Tulobuterol

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Strukturformel
Strukturformel von Tulobuterol
1:1-Gemisch aus (R)-Form (oben) und (S)-Form (unten)
Allgemeines
Freiname Tulobuterol
Andere Namen
  • (RS)-2-tert-Butylamino-1-(2-chlorphenyl)ethanol
  • rac-2-tert-Butylamino-1-(2-chlorphenyl)ethanol
  • DL-2-tert-Butylamino-1-(2-chlorphenyl)ethanol
Summenformel C12H18ClNO
CAS-Nummer
  • 41570-61-0 (Tulobuterol)
  • 56776-01-3 (Tulobuterol·Hydrochlorid)
PubChem 5606
ATC-Code

R03CC11

Kurzbeschreibung

kristallin [1]

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Bronchodilatator
2-Sympathomimetikum)

Verschreibungspflichtig: ja
Eigenschaften
Molare Masse 227,73 g·mol−1
Schmelzpunkt
Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Hydrochlorid

07 – Achtung

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: keine P-Sätze [2]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [3][2]

Xn
Gesundheits-
schädlich
Tulobuterol·Hydrochlorid
R- und S-Sätze R: 22
S: keine S-Sätze
LD50
  • 305 mg·kg−1 (männliche Maus p.o.) [1]
  • 850 mg·kg−1 (Ratte p.o.) [1]
  • 563 mg·kg−1 (Kaninchen p.o.) [1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Tulobuterol (Handelsname: Brelomax® Hersteller: Abbott Laboratories) ist ein Arzneistoff , der in der Behandlung und Verhütung von Atemnot bei Asthma bronchiale, chronischer obstruktiver Bronchitis und bronchopulmonalen Erkrankungen mit bronchospastischen Zuständen eingesetzt wird.

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Tulobuterol ist zur Verhütung und Behandlung von Atemwegserkrankungen, die mit einer Verengung der Atemwege durch Krämpfe der Bronchialmuskulatur einhergehen (obstruktive Atemwegserkrankungen) zugelassen.[4]

Art und Dauer der Anwendung

Tulobuterol ist in Deutschland in Form eines Sirups zur oralen Verabreichung auf dem Markt. Orale Darreichungsformen sollten nur angewendet werden, wenn eine zielgerichtete topische Verabreichung eines anderen β2-Sympathomimetikums nicht möglich ist. Bei einer Dauerverabreichung sollte eine entzündungshemmende Co-Medikation erfolgen.[4]

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

Tulobuterol darf nicht bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegen diesen Wirkstoff eingesetzt werden. Ein frischer Herzinfarkt sowie Tachykardien mit und ohne Arrhythmien gelten ebenso als Kontraindikation.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Auf Grund der Kaliumspiegel-senkenden Wirkung von Tulobuterol kann eine verstärkte Wirkung herzwirksamer Glykoside auftreten.

Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

Es liegen keine ausreichenden Anwendungsdaten während der Schwangerschaft und der Stillzeit vor.[4] Es kann angenommen werden, dass Tulobuterol in die Muttermilch übergeht.

Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)

Beobachtete Nebenwirkungen betreffen insbesondere das Herz-Kreislauf-System, das Nervensystem, den Magen-Darm-Trakt, den Blutzucker- und Elektrolythaushalt und die Skelettmuskeln. Am häufigsten treten Tremor, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Palpitationen auf. Diese Nebenwirkungen sind zumindest teilweise reversibel.

Unter der Therapie mit Tulobuterol können, wie unter der Therapie mit anderen Beta-Sympathomimetka, Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen, wie Senkung oder Steigerung des Blutdrucks, Palpitationen, Tachykardie, Arrhythmien und Angina pectoris auftreten. Gastrointestinale Nebenwirkungen schließen Magenbeschwerden und Erbrechen ein. Tulobuterol kann zu einer Verringerung des Kaliumblutspiegels (Hypokaliämie) und zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels Hyperglykämie) führen. Des Weiteren können Überempfindlichkeitsreaktionen, Kopfschmerz, Nervosität, Schwitzen, Schwindel, Übelkeit, Tremor, Hyperaktivität, Schlafstörungen, Halluzinationen, Muskelschmerzen und Muskelkrämpfe auftreten.[4]

Pharmakologische Eigenschaften

Wirkungsmechanismus (Pharmakodynamik)

Tulobuterol ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der β2-Sympathomimetika. Über eine Stimulation von β2-Adrenozeptoren führt Tulobuterol zu Relaxation der glatten Muskulatur und somit zu einer Erweiterung der Atemwege. Gleichzeitig führt Tulobuterol jedoch zu einer Erweiterung der Blutgefäße und somit reflektorisch zu einer Steigerung der Herzfrequenz.

Aufnahme und Verteilung im Körper (Pharmakokinetik)

Nach oraler Gabe wird Tulobuterol nahezu vollständig aus dem Dünndarm aufgenommen und liegt im Blut teilweise an Plasmaproteinen gebunden vor (ca. 30 %). Eine Verstoffwechslung von Tulobuterol erfolgt überwiegend in der Leber. Tulobuterol und seine Stoffwechselprodukte (Metabolite) werden überwiegend über die Niere ausgeschieden. Seine Plasmahalbwertzeit beträgt etwa drei Stunden, die seiner aktiven Metabolite neun bis zwölf Stunden.[4]

Chemie

Stereochemie

Tulobuterol enthalt ein Stereozentrum, es ist also chiral. Somit gibt es zwei Isomere, die (R)-Form und die (S)-Form. Die Handelspräparate enthalten ein Tulobuterol-Hydrochlorid als Racemat [1:1-Gemisch des (R)- und des (S)-Stereoisomeren].

Synthese

Zur dreistufigen Synthese von racemischem Tulobuterol geht man von 2′-Chloracetophenon aus. Das Oxidationsprodukt 2-Chlorphenylglyoal wird mit tert-Butylamin zum Imin umgesetzt. Anschließend werden die Ketogruppe und die Iminfunktion mit Natriumborhydrid reduziert.[5]

Synthese von racemischem Tulobuterol


Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1685, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. 2,0 2,1 2,2 Datenblatt Tulobuterol hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 25. April 2011.
  3. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Fachinformation Brelomax Sirup. Abbott GmbH & Co. KG. April 2008.
  5. Axel Kleemann, Jürgen Engel, Bernd Kutscher und Dieter Reichert: Pharmaceutical Substances, 4. Auflage (2000) 2 Bände erschienen im Thieme-Verlag Stuttgart, S. 2142−2143, ISBN 978-1-58890-031-9; seit 2003 online mit halbjährlichen Ergänzungen und Aktualisierungen.
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