Valsartan

Valsartan

Strukturformel
Strukturformel von Valsartan
Allgemeines
Freiname Valsartan
Andere Namen
  • IUPAC: (S)-3-Methyl-2-{N-[2'- (2H-tetrazol-5-yl)biphenyl -4-ylmethyl]pentanamido}-
    butansäure
  • (S)-3-Methyl-2-{N-[2'- (2H-tetrazol-5-yl)biphenyl -4-ylmethyl]pentanamido}-
    buttersäure
  • Latein: Valsartanum
Summenformel C24H29N5O3
CAS-Nummer 137862-53-4
PubChem 60846
ATC-Code
DrugBank DB00177
Kurzbeschreibung

weißer hygroskopischer Feststoff [1]

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antihypertensivum

Wirkmechanismus

AT1-Antagonist

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 435,52 g·mol−1
Schmelzpunkt

116–117 °C [2]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser, leicht löslich in Ethanol, schwer löslich in Dichlormethan [1]

Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
keine Einstufung verfügbar

H- und P-Sätze H: siehe oben
P: siehe oben
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [4][1]

Xn
Gesundheits-
schädlich
R- und S-Sätze R: 52/53-63
S: 22-36/37-61
LD50

> 2000 mg·kg−1 (Ratte p.o.) [2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Valsartan ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der AT1-Antagonisten, der in der Behandlung von Bluthochdruck und leichter bis mittelschwerer Herzinsuffizienz, falls eine ACE-Hemmer-Therapie ungeeignet ist, eingesetzt wird. Valsartan wurde 1991 von Ciba-Geigy AG – heute Novartis – patentiert.[2]

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Valsartan wird für die Behandlung folgender Krankheiten eingesetzt:

Essentielle Hypertonie

  • Behandlung der essentiellen Hypertonie leichten und mäßigen Grades.

Herzinsuffizienz

  • Valsartan ist zugelassen für die Therapie von milder bis mittelschwerer Herzinsuffizienz (NYHA II und III) üblicherweise in Komedikation mit einem Diuretikum und Digitalis, wenn eine Behandlung mit ACE-Hemmern infolge von unerwünschten Wirkungen (trockener Husten) ungeeignet ist. Nebenwirkungen anlässlich einer Therapie mit ACE-Hemmern, die durch eine allgemeine Beeinflussung auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System entstehen (zum Beispiel eine progredient verlaufende Niereninsuffizienz, Hyperkaliämie (Serumkaliumwert über 5,0 mmol/l)), stellen keine Indikation für Valsartan dar.

Status nach akutem Myokardinfarkt

  • Langzeitprophylaxe bei Patienten mit stabilem Status nach Myokardinfarkt verbunden mit einer linksventrikulären Dysfunktion mit einer Auswurffraktion ≤ 40 %.[5]

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

Überempfindlichkeit gegenüber Valsartan. Hereditäres Angioödem; angioneurotisches Ödem in der Anamnese unter Therapie mit einem ACE-Hemmer oder Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten; Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 10 ml/min): keine Erfahrung; Es liegen keine Therapieerfahrungen mit Valsartan bei Kindern und Jugendlichen (unterhalb von 18 Jahren) vor. Schwangerschaft und Stillzeit siehe unten.

Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

  • Schwangerschaft

Es gibt mit Valsartan keine Erfahrungen bei schwangeren Frauen. Präklinische Studien mit Tierversuchen zeigten mit Valsartan jedoch fetale und neonatale Schäden mit Todesfällen, welche auf die Wirkungen des Arzneistoffs im Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) zurückgeführt werden. Arzneistoffe, die direkt auf das RAAS wirken, können Schäden in der fetalen Entwicklung verursachen, wenn sie während der Schwangerschaft im zweiten und dritten Trimenon angewendet werden. Die fetale Nierenperfusion beginnt beim Menschen, welche von der Entwicklung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems abhängig ist, im zweiten Trimenon. Demnach erhöht sich das Risiko bei einer Therapie mit Valsartan-haltigen Arzneimitteln im zweiten und dritten Trimenon. Es empfiehlt sich, bei der Feststellung einer Schwangerschaft die Behandlung mit Valsartan zu beenden.

  • Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Valsartan in die Muttermilch übertritt. Bei der Ratte wurden demgegenüber bedeutsame Spiegel von Valsartan und seinem aktiven Metaboliten in der Milch gefunden. Deshalb ist die Behandlung mit Valsartan während der Stillzeit kontraindiziert.[6]

Besondere Patientengruppen (Diabetiker, Nierenkranke)

Da der Qo-Wert von Valsartan hoch ist (Qo = 0,7), ist keine Dosisanpassung bei eingeschränkter Nierenfunktion notwendig. Bei vielen Arzneimitteln mit hohem Qo-Wert entstehen renal eliminierte Metaboliten, deren Aktivität nicht immer bekannt ist. Entsprechend ist bei schweren Einschränkungen der Nierenfunktion grundsätzlich Vorsicht geboten.[7][8]

Pharmakologische Eigenschaften

Wirkungsmechanismus (Pharmakodynamik)

Das Valsartan wirkt als AT1-Antagonist direkt am Angiotensinrezeptor und damit soll im Gegensatz zu den ACE-Hemmern seltener der durch das Bradykinin ausgelöste Reizhusten auftreten.

Aufnahme und Verteilung im Körper (Pharmakokinetik)

Es werden nach heutigen Erkenntnissen keine aktiven Metaboliten des Valsartan gebildet, die Ausscheidung erfolgt zu 30 % über die Nieren. Die restlichen 70 % werden über die Leber verstoffwechselt. Die Bioverfügbarkeit im Gegensatz zum Losartan ist geringer und beträgt etwa 25 %. Die biologische Halbwertszeit des Valsartan liegt bei ungefähr 9 Stunden.

Studien

Die Val-HeFT (Valsartan heart failure trial) mit 5010 Patienten ergab bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit NYHA-Stadium II bis IV eine verringerte Hospitalisierungsrate. Bei den anderen Endpunkten der Studie (kardiopulmonale Reanimation, Gesamtsterblichkeit u. a.) gab es keinen Unterschied von Valsartan plus Standardtherapie versus Standardtherapie plus Placebo. Patienten ohne Betablocker und ACE-Hemmer profitierten vom Valsartan. Die Kombination von ACE-Hemmer, Betablocker und Valsartan zeigte sich eher ungünstig. [9][10]

Handelsnamen

Monopräparate

Angiosan (A), Cordinate (D), Diovan (protect/forte) (D, A, CH), Provas (D), Valsacor (A), Valsartan (A), zahlreiche Generika (D)

Kombinationspräparate
  • mit Hydrochlorothiazid: Co-Angiosan (A), CoDiovan (forte) (D, A, CH), Cordinate plus/ -forte (D), Provas comp/ -maxx (D), Cotareg (forte), zahlreiche Generika (D)
  • mit Amlodipin: Copalia (A), Dafiro (A), Exforge (D, A, CH), Imprida (A)
  • mit Amlodipin und Hydrochlorothiazid: Dafiro HCT[11][12][13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Datenblatt VALSARTAN FOR SYSTEM SUITABILITY CRS beim EDQM, abgerufen am 26. Juli 2009.
  2. 2,0 2,1 2,2 Thieme Chemistry (Hrsg.): RÖMPP Online - Version 3.1. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart 2008.
  3. Diese Substanz wurde in Bezug auf ihre Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  4. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  5. Fachinformation Diovan® von Novartis-Pharma.
  6. FDA Label von Diovan®.
  7. Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz bei Dosing.
  8. Flesch G, Muller P, Lloyd P. Absolute bioavailability and pharmacokinetics of valsartan, an angiotensin II receptor antagonist, in man. Eur J Clin Pharmacol 1997;52:115-20.
  9. Stefenelli T., AT1-Rezeptorblocker nach Val-HeFT, Journal für Kardiologie 2002; 9 (7-8), 332-334 .
  10. http://www.arznei-telegramm.de/html/2002_01/0201001_01.html
  11. Rote Liste Online, Stand: August 2009.
  12. Arzneimittelkompendium der Schweiz, Stand: August 2009.
  13. AGES-PharmMed, Stand: August 2009.
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