Rhodonit
Rhodonit | |
Rhodonitkristall mit deutlich triklinem Habitus aus Minas Gerais, Brasilien | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
(Mn2+)SiO3 |
Mineralklasse | Silikate und Germanate 9.DK.05 (8. Auflage: VIII/F.27) nach Strunz 65.04.01.01 nach Dana |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | triklin-pinakoidal 1[1] |
Farbe | rosa bis rot, bräunlichrot, graugelb |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 5,5 bis 6,5[1] |
Dichte (g/cm3) | 3,57 bis 3,76[1] |
Glanz | Glas- bis Perlmuttglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | muschelig bis uneben |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {110} und {110} gut nach {001}[1] |
Habitus | dicktafelig // {010}, körnig |
Häufige Kristallflächen | {010}, {100}, {001}, {110}, {221}, {221} |
Zwillingsbildung | Lamellen // {010} |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n α = 1,711 bis 1,738 n β = 1,714 bis 1,741 n γ = 1,724 bis 1,751[2] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,013[2] ; zweiachsig positiv |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 58° bis 73°[2] |
Pleochroismus | schwach |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | von HCl langsam angegriffen; schwer anfärbbar; verwittert zu Manganoxiden |
Ähnliche Minerale | Bustamit |
Das Mineral Rhodonit (auch Pajsbergit[3]) ist ein eher selten vorkommendes Kettensilikat aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem und entwickelt meist körnige bis massige Mineral-Aggregate von rosa bis roter, bräunlichroter oder graugelber Farbe, die oft von schwarzen Manganoxid-Adern durchzogen sind. Tafelige bis säulige, an den Ecken oft abgerundete Kristalle gehören eher zu den seltenen Ausbildungsvarianten.
Chemismus
Nach dem offiziellen Datenblatt zum Rhodonit wird die chemische Zusammensetzung mit (Mn2+,Fe2+,Mg,Ca)SiO3[1] angegeben. Dies entspricht jedoch nicht der von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannten Zusammensetzung (Mn2+)SiO3[4] (S. 242), welche allerdings mit der Zusammensetzung des Pyroxmangit[4] (S. 236) übereinstimmt.
Etymologie und Geschichte
Der Name „Rhodonit“ ist abgeleitet aus der Altgriechischen Sprache. Das Wort tritt dort im attischen Dialekt als ῥόδον [rʰódon] bzw. im aiolischen Dialekt βρόδον [brʰódon] „Rose(nduft)“ auf und ist schon im Mykenischen Griechisch als <wo-do-we> /u̯rodóu̯en/ „das rosige/rosenduftige“ belegt. Es ist im Armenischen als „vard“ und im Lateinischen als „rosa“ zu finden und über das Lateinische ins deutsche Wort „Rose“ übergegangen.
Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde das Mineral 1819 durch Christoph Friedrich Jasche, der es auch aufgrund seiner Farbe nach dem griechischen Wort für Rose benannte. Als Typlokalität gilt der Fundpunkt Schävenholz bei Elbingerode (Harz).
Klassifikation
In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) gehört der Rhodonit zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“. Die neue Strunz'sche Mineralsystematik unterteilt hier allerdings inzwischen präziser nach Aufbau und Struktur der Silikatketten und das Mineral steht entsprechend in der Unterabteilung der „Ketten- und Bandsilikate mit 5-periodischen Einzelketten“.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Rhodonit in die Abteilung der „Kettensilikate mit einfachen, unverzweigten Ketten, W=1 mit Ketten P=5“, wo er als Leitmineral zusammen mit Babingtonit, Manganbabingtonit, Nambulit, Natronambulit, Marsturit, Lithiomarsturit und Scandiobabingtonit die Unterabteilung der Rhodonitgruppe bildet.
Modifikationen und Varietäten
Als Fowlerit werden Rhodonite mit bräunlichem oder gelblichem Stich bezeichnet, wie sie unter anderem in Franklin/New Jersey gefunden wurden.[5]
Bildung und Fundorte
Rhodonit bildet sich hauptsächlich in manganreichen, metamorphen Gesteinen, kann aber auch durch hydrothermale Vorgänge in Erzgängen entstehen. Begleitminerale sind unter anderem Alleghanyit, Calcit, Franklinit, Galaxit, Galenit, Grunerit, Magnetit, verschiedene Manganoxide, Spessartin, Tephroit und Willemit.
