Tag
Mit dem Wort Tag (mhd. tag tac, asächs. dag, got. dags, urgerm. *dagaz)[1] werden verschiedene Begriffe bezeichnet, die einen zeitlichen Bezug angeben oder herstellen. Gemeinsam ist ihnen die Bezugnahme auf eine periodisch wechselnde Belichtung. Deren Phasen, Phasenintervalle oder Perioden werden als Grundmuster bezogen, zu dem Vorgänge nach ihrem Verlauf in ein Verhältnis gesetzt werden können und dann zeitliche Struktur gewinnen.
Lichtintensität, Helligkeitsdauer und der Wechsel von hellen und dunklen Phasen auf der von der Sonne bestrahlten Erde bilden für zahlreiche Arten den natürlichen Hintergrund, wenn sie innere Prozesse aufeinander abstimmen und wiederholbare Verhaltensmuster entwickeln; derart können auch circadiane innere Rhythmen gebildet werden, mit denen sie nun über zeitgebendes Licht sich dann auf die äußeren Zyklen von Tag und Nacht einzustellen vermögen.
Als Wort ist Tag eine der am häufigsten gebrauchten Formen im Deutschen, als Begriff eine essentielle Form für den Bezug auf Zeit oder von Zeitbezug.
Das Begriffsfeld „Tag“ umfasst dabei unterschiedliche Konstruktionen des Zeitbezuges, die sich auf einfachere Formen zurückführen lassen. So kann „Tag“ in unmittelbarer Weise bestimmt werden als das Verhältnis, welches für einen Ort der Erdoberfläche durch das Sonnenlicht gegeben ist („dies Gegebene“, lateinisch: datum; siehe Datum).
Dauer eines Tages
Die Dauer eines Tages wird gebildet durch die Zeitspanne, die für einen Beobachter an diesem Ort der Erdoberfläche jeweils verstrichen ist, entweder während der lichten Phase oder für die ganze Periode aus hellem und dunklem Intervall. Die Zeitspanne möglicher Belichtung durch die Sonne wird im topozentrischen Bild zum Tagesbogen des Sonnenlaufs, im geozentrischen Bild als scheinbarer Lauf der Sonne um die Erde angesehen, im heliozentrischen Bild als Bewegung der Erde verstanden – zerlegt in deren Rotation und deren Umlauf.
Mit diesem Verständnis[2] bestimmen eine rotatorische und eine revolutorische[3] Komponente sowie ihr Verhältnis zueinander die Dauer eines sonnenbezogenen Tages; ein solcher Sonnentag kommt damit – entgegen einem verbreiteten Missverständnis – nicht zustande durch eine volle Umdrehung der Erde um sich selbst.
Auch muss ein Tag nicht genauso lange dauern wie der nächste; Tag als solcher ist daher keine Maßeinheit der Zeit im Unterschied zur Sekunde, mit der Tageslängen dann gemessen werden können.
Von dem Grundkonzept ausgehend sind eingeschränkte oder erweiterte, besondere und allgemeine Begriffe des Tages entwickelt worden:
- tags oder Tag nicht näher bestimmt oder bezogen, als Zeit mit Licht, somit des Tageslichts
- lichter Tag, die sonnenerhellte „helllichte“ Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
- voller Tag, bestehend aus den Spannen nachts und tags, zum Beispiel Nychthemeron
- der Tag als ein abgeschlossener Zeitraum, wie zwischen Mitternacht und Mitternacht
- ein Tag als die bemessene Zeitspanne genau festgelegter Anzahl Stunden, meist 24
- ein Tag als ungefähr einer Zeitspanne von beispielsweise 24 Stunden entsprechend
- der Tag als ein durch bestimmte Festlegung seiner Grenzen definierbarer Zeitraum
- Wochentag, mit einer abzählbaren Stelle in der Anordnung einer Reihe von Tagen
- Kalendertag, summierbar in Aufzählung, so umgangssprachlich „aktuelles Datum“
- dieser Tag als ein besonderes Datum ausgezeichnet, wie Geburtstag oder Gedenktag
- subjektiver Tag, wie jemand seine Zeitspanne vom Aufstehen bis zum Schlafengehen erlebt
- kürzere Zeitabschnitte innerhalb eines Tagesablaufs, so etwa als Arbeitstag oder Schultag
- sozialer Tag, wie der Tagesablauf für Teilnehmer in Gesellschaft als üblich organisiert wird
- dem Tag auf der Erde analoge Begriffe, erweitert auf andere Himmelskörper
- ein Standard-Tag als Zeitmaß mit festgelegter Summe von SI-Einheiten Sekunde
- “Tag“ als uneigentlich gebrauchter, beispielsweise metaphorisch übertragener Begriff.
