Reserpinsäure
Strukturformel | |||||||||||||||
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Allgemeines | |||||||||||||||
Name | Reserpinsäure | ||||||||||||||
Andere Namen |
Reserpsäure | ||||||||||||||
Summenformel | C22H28N2O5 | ||||||||||||||
CAS-Nummer | 83-60-3 | ||||||||||||||
PubChem | 65747 | ||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
kristalliner Feststoff [1] | ||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||
Molare Masse | 400,6 g·mol−1 | ||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||
Löslichkeit | |||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||
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Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Bei der Reserpinsäure handelt es sich um ein Indolalkaloid aus der Reihe der Epialloyohimbane. Die Struktur wurde 1954 im Rahmen intensiver Beschäftigung mit den Rauvolfia-Alkaloiden aufgeklärt.[7] Erst 1982 wurde Reserpinsäure aus pflanzlichem Material aus Rauvolfia vomitoria isoliert.[1] Davor war sie lediglich als Metabolit des arzneilich genutzten Reserpin bekannt gewesen, aus dem sie durch Hydrolyse der beiden Esterbindungen entsteht und dessen Grundgerüst sie bildet. Reserpinsäure gilt – wie auch die sonstigen Abbauprodukte von Reserpin – als im Wesentlichen pharmakologisch inaktiv,[8][9] wenngleich es Hinweise darauf gibt, dass sie wie dieses – jedoch in äußerst geringem Umfang – an vesikuläre Monoamintransporter bindet und damit die Aufnahme von Katecholaminen in Speichergranula stört.[4]
Reaktionen
Reserpinsäure bildet das Grundgerüst von Reserpin. Aufgrund dieser strukturellen Ähnlichkeit lassen sich aus ihren Reaktionen Rückschlüsse auf die Reserpin-Struktur ziehen. Vor allem zwei Reaktionen trugen zu deren Aufklärung und Zuordnung zu den Epialloyohimbanen bei:
Lactonbildung
Da die Carboxygruppe am C-16 und die Hydroxygruppe am C-18 der Reserpinsäure leicht miteinander reagieren und dabei unter Wasserabspaltung ein Lacton ausbilden, müssen beide auf derselben Seite des Rings liegen.[10]
Quaternisierung
Wird die C-16-ständige Carboxygruppe zuerst mit Lithiumalanat zu einem primären Alkohol reduziert und dieser Alkohol in einem zweiten Schritt mit Tosylchlorid kondensiert, geht das C-22 (das Kohlenstoffatom der reduzierten ehemaligen Carboxygruppe) spontan eine Bindung mit dem Stickstoffatom in Position 4 ein, wodurch dieses eine positive Ladung bekommt. Zusammen mit dem abgehenden Tosylat-Anion ergibt das entstandene quartäre Ammoniumion ein Salz.
Damit der Angriff des partiell positiv geladenen C-22 auf das freie Elektronenpaar des N-4 in dieser Form gelingt, müssen die an die Kohlenstoffatome 15 und 20 gebundenen Wasserstoffatome in α-, das an C-3 gebundene in β-Stellung stehen.[10]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Malik, Afza: Reserpic Acid, Gallic Acid, and Flavonoids from Rauwolfia vomitoria. In: Journal of Natural Products (1983), Vol. 46, S. 939–941.
- ↑ Reserpinsäure bei ChemIDplus.
- ↑ 3,0 3,1 Datenblatt Reserpinsäure bei Carl Roth, abgerufen am 14. Dezember 2010.
- ↑ 4,0 4,1 Chaplin, Cohen, Huettl, Kennedy, Njus, Temperley: Reserpic Acid as an Inhibitor of Norepinephrine Transport into Chromaffin Vesicle Ghosts. In: The Journal of Biological Chemistry (1985), Vol. 260, S. 10981–10985.
- ↑ Diese Substanz wurde in Bezug auf ihre Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
- ↑ Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
- ↑ Huebner, MacPhillamy, André, Schlittler: Rauwolfia Alkaloids. XV. The Constitution of Reserpic Acid: Position of Substituents in Ring E. In: Journal of the American Chemical Society (1955), Vol. 77, S. 472–475.
- ↑ Cohen: Reserpine. In: Sadée (Hrsg.): Drug Level Monitoring. John Wiley & Sons, New York/Chichester/Brisbane/Toronto, 1980. ISBN 0-471-04881-X. S. 415–417.
- ↑ Hänsel, Sticher: Pharmakognosie – Phytopharmazie. Springer, Heidelberg, 2007. ISBN 3-540-26508-2. S. 1421.
- ↑ 10,0 10,1 Auterhoff: Lehrbuch der Pharmazeutischen Chemie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1983. ISBN 3-8047-0714-9. S. 399.