Tranexamsäure
Strukturformel | |||||||||||||||
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Allgemeines | |||||||||||||||
Freiname | Tranexamsäure | ||||||||||||||
Andere Namen |
trans-4-(Aminomethyl)cyclohexan-1-carbonsäure | ||||||||||||||
Summenformel | C8H15NO2 | ||||||||||||||
CAS-Nummer | 1197-18-8 | ||||||||||||||
PubChem | 5526 | ||||||||||||||
ATC-Code | |||||||||||||||
DrugBank | APRD01270 | ||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
beigefarbener Feststoff[1] | ||||||||||||||
Arzneistoffangaben | |||||||||||||||
Wirkstoffklasse |
Fibrinolyse-Hemmer | ||||||||||||||
Wirkmechanismus |
Lysin-Analog | ||||||||||||||
Verschreibungspflichtig: Ja | |||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||
Molare Masse | 157,21 g·mol−1 | ||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||
Löslichkeit |
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Sicherheitshinweise | |||||||||||||||
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LD50 |
1200 mg·kg−1 (Ratte i.v.) [1] | ||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Pharmakologische Informationen | |||
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Verabreichungsart | peroral (p.o.); intravenös (i.v.); lokal | ||
Bioverfügbarkeit | 30–50% nach peroraler Gabe, unbeeinträchtigt durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme. Plazentagängig 100%. Plasmaproteinbindung 3% (fast ausschließlich an Plasmin). Muttermilchgängig 1%. | ||
Metabolismus | geringfügig in der Leber; terminale Halbwertszeit 2 Stunden, Verteilungsvolumen 9–12 L | ||
Wechselwirkungen | Faktor IX | Thromboserisiko | |
Ausscheidung | Urin | 95% als unveränderte Substanz | |
Stuhl | --- | ||
Inkompatibilität | N.N. | - | |
Klinische Informationen | |||
Indikation(en) | Kinder | Blutungsprävention oder -minderung bei Hämophilie (z. B. Zahnfleischbluten) | |
Erwachsene | Blutungsprävention oder -minderung bei Hämophilie (z. B. Zahnfleischbluten) | ||
Nebenwirkungen | Sehstörungen. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Blutdruckabfall (bei schneller i.v. Gabe). | ||
Kontraindikation(en) | Niereninsuffizienz (Dosisanpassung erforderlich). Harnwegsblutung (Obstruktionsgefahr). Bestehende Thrombosen. | ||
Zulassungsstatus | |||
Deutschland | USA | EU | |
Zulassungsdatum | TT.MM.JJJJ | 30.12.1986 | TT.MM.JJJJ |
Status | Apothekenpflichtig. Rezeptpflichtig. |
Tranexamsäure ist eine Substanz, die in der Medizin zur Hemmung des Fibrinolysesystems verwendet wird. Der Wirkungsmechanismus beruht dabei auf einer Komplexbildung mit Plasminogen, wodurch dessen Bindung an die Fibrinoberfläche gehemmt wird. Damit resultiert letztendlich eine Hemmung der Gerinnselauflösung (Fibrinolyse). Es wird daher als Antifibrinolytikum (Fibrinolysehemmer) bezeichnet.
Herkunft und Herstellung
Tranexamsäure ist ein synthetischer Stoff, der dem Lysin ähnelt. Er zählt wie ε-Aminocapronsäure und p-Aminomethylbenzoesäure zur Gruppe der sogenannten ε-Aminocarbonsäuren.
Wirkungsmechanismus
Tranexamsäure blockiert die Bildung von Plasmin, durch Hemmung der proteolytischen Aktivität der Plasminogenaktivatoren. Dadurch wird Plasmin in seiner Fähigkeit Fibrin zu lysieren behindert. Bei niedriger Dosis wirkt Tranexamsäure als kompetitiver Hemmer des Plasmins, bei hoher Dosierung als nicht-kompetitiver Hemmer. Alle ε-Aminocarbonsäuren wirken analog.
Pharmakokinetik
Aufnahme und Bioverfügbarkeit
Tranexamsäure ist nach peroraler Gabe zu 30–50 % bioverfügbar. Das Verteilungsvolumen beträgt 9–12 L. Die Halbwertszeit ist 2 Stunden.
Verstoffwechselung
Tranexamsäure wird nur sehr geringfügig in der Leber verstoffwechselt. Als Stoffwechselprodukte haben sich Carboxylsäure (1 % der verabreichten Dosis) und die acetylierte Form von Tranexamsäure (0,1 % der verabreichten Dosis) im Urin vorfinden lassen.