Die Benennung Tag wird also sowohl für ein Zeitmaß, wie für Zeitspannen als auch für Zeitpunkte verwendet. Auf diesen Tag heute als den aktuellen bezogen bezeichnet gestern den vergangenen und morgen den folgenden Tag. Auf den Tag als helle Zeit tags bezogen ist das Gegenteil nachts. Die Begriffe Tag und Nacht können damit einzeln oder zusammen je verschieden gefasst werden. Unterschiedliche Definitionen der Tagesgrenzen – ob dies nun der wahre, scheinbare oder mittlere Aufgang, Untergang oder Durchgang von Rand oder Mitte der Sonne als ein beobachtetes, errechnetes, festgelegtes oder verkündetes Datum sei – sowie die Zeitgleichung, Zeitzonen, Schalttage, Schaltsekunden, Referenzorte und Referenzsysteme führen dazu, dass beispielsweise auch der Anfang eines Kalendertages abhängig vom kulturellen Kontext anders gesetzt werden kann.
Gemeinhin übereinstimmend ist es tags dann, wenn Sonnenlicht direkt ins Auge fällt oder doch fallen kann, und auch dann, wenn dies der Fall sein könnte, aber die Augen zu, Wolken dazwischen, Gebäude im Weg oder nahe Berge davor sind und selbst dann, wenn der Aufenthalt drinnen ist, in einem Bau – unter den Umständen im Bergbau auch unter Tage.
Üblicherweise wird ein lichter Tag zwischen Aufgang und Untergang der Sonne gefasst. Da uns die Sonne nicht punktförmig, sondern als Sonnenscheibe erscheint unter einem Winkel von etwa einem halben Grad, würde es einen Unterschied von gut 2 Zeitminuten ausmachen, wenn man sich dabei auf die Sonnenmitte anstatt der ersten und letzten Sonnenstrahlen bezöge. Wollte man daneben berücksichtigen, dass infolge der Brechkraft irdischer Atmosphäre die Sonne über dem Horizont erscheinen kann, auch wenn sie ohne diese Lufthülle nicht zu sehen wäre, so würde in unseren Breiten für den Strahlengang eine Refraktionskorrektur von jeweils etwas mehr als einem halben Grad für Aufgang und Untergang nötig sein; durch die brechenden Luftschichten scheint uns die Sonne somit etwa 5 Minuten länger.
Wenn nicht der mathematisch auf einen idealen Horizont bezogene Tagbogen der Sonne zugrunde gelegt wird, sondern der tatsächliche – als der aufgrund des aktuellen Standortes für den natürlichen Horizont reale – Sonnenlauf in Betracht gezogen wird, dann hängt der lichte Tag für ein bestimmtes Datum nun nicht nur von der geographischen Lage ab, sondern er kann zudem je nach topographischer Umgebung im Gelände und Beobachtungshöhe über Grund deutlich verschieden sein.
