und β = 94,5° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 238.
Literatur
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 58.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 109.
Weblinks
- Mineralienatlas:Gibbsit (Wiki)
- Webmineral - Gibbsite (engl.)
- MinDat - Gibbsite (engl.)
- Mineraldatenblatt Gibbsite (PDF, engl.) (70 kB)