Ausscheidung
Die Ausscheidung erfolgt zu 95 % über die Nieren und Harnwege (renale Elimination). Auf Grund der fast ausschließlich renalen Eliminierung der Substanz muss die Dosis bei Niereninsuffizienz vor allem bei längerer Anwendung reduziert werden, damit keine Akkumulation von Tranexamsäure im Plasma erfolgt. In Abhängigkeit vom Kreatinin im Serum wird die Anzahl der Einzeldosen pro Tag vermindert.
Wechselwirkungen
Bei gemeinschaftlicher Verabreichung von Tranexamsäure und Faktor IX wird ein erhöhtes Thromboserisiko beobachtet.
Anwendungsgebiete
- Zur Verhinderung oder Linderung von Blutungen bei Zahnextraktion oder Zahnfleischblutungen bei Hämophilie.
- Generalisierte und/oder lokale Hyperfibrinolyse. Minderung der Hyperfibrinolyse entstanden entweder durch Überschuss an Plasmin (Hyperplasminämie) oder als Folge einer thrombolytischen Behandlung mit beispielsweise Streptokinase. Eine erhöhte lokale Fibrinolyse kann bei Prostataoperationen und Operationen an den Harnwegen, bei rezidivierenden Blutungen des Gastrointestinaltraktes, bei Colitis ulcerosa, bei essentieller oder IUP-induzierter Hypermenorrhoe (vermehrter Monatsblutung), bei Nasenbluten und nach Zahnextraktion bei Patienten mit Gerinnungsstörungen (Koagulopathien) auftreten. Ebenso wird Tranexamsäure bei Operationen mit extrakorporalem Kreislauf (Herz-Lungen-Maschine) verwendet.
- Tranexamsäure findet als Antidot (Gegenmittel) bei der Blockierung von Fibrinolytika wie Streptokinase eine weitere Anwendung. Alternativ gab man hier auch den Proteinaseinhibitor (Antiplasmin) Aprotinin, der wegen seiner thrombogenen Wirkung vom Markt genommen wurde.
- Hereditäres Angioödem (HAE).
Nebenwirkungen
- Allergische Reaktionen kommen sowohl systemisch (am ganzen Körper) als auch in Form von Hautausschlägen vor.
- Tranexamsäure kann insbesondere bei Patienten mit angeborener oder erworbener Neigung zu Thrombosen (Thrombophilie) zu einer Bildung oder Vermehrung von Thrombosen führen. Thrombosen können nachfolgend zu Embolien führen (Lungenembolie, Schlaganfall).
- Vorhofflimmern mit erhöhtem Schlaganfallrisiko.
- Tranexamsäure kann bei Menschen Sehstörungen auslösen. Im Tierexperiment wurden Schädigungen der Netzhaut beschrieben.
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)
- Stillzeit. Tranexamsäure geht in die Muttermilch über (in sehr geringen Konzentrationen).
- Blutungen im Harntrakt. Es können durch Anwendung von Tranexamsäure Verstopfungen der Harnleiter mit nachfolgendem Urinaufstau entstehen.
- Thrombosen. Thrombosen (vorbestehend) werden bei Gabe von Tranexamsäure gefördert.
- Sepsis und DIC (disseminierte Intravasale Gerinnung).
Darreichungsformen und Wirkstärken
- 1 Filmtablette enthält 500 mg Tranexamsäure.
- 1 Ampulle mit 5 ml enthält 500 mg Tranexamsäure.
- 1 Ampulle mit 10 ml enthält 1000 mg Tranexamsäure.
- 1 Brausetablette enthält 1000 mg Tranexamsäure.
Handelsnamen
Cyklokapron, Hersteller: MEDA Pharma; Quixil Hersteller: OMRIX biopharmaceuticals
Weblinks
- Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Tranexamsäure-Präparate
- http://www.dgfkt.de/abstracts/ab00koe1.htm
- http://www.dosing.de/Niere/arzneimittel/NI_11213.html
- US-amerikanische Packungsbeilage von Cyclokapron. Stand 1999. Frei zugänglich.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Datenblatt trans-4-(Aminomethyl)cyclohexanecarboxylic acid, 97% bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 24. April 2011.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Cornelia Imming, in: Römpp Online - Version 3.5, 2009, Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
- ↑ Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
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