Wegen Reflexion und Streuung an Partikeln der Erdatmosphäre erreicht auch nach Untergang und auch vor Aufgang der Sonne Licht indirekt die Oberfläche. Auf der Erde ist der Tag daher nicht scharf gegen die Nacht als plötzliche Dunkelheit abgesetzt und es gibt hier als Abendgrauen zu Nachtbeginn und Morgengrauen zu Nachtende Übergangszeiten von Dämmerung, die äquatornah nur kurz währen und polwärts dann zunehmend länger dauern. Sie lassen sich nach dem Helligkeitsgrad beziehungsweise nach dem geometrischen Stand der Sonne unter dem Horizont abstufen in bürgerliche (im Buch den Schriftsatz erkennen können, bis 6°) und nautische (auf dem Meer die Horizontlinie Kimm erkennen können, bis 12°) sowie astronomische Dämmerung (am Himmel zunehmend mehr Sterne erkennen können, bis 18°), bis dass der Hintergrund dann nicht mehr dunkler wird oder nachtschwarz ist. Betrachtet man die Erde mit einer Perspektive vom All aus, so erscheint auf der Erdscheibe die Grenze zwischen Licht- und Schattenseite, ihr solarer Terminator, infolge der streuenden Lufthülle unscharf.
Mit Blick auf die Erde als Ganze und einer Kugel ähnlich, global gesehen, entsprechen dem Aufgang und Untergang der Sonne je eine über die Erdoberfläche ziehende Nacht-Tag- beziehungsweise Tag-Nacht-Grenze; diese fassen also zwischen sich schattenseits Nacht und lichtseits lichten Tag. Die fortlaufende Verschiebung der Licht-Schatten-Grenzen bezüglich Orten der Oberfläche, nun lokal gesehen bis hin zur Wiederholung der gleichen Stellung für einen Ort, bildet so einen vollständigen Tag-Nacht-Zyklus. Dieser Umfang wird auch ein voller Tag genannt und kann denn als Tagesspanne unterschiedlich bestimmt werden, grob zwischen Morgen und Morgen oder Abend und Abend, oder genauer zwischen Mittag und Mittag oder aber Mitternacht und Mitternacht, wie in der zurzeit gebräuchlichen Form.
Herkömmlich wird die Dauer eines Tages definiert als jener Zeitumfang, den die Erde oder ein Himmelskörper braucht, um eine einzelne Drehung in Bezug auf einen Stern zu vollziehen, präzise gemessen von einer Kulmination zur nächsten folgenden beziehungsweise von Durchgang zu Durchgang desselben Meridians. In Hinsicht auf einen fernen Stern, als fixiert angenommen, wäre dies ein Siderischer Tag und gleichwertig einer vollständigen Umdrehung des Körpers um sich selbst. Im Hinblick auf die Sonne, bezogen als zentrales Gestirn, ist dieser Sonnentag nicht gleich einer ganzen Rotationsperiode des Körpers um seine Achse – denn der Lauf um die Sonne würde für sich genommen ja schon einen Tag während des jährlichen Umlaufes allein durch Revolution hervorbringen.
Da die Erde sich nicht auf einer Kreisbahn mit immer gleicher Winkelgeschwindigkeit um die Sonne dreht, sondern ihren elliptischen Orbit verschieden schnell durchläuft, nehmen wahre Sonnentage im Verlauf des Jahres unterschiedliche Zeitspannen ein. Eine zusätzliche Ungleichheit der Tageslängen entsteht dadurch, dass die Rotationen der Erde um ihre Achse nicht exakt dieselbe Periodendauer aufweisen.
Durchschnittlich dauern sonnenbezogene Tage auf der Erde gegenwärtig ungefähr 86.400 Sekunden. Mit dem gerundeten Mittelwert ist der – fiktive, gleichförmig verlaufende – mittlere Sonnentag geschaffen worden, der als sogenannter bürgerlicher Tag zur Grundlage des kalendarischen Zeitbezuges wurde. Bis Ende der 1960er Jahre waren auch die Zeitmaße Stunde, Minute, Sekunde als Bruchteile eines mittleren Sonnentages (des tropischen Jahres 1900) bestimmt. Heute steht neben einer solchen Sonnensekunde die Atomsekunde, mit der nun die Maßeinheit der Zeit als SI-Sekunde international gültig festgelegt wird.
