Otto Ambros (Chemiker)

Otto Ambros (Chemiker)

Otto Ambros während der Nürnberger Prozesse

Otto Ambros (* 19. Mai 1901 in Weiden in der Oberpfalz; † 23. Juli 1990 in Mannheim) war ein deutscher Chemiker, verurteilter Kriegsverbrecher und Wehrwirtschaftsführer.

Leben

Ambros, Sohn eines Professors, beendete seine Schullaufbahn mit dem Abitur in München.[1] Ab 1919 war er Zeitfreiwilliger bei einem Freikorps.[2] Ab 1920 studierte er an der Universität München Chemie und Agrarwissenschaft. Nach der 1925 erfolgten Promotion beim Nobelpreisträger Richard Willstätter mit der Arbeit „Über die Einheitlichkeit oder Komplexnatur pflanzlicher Proteasen. Über die proteolytische Wirkung des Kürbissaftes (Cucurbita Pepo)“ war Ambros ab 1926 bei BASF im Werk Oppau tätig. In Fernost verbrachte er 1930 einen einjährigen Studienaufenthalt.[1]

Ab 1934 war Ambros Prokurist bei der I.G. Farben, ab 1935 Geschäftsführer des Bunawerkes in Schkopau und ab 1936 Ludwigshafen im Hauptausschuss „Pulver und Sprengstoffe“ tätig. Er war Giftgas- und Bunaexperte der I.G. Farben im „Sonderausschuß C“ zur Entwicklung chemischer Kampfstoffe. Er ist der Entdecker der nach ihm und seinen Kollegen benannten chemischen Kampfstoffe Sarin und Soman. 1937 trat er in die NSDAP (Mitgliedsnr. 6.099.289) ein und war von 1938 bis zum Kriegsende 1945 Vorstandsmitglied des Technischen und Chemischen Ausschusses der I.G. Farben. Ambros beriet Carl Krauch ab 1940 bei der Erstellung des Vierjahresplans als Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung. Als Wehrwirtschaftsführer für „Chemische Kampfstoffe“ erläuterte Ambros Mitte Mai 1943 im Führerhauptquartier Adolf Hitler persönlich die Auswirkungen der Nervengase Sarin und Tabun.[1] Er war Betriebsführer der Fabrik Dyhernfurth, die Sarin und Soman produzierten sowie der Fabrik Gendorf, die den hautschädigenden chemischen Kampfstoff Senfgas (Lost) herstellte. Ambros, der den „Arbeitseinsatz“ von KZ-Häftlingen befürwortete, besuchte nach 1941 mehrmals das KZ Auschwitz III Monowitz.[2] Er leitete zudem die Abteilung Textilhilfsmittel und den Sonderausschuss Kunststoffe im Reichsministerium für Bewaffnung und Munition.[1] 1944 wurde ihm das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes verliehen.[2]

Nach Kriegsende wurde Ambros 1946 durch die US-Army festgenommen. Ambros war aber noch kurzzeitig in Ludwigshafen Mitarbeiter der BASF, bevor er für den I.G.-Farben-Prozess erneut in Gewahrsam genommen wurde. Walter Dürrfeld und Ambros galten im I.G.-Farben-Prozess als Hauptverantwortliche für das Lager KZ Auschwitz III Monowitz und den dortigen Einsatz von Zwangsarbeitern. Beide wurden zu acht Jahren Haft verurteilt.[3] Ambros wurde 1952 nach drei Jahren Haft vorzeitig aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen.

Nach seiner Freilassung hatte er zahlreiche Aufsichtsratsposten inne: Chemie Grünenthal, Pintsch Bamag, Knoll, Feldmühle, Telefunken. Er war außerdem Berater von Konrad Adenauer, Friedrich Flick und des in einen Asbestskandal verwickelten amerikanischen Konzerns W. R. Grace and Company. Nach seinem Ableben wurde er in einer Todesanzeige durch die BASF/Knoll AG gewürdigt: „Eine ausdrucksvolle Unternehmerpersönlichkeit von großer Ausstrahlungskraft.“[4]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. 1998, S. 22.
  2. 2,0 2,1 2,2 Wollheim Memorial – Biografie Otto Ambros
  3. Bernd Boll: Fall 6: Der IG-Farben-Prozeß. In: Gerd R. Ueberschär: Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943–1952. Fischer, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-596-13589-3, S. 139f.
  4. zitiert bei: Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 15

Literatur

  • Jens Ulrich Heine: Verstand & Schicksal: Die Männer der I.G. Farbenindustrie A.G. (1925–1945) in 161 Kurzbiographien. Verlag Chemie, Weinheim 1990, ISBN 3527281444.
  • Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-10-091052-4.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.

Weblinks