Bisher konnte Rhodonit an rund 700 Fundorten nachgewiesen werden (Stand: 2009)[6], so unter anderem in Argentinien; in mehreren Countys von New South Wales in Australien; Municipio Todos Santos in Bolivien; Bahia, Paraíba und Minas Gerais in Brasilien; Bulgarien; mehreren Regionen von China; Costa Rica; Bayern (Spessart), Hessen (Odenwald), Niedersachsen (Harz), Rheinland-Pfalz (Eife) und Sachsen-Anhalt (Harz) in Deutschland; Vaasa in Finnland; Lothringen und Midi-Pyrénées in Frankreich; Griechenland; England und Wales in Großbritannien; Indien; Indonesien; in mehreren Regionen von Italien; Hokkaidō, Honshū, Kyūshū, Shikoku und auf den Nansei-Inseln in Japan; Kanada; Kirgisistan; Toliara auf Madagaskar; mehreren Regionen von Mexiko; bei Grootfontein in Namibia; Otago in Neuseeland; Nordkorea; Norwegen; mehreren Regionen von Peru; auf der Philippineninsel Luzon; bei Castro Verde in Portugal; an jeweils mehreren Fundpunkten der Regionen Kärnten, Salzburg, Steiermark und Tirol in Österreich; Rumänien; mehreren Regionen von Russland; Saudi-Arabien; mehreren Regionen von Schweden; in den schweizer Kantonen Graubünden, Kanton Uri und Wallis; Banská Bystrica und Košice in der Slowakei; Südafrika; Andalusien und Katalonien in Spanien; Taiwan; Böhmen in Tschechien; Türkei; sowie in vielen Regionen der USA.
Kristallstruktur
Rhodonit kristallisiert triklin in der Raumgruppe C1 mit den Gitterparametern a = 9,8381 Å; b = 10,5361 Å; c = 12,2381 Å; α = 108,697°; β = 103,335° und γ = 82,191°[7] sowie 20 Formeleinheiten pro Elementarzelle[1].
Verwendung als Schmuckstein
Rhodonit wird ausschließlich zu Schmucksteinen verarbeitet und kommt geschliffen in Form von Tafelsteinen, Cabochonen und Perlen für Halsketten oder anderen kunstgewerblichen Gegenständen in den Handel. Durchsichtige Varietäten erhalten auch einen Facettenschliff.[5]
Je nach Farbnuance und Qualität in Bezug auf Reinheit und Transparenz besteht Verwechslungsgefahr mit anderen Mineralen wie dem rosafarbenen, jedoch meist weiß gestreiften Rhodochrosit; dem ebenfalls rosa bis roten Thulit, einer manganhaltigen Varietät des Zoisit; dem chemisch gleichen Pyroxmangit; den Granatmineralen wie z. B. Spessartin und Hessonit; den roten Spinell- und Turmalinvarietäten.[5]
Esoterik
In der Esoterik gilt Rhodonit als Heilstein mit Einfluss auf das Sakral- und Herzchakra und soll schmerzlindernd und beruhigend wirken. Je nach Quelle ist er dem Tierkreiszeichen Stier[8] oder Krebs[9] zugeordnet. Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit liegen jedoch nicht vor.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Mineraldatenblatt - Rhodonite (englisch, PDF 74,6 kB)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Mindat - Rhodonite (englisch)
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
- ↑ 4,0 4,1 IMA/CNMNC List of Mineral Names - Rhodonite (englisch, PDF 1,8 MB)
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlag, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3, S. 184.
- ↑ Mindat - Localities for Rhodonite
- ↑ American Mineralogist Crystal Structure Database - Rhodonite (englisch, 2005)
- ↑ Heilsteine-Lexikon - Rhodonit
- ↑ Lexikon "Alternativ heilen" - Rhodonit
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 244.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 734.
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin/ Heidelberg/ New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 96.
- G. Strübel, S. H. Zimmer: Lexikon der Minerale. Enke Verlag, Stuttgart 1991, ISBN 3-432-92722-3.
Weblinks
- Mineralienatlas:Rhodonit (Wiki)
- Neues Journal für Chemie und Physik in Verbindung - Über die Manganerze des Unterharzes (abgerufen am 27. November per Google-Buchsuche)