Tag als Zeitmaß
Einheit | |
---|---|
Norm | Zum Gebrauch mit dem SI zugelassen, Richtlinie 80/181/EWG |
Einheitenname | Tag |
Einheitenzeichen | $ \mathrm {d} $ [1] |
Beschriebene Größe(n) | Zeit, Zeitspanne, Dauer |
Größensymbol(e) | $ t;\,T;\;\,\tau ,\,\mathrm {T} $ |
Dimensionsname | Zeit |
Dimensionssymbol | T |
In SI-Einheiten | $ \mathrm {1\,d=86\,400\,s} $ |
Abgeleitet von | d .. lat. dies (Tag) |
Siehe auch: Jahr, Monat, Stunde, Minute Anm.:[1] ein hochgestelltes $ \mathrm {{}^{d}} $ ist nicht normgerecht, aber üblich |
Im Messwesen wird eine Maßeinheit „Tag“ der physikalischen Größe Zeit (Dauer) als ein bestimmtes Vielfaches der Basiseinheit Sekunde des Internationalen Einheitensystems (SI) definiert. Das Einheitenzeichen ist der kleine Buchstabe „d“, nach dem lateinischen Wort dies für Tag.
Die Einheit „Tag“ ist selbst keine konforme SI-Einheit, darf aber als gesetzliche Maßeinheit zusammen mit SI-Einheiten verwendet werden. Die Definition ist so gewählt, dass „d“ ungefähr der mittleren Dauer von sonnenbezogenen Tagen auf der Erde entspricht.
Da die natürlich auftretenden Sonnentage infolge der periodischen Schwankungen und auch wegen nicht periodischer Verschiebungen ja verschieden lange dauern, ergeben sich denn Differenzen zu einem Bezugsmuster, dem die Maßeinheit „d“ als Standard für Tag zugrunde gelegt wird. Erst mit einem Referenzsystem im Hintergrund kann dann für die unterschiedlichen Zeitspannen tatsächlicher Tage über die Zeitgleichung ein wiederholbares Zeitmaß konstruiert, auf eine Maßeinheit bezogen und durch Schaltsekunden gegebenenfalls angepasst werden.
In ähnlicher Weise wird heute die Koordinierte Weltzeit (UTC) gebildet.
Kalendertag
Der Kalendertag ist in der Kalenderrechnung als Zeitspanne neben dem Kalenderjahr und bisweilen dem Kalendermonat die grundlegende Größe. Beginn und Ende eines solchen Tages sind abhängig von der Zeitzone auf die sich die Angabe bezieht.
Gregorianischer Kalendertag
In dem bei uns gebräuchlichen gregorianischen Kalender ist ein Tag die Zeitspanne von einer Mitternacht bis zur nächsten Mitternacht.
- Eine Zeitspanne von 24 Stunden, die um 00:00 Uhr beginnt und um 24:00 Uhr endet. 24:00 Uhr fällt mit dem Beginn des nächsten Tages zusammen (ISO 8601)
Eine Kombination wie 5. Mai, also bestimmt durch Monat und Tagesnummer, aber ohne Jahr, nennt man einen Kalendertag.
Die Kalendertage werden nach der ISO 8601 innerhalb eines Monats von „1“ ausgehend als Kalenderdatum fortlaufend nummeriert und in einem Datumsformat schriftlich fixiert. Außerdem wird ihnen, von Monat und Jahr unabhängig, in fester Reihenfolge ein Wochentag zugewiesen. Damit beschreibt das Datum des Tages eine fortlaufende Zeitskala (lineare Zeit), in Unterscheidung zum Wochentag, das sich in seinem Ablauf regelmäßig wiederholt (zyklische Zeit).
Tage in anderen Kalendersystemen
Der Tagesbeginn um Mitternacht ist eine Übereinkunft angelehnt an Konventionen der Astronomie. Andere Kalendersysteme setzen den Tagesbeginn auf den Sonnenaufgang. Im jüdischen und islamischen Kalender umfasst der Tag die Zeit von einem Sonnenuntergang bis zum nächsten Sonnenuntergang. Diese Auffassung war im europäisch-vorderasiatischen Raum insgesamt lange vorherrschend. Die römische Zählung der Nachtstunden (vigiliae) und bestimmte Elemente des christlichen Ritus können als Beispiele genannt werden. Das bekannteste Beispiel dürfte der Beginn des Weihnachtsfestes (25. Dezember) bereits an seinem Vorabend sein, der nach moderner Rechnung noch zum 24. Dezember gehört (Heiligabend). Die Setzung des Tagesbeginns auf den Sonnenuntergang ist besonders in Kombination mit Mondkalendern zweckmäßig, bei denen der Monat ebenfalls abends mit der dann sichtbaren neuen Mondsichel beginnt.
