Wulfenit
Wulfenit | |
gelbliche, tafelige Wulfenit-Kristalle aus der „San Francisco Mine“, Sonora, Mexiko | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
Pb[MoO4] |
Mineralklasse | Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate) 7.GA.05 (8. Auflage: VI/G.01) nach Strunz 48.01.03.01 nach Dana |
Kristallsystem | tetragonal |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | tetragonal-dipyramidal; 4/m[1] |
Farbe | gelb, orange, rot, blau, grünlich, bräunlich |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 2,5 bis 3 |
Dichte (g/cm3) | 6,3 bis 7 |
Glanz | Diamantglanz, Fettglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | muschelig, spröde |
Spaltbarkeit | unvollkommen |
Habitus | tafelige oder dipyramidale Kristalle; körnige, massige Aggregate |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | ω = 2,405 ε = 2,283[2] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,122[2] ; einachsig negativ[2] |
Wulfenit, auch als Gelbbleierz, Melinose, Molybdän-Bleierz oder Molybdän-Bleispat bekannt, ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte, siehe Klassifikation)“, genauer ein Blei-Molybdat mit der chemischen Zusammensetzung Pb[MoO4].
Wulfenit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt meist dünne, tafelige oder bipyramidale Kristalle, kann aber auch in körnigen bis massigen Aggregaten auftreten. In reiner Form ist er farblos und durchsichtig, durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen. Meist nimmt Wulfenit allerdings durch Fremdbeimengungen eine gelbe, orange oder rote, selten auch blaue, grünliche oder bräunliche Farbe an Farbe an, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Besondere Eigenschaften
Reiner Wulfenit ist farblos. Er kann jedoch durch Fremdbeimengungen von Calcium, Vanadium, Arsen, Chrom und Titan eine große Bandbreite an Farben annehmen, die von hellgelb über orange nach rot reicht. Auch blaue, grünliche und bräunliche Kristalle sind bekannt.
Wulfenit ist unter anderem in Schwefelsäure und Ethanol leicht löslich und blaufärbend. Vor der Lötlampe ist Wulfenit leicht zu schmelzen und kann zusammen mit Kohle zu Blei reduziert werden.
Etymologie und Geschichte
Wulfenit wurde im Jahre 1785 in Bad Bleiberg im österreichischen Kärnten erstmals gefunden und nach seinem Erstbeschreiber Franz Xaver Freiherr von Wulfen (1728–1805) benannt, einem österreichischen Naturforscher.[2]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Wulfenit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Molybdate und Wolframate“, wo er zusammen mit Paraniit-(Y), Powellit, Scheelit und Stolzit die „Scheelit-Gruppe“ mit der System-Nr. VI/G.01 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Wulfenit in die erweiterte Klasse der „Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Molybdate und Wolframate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Ohne zusätzliche Anionen oder H2O“ zu finden ist, wo es zusammen mit Fergusonit-(Ce), Fergusonit-(Nd), Fergusonit-(Y), Formanit-(Y), Powellit, Scheelit und Stolzit die unbenannte Gruppe 7.GA.05 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Wulfenit dagegen in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Molybdate und Wolframate“ ein. Hier ist er zusammen mit Stolzit in der nach ihm benannten „Wulfenit-Reihe“ mit der System-Nr. 48.01.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Molybdate und Wolframate mit A XO4“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Als typisches Sekundärmineral bildet sich Wulfenit durch Oxidation aus Galenit. Begleitminerale sind Anglesit, Cerussit, Vanadinit und andere. Häufig treten auch Pseudomorphosen von Wulfenit nach Galenit, Cerussit und Anglesit auf.
In Österreich wurde Wulfenit neben seiner Typlokalität Bad Bleiberg noch in Annaberg (Niederösterreich), in der Region um Salzburg, Murau (Steiermark) und an verschiedenen Orten in Tirol gefunden.
Weltweit konnte Wulfenit bisher (Stand: 2010) an rund 1400 Fundorten nachgewiesen werden[3], so unter anderem in Algerien, Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Chile, China, Deutschland, Frankreich, Gabun, Italien, Kanada, Demokratische Republik Kongo, Marokko, Namibia, Norwegen, Tschechien, Vereinigtes Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA)
Kristallstruktur
Wulfenit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem in der Raumgruppe I41/a mit den Gitterparametern a = 5,434(1) Å und c = 12,107(1) Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle. [1]
Verwendung
Bei lokaler Anhäufung wird Wulfenit aufgrund seines hohen Blei- und Molybdängehaltes als Erz abgebaut. Auch wenn Wulfenit mitunter schöne und klare Kristalle ausbildet, ist er als Schmuckstein für die kommerzielle Schmuckindustrie aufgrund seiner geringen Härte uninteressant. Von versierten Hobbyschleifern facettiert kann er für Sammler dennoch zu einem begehrten Tausch- oder Kaufobjekt werden. [4][5]
Anwendung findet Wulfenit als aktiver Kristall in akustooptischen Modulatoren, bei denen durch akustische Wellen Dichteschwankungen im Kristall erzeugt werden. Diese Dichteschwankungen wirken dann wie ein optisches Gitter und lenken Teile der einfallenden Lichtstrahlen je nach akustischer Frequenz ab.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 C. Lugli, L. Medici, D. Saccardo: Natural wulfenite: structural refinement by single-crystal X-ray diffraction. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie. 1999, Nr. 6, S. 281–288.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Kulturverein und Arbeitsgemeinschaft Historischer Bergbau Nassereith – Die Bleiberger Bergwerks-Union
- ↑ MinDat – Localities for Wulfenite (engl.)
- ↑ Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3.
- ↑ realgems.org - Wulfenit (mit Bildbeispielen geschliffener Wulfenite)
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 153.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 620–621.
Weblinks
- Mineralienatlas:Wulfenit, Mineralienatlas:Mineralienportrait/Wulfenit (Wiki)
- Weiterführende Primärliteratur zu Wulfenit