Carl Krauch

Carl Krauch

Dieser Artikel beschreibt Carl Krauch (1887−1968). Zu seinem Vater siehe Carl Krauch senior, zu seinem Sohn siehe Carl Heinrich Krauch.
Krauch in einem Labor bei Bayer 1942
Krauch während der Nürnberger Prozesse, das Namensschild ist jedoch fehlerhaft, da Krauch nicht das von im Namen führte

Carl Krauch (* 7. April 1887 in Darmstadt; † 3. Februar 1968 in Bühl) war ein deutscher Chemiker, Großindustrieller, Wehrwirtschaftsführer im nationalsozialistischen Deutschen Reich und verurteilter Kriegsverbrecher.

Leben

Der Sohn des Chemikers Carl Krauch senior studierte ab 1906 Chemie sowie Botanik an der Universität Gießen und an der Universität Heidelberg. Während seines Studiums wurde er 1906 Mitglied der Burschenschaft Alemannia Gießen. Nach der 1911 erfolgten Promotion war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gießen tätig. Ab 1912 war er bei der BASF beschäftigt.[1] Krauch war nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges Soldat, kehrte jedoch 1915 zur BASF als „unabkömmlich“ wieder zurück und wurde in den Werken Oppau und Leuna tätig.[2] 1919 erhielt er Prokura und wurde 1922 Geschäftsführer der Ammoniakfabriken in Merseburg.[1]

Nach Bildung der I.G. Farben 1925 wurde er dort 1926 stellvertretendes und ab 1934 ordentliches Vorstandsmitglied. Dieses Amt hatte er bis 1940 inne, als er als Nachfolger von Carl Bosch Aufsichtsratsvorsitzender der I.G. Farben wurde. Er leitete ab 1929 die neu geschaffene Sparte Hochdruck-Chemie und war an der 1930 erfolgten Gründung der Joint American Study Company (Jasco) beteiligt.[2]

Bei der I.G. Farben in Berlin leitete er ab 1935 die Vermittlungsstelle Wehrmacht und war somit für die Koordination zwischen der I.G. Farben und den zuständigen Rüstungsbehörden verantwortlich. Krauch war von 1936 bis 1938 Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung des Amtes für deutsche Roh- und Werkstoffe. 1937 wurde er Mitglied der NSDAP.[3] Ab 1939 war er Präsident des Reichamtes für Wirtschaftsausbau im Vierjahresplan und bereits seit 1938 Wehrwirtschaftsführer und Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Erzeugung im Vierjahresplan.[1] In diesen Positionen arbeitete er maßgeblich den Schnellplan aus, mit dem Deutschland für den Herbst 1939 kriegsbereit gemacht wurde. Seit 1939 war er Mitglied des Präsidiums des Reichsforschungsrates und Mitglied des Aufsichtsrates der Kontinentale Öl AG. 1939 verlieh ihm Adolf Hitler das Eiserne Kreuz wegen seiner „Siege auf dem Schlachtfeld der deutschen Industrie“.[4] Am 5. Juni 1943 wurde Krauch das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes überreicht.

Krauch forcierte ab 1937 maßgeblich die deutsche Aufrüstung, insbesondere mit Pulver- und Sprengstoffen[2] (Fa. Eibia)[5] und war so „Schlüsselfigur der Verflechtung von NS-Staat und IG Farben“.[1]

Die Universität Heidelberg verlieh ihm die Ehrendoktorwürde und die Universität Berlin ernannte ihn zum Ehrenprofessor.[2] Zudem war er Senator der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Mitglied der Deutsche Akademie der Luftfahrtforschung.[3]

Edmund Geilenberg, der Organisator des Mineralölsicherungsplans arbeitete mit Carl Krauch zusammen, der für die Chemie zur Herstellung von synthetischem Benzin im Juni 1944 als „Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Erzeugung“ eingesetzt wurde. Das Konzept, das auch Geilenberg-Programm genannt wurde, sollte die Grundversorgung Deutschlands mit Treibstoff für Kriegszwecke sichern helfen, nachdem die Alliierten die ungeschützten Treibstoffwerke im Mai 1944 erfolgreich bombardiert hatten.

Nach Kriegsende wurde Krauch durch die US-Army unter Hausarrest gestellt. Im I.G.-Farben-Prozess wurde er wegen Versklavung von KZ-Häftlingen zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.[1] Er wurde 1950 vorzeitig aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen und war anschließend Aufsichtsratsmitglied der I.G.-Nachfolgegesellschaft Chemische Werke Hüls AG.[3] Krauch war Zeuge im 1. Frankfurter Auschwitzprozess.[2]

Krauch war verheiratet und Vater von fünf Kindern.[2] Sein Sohn Carl Heinrich Krauch (* 14. Sept. 1931 in Heidelberg; † 15. Aug. 2004 in Namibia) übernahm später die Leitung der Hüls AG. Ein weiterer Sohn war der Systemanalytiker und Konzeptkünstler Helmut Krauch (* 2. Mai 1927 in Heidelberg; † 14. Okt. 2010 ebenda).

Literarische Figur

Der Dramatiker Friedrich Wolf schuf 1950 im Drehbuch für den Spielfilm Der Rat der Götter die Figur des Geheimrats Mauch nach dem Vorbild von Krauch.

Im Film Väter und Söhne (1986) spielt Bruno Ganz die Figur Heinrich Beck, in der die Persönlichkeiten von Carl Bosch und Carl Krauch vereint sind und somit auf deren besondere Beziehung eingegangen wird.

Literatur

  • Plaidoyer vor dem Amerikanischen Militärgericht VI in Nürnberg von Dr. Conrad Böttcher, Verteidiger des Professor Dr. Carl Krauch. Nürnberg, 1948.
  • Jens Ulrich Heine: Verstand & Schicksal: Die Männer der I.G. Farbenindustrie A.G. (1925-1945) in 161 Kurzbiographien. Weinheim, Verlag Chemie, 1990. ISBN 3527281444
  • Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, Fischer-Verlag, Frankfurt am Main, 1998, ISBN 3-10-091052-4.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8. (Aktualisierte 2. Auflage)
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 3: I–L. Heidelberg 1999, S. 159–161.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, 1998, S. 276f..
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Wollheim Memorial - Biografie Carl Krauch
  3. 3,0 3,1 3,2 Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2007, S. 335f.
  4. Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Fischer Taschenbuch 2005, S. 336.
  5. http://www.martinguse.de/pulverfabrik/gusepulverfabrik.pdf Martin Guse, Die Pulverfabrik Liebenau 1938 bis 1945 – Ein Überblick