Siehe auch:
- altägyptischer Tag, zeitliche Aufteilung des Tages im Alten Ägypten
- mesopotamischer Tag, Nychthemeron, zeitliche Aufteilung des Tages im Alten Orient
Eine Besonderheit sind die synodischen lunaren Tage Tithi der Vedischen Zeitrechnung, die in ihrer Dauer zwischen 19 und 26 Stunden variieren, mit 1 masa (Lunarmonat) = 30 tithi
Astronomische Tage
Es gibt verschiedene dem Kalendertag ähnliche Größen, die ihren Ursprung in den komplexen Bewegungen der Himmelskörper und den verschiedenen Bezugspunkten himmelsmechanischer Berechnungen haben:
- Wahrer Sonnentag
- Die Zeitspanne von einem Sonnenhöchststand bis zum nächsten Sonnenhöchststand. Auf dem Sonnentag basiert die Sonnenzeit, das ist die Wahre Ortszeit (WOZ).
- Mittlerer Sonnentag oder Bürgerlicher Tag
- Das ist in etwa das Jahresmittel der wahren Sonnentage. Der Mittlere Sonnentag, auch Bürgerlicher Tag genannt, stimmt nahezu mit dem Kalendertag überein; gelegentlich wird aber durch das Einfügen von Schaltsekunden aufgrund der nicht konstanten Erdrotation die Tageslänge verändert. Diese Anpassungen synchronisieren die Weltzeit mit der Universalzeit und der Atomzeit.
Dauer: 24 Stunden (plus/minus 1 Sekunde)
- Siderischer Tag
- Die Umdrehungszeit der Erde in Bezug auf die Fixsterne. Der Siderische Tag (im Englischen "stellar day") bezieht sich also nicht auf die Belichtung durch die Sonne, sondern auf das Licht anderer ferner Sterne, die als feststehend angenommen werden.
Dauer: rund 23 Stunden 56 Minuten 4 Sekunden
- Sterntag
- Die Umdrehungszeit der Erde in Bezug auf die Kulmination des Frühlingspunktes wird – nicht ganz treffend – als Sterntag bezeichnet (im Englischen "sidereal day"). Auf dem Sterntag beruht die Sternzeit; seine Dauer ist nur im Tausendstelsekundenbereich vom Siderischen Tag verschieden, für exaktere astronomische Berechnungen aber von Bedeutung.
- Ephemeridentag
- Der Tag, der auf der Ephemeridensekunde beziehungsweise der Ephemeridenzeit aufbaut, heißt Ephemeridentag.
Für die Festlegung der Weltzeit oder zum Auffinden von Sternörtern wird die Sonnenzeit beziehungsweise die Sternzeit in Referenz auf den Nullmeridian angegeben.
- Außerirdische Tage
In allgemeinerer Form wird unter einem Tag die Zeitspanne zwischen zwei aufeinanderfolgenden gleichen oder vergleichbaren Belichtungsphasen auf einem Himmelskörper verstanden. Bezogen auf dessen Belichtung durch das umlaufene Zentralgestirn ergibt sich ein Tag dann, wenn die Rotationsbewegung des Körpers und seine Umlaufbewegung zueinander ins Verhältnis gesetzt werden nach ihrer Dauer, Ebene und Richtung.
So gibt es neben dem Tag auf der Erde beispielsweise auch einen „Marstag“ („Sol“ genannt) und einen „Merkurtag“; gemessen in irdischen Zeitnormen – d als Maßeinheit Tag auf Basis der SI-Sekunde – dauert ein Tag auf dem Mars etwa 24 Stunden und 40 Minuten und auf Merkur etwa 176 Tage d. Der „Mondtag“ als Tag auf dem Erd-Mond ist im Mittel etwa 29,53 Tage d lang; diesem entspricht dann eine Periode der Mondphasen, wenn sie von der Erde aus betrachtet werden – von einem Neumond bis zum nächsten Neumond ist das gleich einem synodischen Monat.
