Linneit
Linneit | |
Linneit und Chalkopyrit aus der Grube Victoria bei Littfeld im Siegerland, NRW (Sichtfeld: 7,2 mm) | |
Chemische Formel |
Co2+Co23+S4 |
Mineralklasse | Sulfide und Sulfosalze 2.DA.05 (8. Auflage: II/D.01) nach Strunz 02.10.01.01 nach Dana |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | kubisch-hexakisoktaedrisch $ 4/m\ {\bar {3}}\ 2/m $[1] |
Farbe | grau |
Strichfarbe | grauschwarz |
Mohshärte | 4,5 bis 5,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,5 bis 4,8 ; berechnet: 4,85[2] |
Glanz | Metallglanz |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | uneben bis schwach muschelig |
Spaltbarkeit | unvollkommen nach {001} |
Habitus | |
Zwillingsbildung | entlang {111} |
Linneit, auch als Linnéit, Linnaeit oder unter seiner bergmännischen Bezeichnung Kobaltkies bekannt, ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist.
Linneit kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Co2+Co23+S4 und bildet undurchsichtige Kristalle von meist oktaedrischem Habitus, aber auch körnige bis massige Mineral-Aggregate von hellgrauer bis stahlgrauer Farbe bei grauschwarzer Strichfarbe. Die Kristallflächen frischer Mineralproben weisen einen metallischen Glanz auf. Nach einiger Zeit können diese aber matt oder buntfarbig anlaufen.
Mit Polydymit bildet Linneit eine Mischreihe, bei dem Cobalt durch Nickel ersetzt ist.[3]
Besondere Eigenschaften
Vor dem Lötrohr scheidet Linneit Schweflige Säure, abgeröstet bildet sich eine magnetische Kugel. In Salpetersäure löst sich das Mineral auf, wobei Schwefel abgeschieden wird.[4]
Etymologie und Geschichte
Das Mineral wurde 1832 von François Sulpice Beudant in der Typlokalität, der Bastnäs-Mine in Skinnskatteberg, Västmanland in Schweden gefunden und zunächst Koboldin genannt. Aus dieser Mine, in der viele Seltenerd-Minerale gefunden werden, stammen unter anderem die Erze, aus denen die Elemente Cer und Lanthan erstmals extrahiert wurden.
Der heutige Name wurde 1845 von Wilhelm Ritter von Haidinger nach dem schwedischen Botaniker und Taxonomen Carl von Linné vergeben.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Linneit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur < 1 : 1“, wo er zusammen mit Bornhardtit, Cadmoindit, Carrollit, Daubréelith, Fletcherit, Florensovit, Greigit, Indit, Kalininit, Polydymit, Siegenit, Trüstedtit, Tyrrellit und Violarit die nach ihm benannte „Linneitgruppe“ bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Linneit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die neue Abteilung der „Metallsulfide mit M : S = 3 : 4 und 2 : 3“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 3 : 4“ zu finden ist, wo es zusammen mit Bornhardtit, Cadmoindit, Carrollit, Cuproiridsit, Cuprorhodsit, Daubréelith, Ferrorhodsit, Fletcherit, Florensovit, Greigit, Indit, Kalininit, Malanit, Polydymit, Siegenit, Trüstedtit, Tyrrellit, Violarit und Xingzhongit nach wie vor existierende „Linneitgruppe“ mit der System-Nr. 2.DA.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Linneit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „“. Hier ist er als Namensgeber der „Linneitgruppe (Isometrisch: Fd3m)“ mit der System-Nr. 02.10.01 und den weiteren Mitgliedern Bornhardtit, Cadmoindit, Carrollit, Cuproiridsit, Cuprorhodsit, Daubréelith, Ferrorhodsit, Fletcherit, Florensovit, Greigit, Indit, Kalininit, Malanit, Polydymit, Siegenit, Trüstedtit, Tyrrellit und Violarit innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=3:4“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Es ist eine goldhaltige Varietät des Linneits bekannt. Diese ist bislang nur aus einem Fund in der Santa Fé Mine im mexikanischen Bundesstaat Chiapas bekannt.[5]
Bildung und Fundorte
Linneit bildet sich zusammen mit anderen Nickel- und Cobaltsulfiden in Adern unter hydrothermalen Bedingungen. Es ist vergesellschaftet mit Chalkopyrit, Pyrrhotin, Millerit, Bismuthinit, Gersdorffit, Carrollit, Cattierit, Ullmannit, Markasit, Pyrit, Galenit und Sphalerit.
Weltweit konnte Linneit bisher (Stand: 2011) an rund 200 Fundorten nachgewiesen werden. Neben der Typlokalität Bastnäs im Västmanland fand man das Mineral in Schweden noch bei Smedsbo in Dalarna, Vittangi (Gemeinde Kiruna) in Lappland, Tunaberg (Nyköping) im Södermanland sowie an mehreren Orten in Småland und Västmanland gefunden werden.
In Deutschland wurde Linneit vor allem im Schwarzwald in Baden-Württemberg, in Niederbayern und der Oberpfalz, bei Bellnhausen (Gladenbach) in Hessen, am Rammelsberg in Niedersachsen, im Sauerland und Siegerland, an mehreren Orten von Rheinland-Pfalz, im sächsischen Erzgebirge sowie bei Ronneburg in Thüringen gefunden.
In Österreich fand sich das Mineral am Hüttenberger Erzberg in Kärnten, Stubach in Salzburg sowie an mehreren Orten der Steiermark und Tirol. In der Schweiz trat Linneit unter anderem im Murgtal im Kanton Glarus, bei Trun GR in Graubünden, Molino TI im Kanton Tessin und Ayer (Val d’Anniviers) im Kanton Wallis auf.
Bekannt für seine gut ausgebildeten Kristalle mit bis zu drei Zentimetern Durchmesser ist die Kilembe Mine im Königreich Toro in Uganda.
Weitere Fundorte sind Afghanistan, Argentinien, Australien, Aserbaidschan, Bolivien, Bulgarien, Chile, China, Finnland, Frankreich, Ghana, Indien, Italien, Kanada, Kasachstan, die Demokratischen Republik Kongo, Kroatien, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Namibia, Niederlande, Norwegen, Polen, Rumänien, Russland, Sambia, Simbabwe, Slowakei, Spanien, Südafrika, Tschechien, Ukraine, das Vereinigte Königreich (Großbritannien), die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[6]
Kristallstruktur
Linneit kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe $ Fd{\bar {3}}m $ (Raumgruppen-Nr. 227) mit dem Gitterparameter a = 9,43 Å sowie acht Formeleinheiten pro Elementarzelle. Die Struktur entspricht einer Spinellstruktur, bei der Sauerstoff durch Schwefel ersetzt ist (Thiospinell).
Verwendung
Linneit findet bei lokaler Anhäufung als Cobalterz Verwendung.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Linnaeite (englisch)
- ↑ Handbook of Mineralogy - Linnaeite (englisch, PDF 62,3 kB)
- ↑ Linnaeite-Polydymite Series bei mindat.org. (engl.)
- ↑ Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 449.
- ↑ Auriferous Linnaeite bei mindat.org (engl.).
- ↑ Mindat - Linnaeite (englisch)
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 38.
- Linnaeit in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 1990, 1, 101 (pdf).
Weblinks
- Mineralienatlas:Linneit
- Linneit bei mindat.org (engl.)