Pseudobrookit
Pseudobrookit | |
Pseudobrookit-Kristall in deutlich orthorhombischer Ausbildung und typischer Streifung auf der linken Seite Größe: 0,8 mm | |
Chemische Formel |
[(Fe3+)2Ti]O5 |
Mineralklasse | Oxide und Hydroxide 4.CB.15 (8. Auflage: IV/C.24) nach Strunz 07.07.01.01 nach Dana |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | orthorhombisch-dipyramidal $ 2/m\ 2/m\ 2/m $ [1] |
Farbe | rotbraun, bräunlichschwarz |
Strichfarbe | rötlichbraun bis gelblichbraun |
Mohshärte | 6 |
Dichte (g/cm3) | 4,33 bis 4,39 [2] |
Glanz | Metallglanz, Diamantglanz, Fettglanz |
Transparenz | undurchsichtig, durchscheinend in dünnen Schichten |
Bruch | uneben bis muschelig |
Spaltbarkeit | deutlich nach {102} [2] |
Habitus | kurz- bis langprismatische Kristalle |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 2,350 ; nβ = 2,390 ; nγ = 2,420 [3] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,070 [3] ; zweiachsig positiv |
Optischer Achsenwinkel | 2V = gemessen: 50° ; berechnet: 80° [3] |
Pseudobrookit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung [(Fe3+)2Ti]O5[4] und entwickelt meist kurz- bis langprismatige Kristalle oder radialstrahlige, büschelige Mineral-Aggregate von bis zu 7 cm Größe und rotbrauner bis bräunlichschwarzer Farbe.
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Pseudobrookit 1878 am Magura Uroiului bei Uroi (Arany) im rumänischen Kreis Hunedoara und beschrieben durch Anton Koch (ungarisch: Antal Koch, 1843-1927), der das Mineral aufgrund seiner Ähnlichkeit und Verwechslungsgefahr mit Brookit nach diesem mit dem griechischen Wortzusatz ψευδ~ für „falsch, unecht, vorgetäuscht“ benannte.
Klassifikation
In der alten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehörte der Pseudobrookit zur Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3“, wo er zusammen mit Armalcolit und Pseudorutil eine eigene, unbenannte Gruppe bildet.
Seit der 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik sind die Abteilungen der Oxid-/Hydroxid-Klasse allerdings präziser unterteilt nach der Größe der Kationen und teilweise neu benannt worden. Pseudobrookit steht nun in der Unterabteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3, 3 : 5 und vergleichbare sowie mittelgroßen Kationen“, wo er zusammen mit Armalcolit und Mongshanit die unbenannte Gruppe 4.CB.15 bildet.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Pseudobrookit ebenfalls in die Klasse der Oxide und Hydroxide, dort allerdings in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide mit verschiedenen Formeln“, wo er zusammen mit Armalcolit und dem bisher nur mit der System-Nr. IMA2000-016 ausgestatteten Mineral die unbenannte Unterabteilung 7.7.1 bildet.
Bildung und Fundorte
Pseudobrookit bildet sich als pneumatolytisches Zersetzungsprodukt von Ilmenit in titanreichen Andesiten, Rhyolithen, Basalten und anderen Vulkaniten. Dort tritt er in verschiedenen Paragenesen neben Ilmenit unter anderem auch mit Apatit, Beryll, Bixbyit, verschiedenen Glimmern, Hämatit, Kassiterit, Magnetit, Quarz, Sanidin, Spessartin, Topas, Tridymit.
Bisher konnte Pseudobrookit an rund 130 Fundorten (Stand: 2010) nachgewiesen werden, so unter anderem in Algerien, Australien, Brasilien, Bulgarien, Chile, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Japan, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Österreich, Rumänien, Russland, Slowakei, Spanien, Südafrika, Tansania, Tschechien, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten (USA).[5]
Morphologie
Im Allgemeinen zeigen Pseudobrookit-Kristalle einen kurz- bis langprismatischen Habitus mit bevorzugter Wuchsrichtung entlang der b- und c-Achse ([010] und [001]), was zur Bildung tafeliger Kristalle nach {100} führt, deren Flächen eine charakteristische Streifung parallel zur c-Achse aufweisen.
Kristallstruktur
Pseudobrookit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Bbmm mit den Gitterparametern a = 9,77 Å; b = 9,95 Å und c = 3,72 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Pseudobrookite (englisch)
- ↑ 2,0 2,1 Handbook of Mineralogy - Pseudobrookite (englisch, PDF 69,5 kB)
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Mindat - Pseudobrookite (englisch)
- ↑ IMA/CNMNC List of Mineral Names - Pseudobrookite (englisch, PDF 1,8 MB; S. 233)
- ↑ Mindat - Localities for Pseudobrookite
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 194.
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 521.
Weblinks
- Mineralienatlas:Pseudobrookit (Wiki)