- Frühere irdische Tage
Da die Rotation der Erde im Laufe der Zeit abgebremst wird – insbesondere durch Gezeitenwirkungen des Mondes – werden künftige Erdtage tendenziell länger; umgekehrt dauerte ein Tag auf der Erde früher nicht so lange wie heute. Vor etwa 600 Millionen Jahren vollzog die Erde eine volle Drehung um sich selbst in etwa 22 heutigen Stunden. Da der Umlauf um die Sonne etwa genauso lange wie heute dauerte, hatte ein Jahr damals knapp 400 Sonnentage. Belege dafür finden sich unter anderem in den zyklisch abgelagerten Sedimenten (Warven) präkambrischer Gesteine.
Für die sehr junge Erde vor etwa 4,5 Milliarden Jahren ergaben numerische Simulationen eine Tagesdauer von etwa 6 Stunden. Die Verhältnisse noch früherer Zeiten vor der Entstehung des Mondes und einer mutmaßlich vorangegangenen Kollision des hypothetischen Protoplaneten Theia mit der Proto-Erde lassen sich nur schwer rekonstruieren.
Lichter Tag
Als lichten Tag bezeichnet man die Zeitspanne, die von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang reicht, also den helllichten Tag mit Tageslicht und so auch den durch Sonnenlicht erhellten Abschnitt eines Kalendertages, in dem es nicht „Nacht“ ist. In den antiken Kulturen und auch noch während des Mittelalters war der Unterschied zwischen Tag und Nacht gleich dem von hell und dunkel und somit von weitaus größerer Bedeutung als in den meisten heutigen Gesellschaften, deren Lebensrhythmus durch eine künstliche Beleuchtung verschiebbar geworden ist.
Dem Begriff des lichten Tags entspricht idealisiert der astronomische Begriff Tagbogen der Sonne. Während der helle Tagesabschnitt in äquatornahen Regionen ungefähr gleich bleibt, hängt seine Länge mit zunehmender Äquatorferne stärker von Standort und Jahreszeit ab. Im mittleren Mitteleuropa zum Beispiel dauert der lichte Tag minimal rund 8 Stunden im tiefen Winter und etwa doppelt so lange mit maximal rund 16 Stunden im hohen Sommer – wenn die Sonne je ihren tiefsten oder ihren höchsten Stand mittags über dem Horizont erreicht, im Laufe eines Jahres. Zu diesen Solstitien oder Sonnenwenden kehrt sich der Trend nun jeweils um und die lichten Tage werden wieder länger (vor Beginn der Weihnachtszeit) beziehungsweise wieder kürzer (ab Mittsommer). Bei Gebrauch der astronomischen Bestimmungen für die kalendarischen Jahreszeiten markieren diese Termine dann allerdings nicht mehr die Mitte von Sommer oder Winter, sondern definieren deren Anfang.
Jenseits einer geografischen Breite von etwa 66°, dem Polarkreis, treten um die Termine der Sonnenwenden nun auch – polwärts zunehmend längere – Zeitspannen auf, in denen die Sonne während einer Rotationsperiode gar nicht mehr über dem Horizont erscheint beziehungsweise gar nicht mehr untergeht. Da nach Sichtbarkeit der Sonne dann Tageslängen nicht anders zu bestimmen sind, werden diese Spannen als Polarnacht beziehungsweise Polartag bezeichnet; sie können bis zu einem halben Jahr dauern, arktisch am Nordpol oder antarktisch am Südpol.
Subjektiver und sozialer Tag
Im täglichen Leben wird der subjektive Tag, englisch auch awake time period, durch den Rhythmus von Aufstehen und Schlafengehen bestimmt. Der Tag wird oft in die Abschnitte Nacht, Morgen, Vormittag, Mittag, Nachmittag, Abend und Mitternacht gegliedert. Mittag und Mitternacht können dabei sowohl die genaue Uhrzeit wie auch ungefähre Zeitspannen bezeichnen.
Biologische Rhythmen treten mit verschiedener Periodendauer auf − mehrere Jahre, einem Jahr oder Monat oder Tag gleich oder auch kürzere ultradiane Zeitspannen – und können als wiederholte Muster der Anpassung innerer Zustände an äußere Umstände verstanden werden. Dabei wird die Änderung der inneren Prozessbereitschaft eines Organismus als endogener Rhythmus organisiert und über gewisse Signale an die zeitlichen Schwankungen im Ablauf von Veränderungen seiner Umgebung gekoppelt. Verändert sich die Umgebung kaum oder fehlen entsprechende externe Signale, so läuft der endogene Rhythmus frei mit einer eigenen Periodenlänge. Beträgt die ungefähr einen Tag, wird von Circadianem Rhythmus gesprochen. Erzeugt wird dieser endogene Circadiane Rhythmus in einem Organismus – man findet ihn bei Pflanzen und Tieren wie dem Menschen – durch ein schwingendes Teilsystem, Oszillator oder Innere Uhr genannt, das als Schrittmacher fungierend nun mögliche Takte als Phase vorgibt, deren Länge oder Intervall dann über äußere Reize, Zeitgeber genannt, feiner abgestimmt wird. Dadurch können innere und äußere Verhältnisse hinsichtlich ihrer zeitlichen Struktur in Einklang gebracht werden und so synchron sein wie innere Schwingungen veränderten äußeren Schwankungen angeglichen wurden (Entrainment).
Die meisten chronobiologisch untersuchten Lebewesen konstruieren den passenden tatsächlichen Tagesrhythmus mit Licht als dem wichtigstem Zeitgeber; für die Organisation passender natürlicher Bezüge wirkt also das Licht des Tages zeitgebend.
Für die überwiegende Mehrzahl der Menschen fallen innerlich erlebter subjektiver Tag und äußerlich verlangter „objektiver“ Zeitbezug wenig auseinander. In den gemäßigten Breiten korrespondiert allerdings der Tagesablauf gegenwärtig zumeist nicht mehr mit dem lichten Tag; im Sommerhalbjahr erwacht man erst lange nach Tagesanbruch, im Winter wird man schon vorher wach – und während die Sonne über dem Horizont steht, halten sich viele Menschen gar nicht im Freien auf. Das wird als eine der Ursachen der saisonalen Depression (Winterdepression) gesehen; die Stärke künstlicher Beleuchtung beträgt nur Bruchteile der Leuchtdichte eines natürlich hellen Tages.
Weniger leicht ist die Situation für Menschen, deren subjektiver Tag oft oder regelmäßig nicht dem bürgerlichen Tagesablauf (sozialer Tag) folgt, so etwa bei Schichtarbeit. Solche Personen bezeichnen intuitiv die Zeit nach Mitternacht als zum vorhergehenden Tag gehörig. Die Verschiebung zum Kalendertag fällt ihnen dann etwa beim Verfassen schriftlicher Datumsangaben auf, da die Kommunikation zur – schlafenden – übrigen Gesellschaft eingeschränkt ist. Problematischer aber ist die Verschiebung des Schlafrhythmus gegen den lichten Tag, die auch zu gesundheitlichen Störungen (shift work sleep disorder) führen kann oder beim Wachdienst die gefürchtete Hundswache verursacht. Endgültig verwirrend wird die Situation, wenn der persönliche Tag sich soweit verschiebt, dass er sich mit dem nächsten sozialen Tag überschneidet, wie es bei nächtlicher Schichtarbeit oder auch bei gravierenden Schlafstörungen auftreten kann. Menschen, deren persönlicher Tag als individueller Lebensstil permanent gegenüber dem lichten Tag verschoben scheint, bezeichnet man als Nachtmenschen.[4]
Eine andere Problematik ergibt sich aus der möglichen Zeitverschiebung gegenüber anderen Zeitzonen. Bei der Kommunikation mit Menschen, deren Ortszeit beträchtlich von der eigenen abweicht, ist eine Abklärung, welcher Tag dort heute ist, unabdingbar. Im modernen computerunterstützen Leben wird das durch Zeitzonenuhren unterstützt, oder die Funktion, dass E-Mails in UTC datiert und erst vor Ort umgerechnet werden. Bei Fernreisen in andere Zeitzonen tritt aufgrund der Desynchronisation der inneren Uhr mit verschiedenen örtlichen lichten Tagen der Jetlag auf.
- Siehe auch: Zeitwahrnehmung, Chronopsychologie, Chronobiologie
Tagewerk
Im Mittelalter, aber auch noch bis in das frühe 19. Jahrhundert – und in vielen Weltgegenden außerhalb Europas bis heute – wird den ganzen Tag von „früh bis spät“ gearbeitet, der Arbeitstag – die tägliche Arbeitszeit – beträgt bis zu 16 Stunden. Das Tagewerk ist synonym zur dabei verrichteten Arbeit. Bis heute ist es Pflicht des Arbeitnehmers, ausgeruht zur Arbeit zu erscheinen, daher zählt die Nacht als Schlafzeit zu den Verpflichtungen des arbeitenden Menschen. Erst damit, dass gesetzliche Regeln über die erlaubte maximale tägliche Arbeitszeit (Arbeitszeitgesetze) eingeführt werden, tut sich nach der Arbeit ein Zeitfenster auf, das weder für Arbeit noch für Ruhe genutzt werden muss. Am Anfang der geschichtlichen Entwicklung ist das der Feierabend, der nur ein, zwei Stunden beträgt. Mitte des 20. Jahrhunderts aber reduziert sich die tägliche Arbeitszeit von 10 auf meist 8 Stunden, und der beträchtliche Zeitraum bekommt den Namen Freizeit, als „freie“ Zeit zwischen Tag und Nacht.
Ähnlich verlaufen die Entwicklungen beim Schultag und der Unterrichtszeit.
Heute kommt dieser Begriff des Tages als Arbeitszeit hauptsächlich in manchen sprachlichen Wendungen zum Ausdruck, etwa Halbtagsarbeit, der Frage „Wie war der Tag?“ (auch wenn das Kind zu Mittag nach Hause kommt), „mit seinem Tagewerk zufrieden sein“, und dem „Feierabend“ als Ende der Arbeitszeit am späten Nachmittag.
Noch heute werden viele Feiertage schon am Vorabend begangen, zum Beispiel als Heiligabend oder Nikolausabend, denn in manchen früheren Kalendern im europäischen Raum begann der neue Tag ähnlich wie in jüdischen und islamischen Kalendern nicht erst um Mitternacht, sondern schon mit der lokalen Abenddämmerung, und so ein Feiertag mit dem Feierabend.
Siehe auch
- Jahr und Tag – eine alte Rechtsfrist
- Gedenktag, Tag des Herrn – ausgezeichnete spezielle Tage
- Tagesspiegel, Tageschronik
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Brüder Grimm: Deutsches Wörterbuch, nach Das Deutsche Wörterbuch retrodigitalisiert von Uni Trier; Eintrag unter TAG
- ↑ dargelegt in “De Revolutionibus Orbium Coelestium“ durch Nicolaus Copernikus; später aufgefasst als Kopernikanische Wende
- ↑ daran anschließend beschreibt Johannes Kepler in “Astronomia Nova“ den Umlauf – anstelle eines Kreisens auf Sphären – als Bewegung auf einer elliptischen Bahn und formuliert die Keplerschen Gesetze
- ↑ Forscher untersuchen innere Uhr des Menschen. In: CORDIS. Amt für Veröffentlichungen der EC, 23. Januar 2007, abgerufen am 22. September 2009 (Zur Studie T. Roenneberg, et al.: The human circadian clock entrains to sun time. Current Biology, 2007, 17: R44-R45.). vgl. EUCLOCK: Humans, Forschungsproject der EU zu Chronobiolgie, Subprojekt Humanforschung an der Universität Basel.